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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Renie wieder, in dem Sternenmeer zu ertrinken, dann zog sich die Wolke zu einem einzigen Punkt zusammen, so daß es ganz dunkel in der Höhle wurde. Hinter ihr schnappte jemand nach Luft. Der einzelne Punkt leuchtete auf, verglomm, leuchtete abermals auf, und trotz seiner Winzigkeit war dieser Lichtpuls so stark, daß Renie nicht direkt darauf schauen konnte. Dann zog er sich mit einer Energieexplosion, die sie durch ihren ganzen Körper spürte, blitzartig zu einer diamantklar schimmernden Linie in die Länge und schoß glitzernd zum schwarzen Himmel empor. Es dauerte nur einen Herzschlag, dann war der Spuk vorbei.
    Sie haben uns verlassen, begriff sie. Jetzt sind wir nicht mehr von Bedeutung. Nur noch sie.
    Und wie sie da in der Dunkelheit stand, umgeben von ihren Gefährten, die alle schwer atmeten, zum Teil sogar schluchzten, mußte sie plötzlich an ihren Vater denken – an ihren nörgelnden, lästigen Vater, der ihr dennoch alles gegeben hatte, was er zu geben verstand.
    Oder vielleicht werden wir ihnen eines Tages wiederbegegnen, dachte sie und wunderte sich, daß sie schon wieder weinen mußte. Da draußen irgendwo, irgendwann. Und vielleicht haben sie uns dann noch in Erinnerung.
    Vielleicht sogar in guter Erinnerung.

Fünf
Erben
    Dies ist ein Märchen, das von den Wundern der Elektrizität handelt, geschrieben für Kinder dieser Generation. Doch wenn meine Leser eines Tages erwachsene Männer und Frauen sind, kann es sein, daß meine Geschichte ihren Kindern gar nicht mehr wie ein Märchen vorkommt.
    Vielleicht werden eines, vielleicht zwei, vielleicht sogar mehrere der Geräte des Dämons zu dem Zeitpunkt schon in allgemeinem Gebrauch sein.
    Wer weiß?
     
    L Frank Baum, The Master Key

Kapitel
Keine Versprechungen
    NETFEED/NACHRICHTEN:
    Präsident Anford bei guter Gesundheit
    (Bild: Anford winkend beim Verlassen des Bethesda Naval Hospital)
    Off-Stimme: Zum erstenmal in seiner Amtszeit hat US-Präsident Rex Anford erklärt, er fühle sich gesund und fit, und seine Ärzte bestätigen das. Anford, der lange an einer geheimnisvollen Krankheit litt, die Anlaß zu Gerüchten über heimliche Alkohol- und Drogenprobleme oder unheilbaren Krebs gab, lebte seit seinem Amtsantritt die meiste Zeit völlig zurückgezogen und überließ seinem Vizepräsidenten einen Großteil der öffentlichen Regierungsverpflichtungen. Jetzt gibt Anford bekannt, daß er wohlauf ist und daß sich die Dinge ändern werden.
    (Bild: Anford bei der Medienkonferenz in Rose Garden)
    Anford: »Es geht mir gut. Ich bin geheilt. Ich habe mich schon seit Jahren nicht mehr so wohl gefühlt. Es gibt noch vieles, was ich tun möchte, und Gott sei Dank habe ich auch noch ein wenig Zeit dazu …!«
     
     
    > »Ich hab Angst«, sagte der kleine Junge zu ihr.
    Es war kein Licht im Zimmer, und ihr war auch nicht ganz geheuer, aber das wollte sie nicht zugeben.
    »Ich hab Angst vor der Dunkelheit«, sagte er.
    »Wenn ich Angst habe, drücke ich Prinz Pikapik an mich«, sagte sie. »Er ist ein Spielzeug, ein sprechender Otter. Manchmal schlüpfe ich unter die Decke, und dann denke ich mir, das Licht ist an, und es ist bloß deshalb dunkel, weil ich unter der Decke bin.«
    »Die Decke ist über allem«, erklärte ihr der kleine Junge.
    »Manchmal erzähle ich mir selbst eine Geschichte, wie die von den drei Bären, allerdings wenn ich Angst habe, müssen Goldlöckchen und die Bären am Schluß Freunde sein.«
    »Ich weiß keine Geschichten mehr«, meinte der kleine Junge. »Ich wußte mal eine, aber jetzt hab ich sie vergessen.«
    Sie wußte nicht, warum es immer noch so dunkel war. Sie konnte sich nicht erinnern, warum sie dort war oder warum dieser kleine Junge bei ihr war. Sie meinte sich an einen Fluß aus glitzrigem Licht zu erinnern, aber sie war sich nicht sicher. Da war auch noch ein anderer Junge gewesen, einer mit einer Zahnlücke, aber der war irgendwohin verschwunden. Cho-Cho. So hieß er. Doch im Augenblick war sie mit diesem traurigen, ängstlichen Jungen allein, diesem kleinen Fremden.
    »Wenn ich mich ganz, ganz doll fürchte, rufe ich meine Mami«, sagte sie. »Dann kommt sie und küßt mich und fragt, ob ich schlecht geträumt habe. Dann ist es gar nicht mehr schlimm.«
    »Ich hab Angst, zu meiner Mami zu gehen«, erwiderte der kleine Junge. »Was ist, wenn sie mich nicht mag? Wenn sie denkt, ich bin schlecht?«
    Sie wußte nicht, was sie darauf sagen sollte. »Und manchmal, wenn ich doll Angst vor der Dunkelheit habe, singe ich ein

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