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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Terence.«
    »Aber ihr wißt noch nicht genau, wofür sie den Märtyrertod gestorben sind«, erwiderte Sellars unbeeindruckt. »Deshalb schlage ich vor, wir verschieben dieses Gespräch, bis ihr es wißt.«
    »Wir sind keine Kinder wie die meisten deiner angeblichen Freiwilligen.« Nandi rümpfte die Nase. »Und wir haben vor unseren Soldaten keine Geheimnisse. Wir lassen uns nicht durch große Worte oder Spiegelfechtereien von unserer Überzeugung abbringen.«
    »Gut«, meinte Sellars. Er lachte müde. »Möchte mich sonst noch jemand anschreien?«
    »Wir hören zu«, sagte Sam. Der Wortwechsel zwischen Sellars und Nandi machte sie nervös, obwohl sie nicht ganz sicher war, daß sie den Gegenstand des Streits begriff. Wieso sollte jemand das Netzwerk abschalten wollen, zumal wenn es jetzt keine Gefahr mehr darstellte? Es war riesengroß und teuer und in jeder Hinsicht total einmalig. Außerdem, muß es nicht von … Wissenschaftlern erforscht werden? fragte sie sich. Irgendso Leuten?
    »Ich versteh das immer noch nicht«, warf Orlando dazwischen. »Wieso hat der Andere so lange gekämpft und dann einfach aufgegeben? Wenn er das alles aus seinen eigenen Gedanken geschaffen und sich solche Mühe gegeben hat, die Kinder hier zu schützen, warum hat er dann nicht noch ein bißchen länger gekämpft? Und wieso waren ihm auf einmal die Kinder so wichtig, wo er es doch war, der sie überhaupt erst entführt hat?«
    »Einen Teil der Antwort darauf habe ich schon gegeben«, erklärte Sellars. »Der Andere wurde so lange gequält, daß er zuletzt verzweifelte.« Er fand sein Lächeln wieder. »Aber das übrige gehört zu deiner Frage vorher, zu dem Teil, den ich, wie gesagt, später beantworten möchte, wenn wir unten angekommen sind.«
    »Herrje«, rief Orlando. »Wie lange sollen wir denn noch warten?«
    »Genug.« Es war Martine. »Ich habe genug von diesem Geschwätz.« Sie schaute nicht auf, ihre Stimme klang hohl und ausgebrannt. »Ihr zankt euch herum, und ihr stellt Fragen, und dabei hat das alles nichts mehr zu besagen. Ein guter Mensch ist tot. Paul Jonas ist tot.« Jetzt hob sie den Kopf. Sam meinte, eine ungewöhnliche Heftigkeit in der Art wahrzunehmen, wie sie Sellars den Kopf zudrehte. »Wer hat ihn in diesem Albtraum zum Leben erweckt, ohne ihn aufzuklären oder um Erlaubnis zu fragen? Du. Wird dies alles ihn zurückbringen? Nein. Dennoch platzt du fast vor Stolz. Du bist zufrieden, daß alles so gut gelaufen ist. Und wir trotten unterdessen in diese Hölle ohne Boden hinab, trott, trott, trott. Laß uns heimkehren, Sellars. Laß uns zurück in unsere Löcher kriechen und unsere Wunden lecken.«
    Ein neuer Ausdruck huschte über das vernarbte Gesicht des alten Mannes, überrascht und bekümmert zugleich. »Ich wollte keinesfalls respektlos gegen Paul Jonas erscheinen, Frau Desroubins. Wir müssen ihn noch ordentlich betrauern, wie er es verdient hat, da hast du recht. Doch ich versichere dir, daß dies kein Gang ist, auf den ich euch leichten Herzens führe.« Er wandte sich den anderen zu. »Und es gibt einen Boden. Ich bin zu Recht an etwas erinnert worden, das ich in der ganzen Aufregung vergessen hatte. Es ist nicht notwendig, daß ihr … trottet.«
    »Was soll das heißen?« fragte Florimel.
    »Dies.« Und plötzlich fühlte Sam sich zu ihrer großen Überraschung emporgehoben wie durch ein perfektes Zusammenwirken der Luftmoleküle, ohne spürbaren Druck an einer bestimmten Stelle, und im nächsten Moment hing sie über dem tiefen, dunklen Abgrund, neben sich die mehr oder weniger erschrocken zappelnden und strampelnden anderen.
    »Runter!« schrie T4b und schlug wie ein Wahnsinniger um sich. »Zurück!«
    »Vorher war diese Ebene hier nicht … verbunden mit dem Ort, wo wir hinwollen. Jetzt ist das alles relativ einfach, relativ … real.« Sellars nickte. »Ich hatte leider ganz vergessen, wozu ich imstande bin – daß ich die Fähigkeit gewonnen habe, das Netzwerk zu lenken. Ihr habt euch unnötig abmühen müssen. Ich bitte um Entschuldigung.«
    Auf einmal fiel Sam nach unten, nicht wie ein Stein, aber auch nicht wie eine Feder. T4b stieß eine Reihe überaus origineller Flüche aus, während er seinerseits durch die Dunkelheit stürzte. An allen Seiten sah Sam die Körper ihrer Gefährten, und alle bewegten sich im selben Tempo abwärts. Winzige gelbe Äffchen hoben flatternd von ihren Haaren und Schultern ab, schafften es aber nicht, gegen die Kräfte, die sie alle zogen, zurück nach oben zu

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