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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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nicht tot bist, äi«, meinte er, während er steif und verlegen ihre Umarmung erduldete. »Und der kleine Buschtyp auch.«
    Alle begrüßten sich herzlich und zum Teil tränenreich oder wurden miteinander bekannt gemacht, und es gab eine Flut von Fragen und halben Antworten, die Renie allerdings das Gefühl gaben, noch weniger zu verstehen, was eigentlich geschehen war – anscheinend hatte der Andere sich selbst vernichtet und Jongleur und vielleicht sogar Dread mit in den Tod gerissen. Schließlich wühlte sie sich zu Martine durch, die sich bei dem allgemeinen Gedränge im Hintergrund hielt. Renie schlang die Arme um ihre Freundin, doch das passive Widerstreben der Frau machte sie betroffen.
    »Es war sicher schlimm für dich«, sagte sie. »Ach, Martine, wenigstens sind wir am Leben. Das ist doch etwas.«
    »Das ist sehr viel«, erwiderte die andere leise. »Tut mir leid, Renie. Es freut mich sehr, daß du wohlauf bist – es freut mich für dich und auch für !Xabbu . Am besten, du beachtest mich gar nicht. Ich … ich kann nicht mehr. Das Ende war … sehr schlimm.«
    »Für !Xabbu war es auch schlimm«, sagte Renie. »Ich dachte schon, ich hätte ihn verloren.«
    Martine nickte und richtete sich auf, und jetzt erst hatte Renie das Gefühl, in ihrer Haltung die Gefährtin wiederzuentdecken, die sie kannte. Martine machte sich sacht los, drückte Renie den Arm und begab sich zu !Xabbu . Gleich darauf flüsterten die beiden angeregt miteinander.
    Schon ein Fortschritt, dachte Renie und war erleichtert, wieder etwas Leben in Martines Gesicht zu sehen. Ein besseres Ohr für einen betrübten Menschen konnte sie sich nicht vorstellen.
    »Hört mal her!« Jäh und laut schnitt Florimels Stimme durch das allgemeine Geraune. »Ich freue mich genauso wie ihr über dieses Wiedersehen, aber wir haben Erklärungen versprochen bekommen.« Sie deutete auf Sellars, der die Zusammenkunft mit einem milden, onkelhaften Lächeln beobachtete. »Wie ist es? Ich will raus aus diesem … falschen Universum. Ich will bei meiner Tochter sein. Auch wenn ihr Zustand sich nicht bessert, wie du sagst, kann ich sie doch wenigstens sehen, sie anfassen. Warum sind wir noch hier? Was willst du uns erzählen?«
    Es dauerte einen Moment, bis Renie verstand, was Florimel mit der Bemerkung über ihre Tochter sagte, doch dann traf es sie wie ein Schlag in den Magen. Stephen! Heißt das, daß auch er nicht wieder gesund werden wird? Sie konnte die Vorstellung nicht ertragen. Nach dieser ganzen Zeit, nach allem, was sie durchlitten hatten … es wäre einfach ungerecht. »Nein«, sagte sie. »Das kann nicht sein.«
    »Ich habe nichts dergleichen gesagt«, wehrte Sellars ab. »Ich habe keine Ahnung, was mit den Kindern geschehen wird, die im Koma liegen. Ich habe lediglich gesagt, ich könne nicht versprechen, daß sie wieder gesund werden. Aber die Ursache des Komas ist weg.«
    »Weil der Andere tot ist?« Mit ihrem brüsken, harten Ton konnte Florimel die Angst unter der Oberfläche nicht verbergen.
    »Ja.«
    »Aber das System funktioniert immer noch«, ließ sich der Mann vernehmen, der sich Renie als Nandi vorgestellt hatte, Nandi und noch irgend etwas mit P – der Mann aus dem Kreis nannte sie ihn der Einfachheit halber. Der Mann, der Orlando und Sam geholfen hatte, aus der Ägyptenwelt herauszukommen. »Demnach muß es diese armen Kinder weiterhin … benutzen. Ihr Leben aussaugen wie ein Vampir. Aus dem Grund muß es zerstört werden.«
    »Warte bitte ab, bis du alles verstehst«, beschied ihn Sellars. »Florimel hat recht. Es ist an der Zeit, daß ich den Rest der Erklärung liefere.« Er stieg mit seinem Rollstuhl ein kleines Stück höher in die Luft, damit alle ihn sehen konnten. »Zunächst einmal gibt es, wie ich euch schon sagte, ein neues Betriebssystem, das mit Hilfe der TreeHouse-Techniker und anderer geschaffen wurde – ein sehr viel konventionelleres Betriebssystem. Das Netzwerk braucht keine Schaltung menschlicher Gehirne mehr, um zu funktionieren. Natürlich ist es auch nicht ganz so überwältigend realistisch, aber das kann sich bessern …«
    »Also weil die letzten Überlebenden des Konzentrationslagers bald freikommen oder auch noch sterben, soll das Lager selbst offenbleiben?« Nandi war empört. »Vielleicht eine Ferienanlage werden?«
    »Das Problem ist ein wenig komplexer«, entgegnete Sellars. »Kindergehirne wurden dazu benutzt, dieses System zu betreiben, aber die bedauernswerten Opfer sind nicht die Kinder, die wir

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