Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
beim Vornamen genannt hatte. Das erschreckte sie. Es hieß, daß sie keine guten Aussichten hatte, durchzukommen.
     
    »Du siehst okay aus, Skouros. Nicht allzu braun und ein bißchen dünn, aber das wirst du verschmerzen können.«
    »Klar. Schöne Blumen sind das. Danke.«
    »Ich komme jeden Tag her. Meinst du, ich bring dir immer noch Blumen mit? Die sind von deiner angebeteten Kellnerin.«
    »Elisabetta?«
    »Wie viele Kellnerinnen kennst du so gut, daß sie dir Blumen schicken lassen und einen Sherlock-Holmes-Teddybär.« Er schüttelte den Kopf. »’nen Teddybär. Ich hab so meine Zweifel, Skouros.«
    »Ich schätze mal, ich werd’s überleben, was?«
    Er zog eine Augenbraue hoch.
    »Weil du mich wieder mit dem Nachnamen anredest.« Sie schob sich zittrig etwas Eis in den Mund, und selbst diese kleine Armbewegung schmerzte. Die Wunde in ihrem Rücken ging tief – zeitweise hatte sie den Eindruck, sie bis zum Brustbein zu spüren –, und sie kam sich wie Zuckerwatte vor, genauso leicht wegzupusten. Sie fragte sich, ob sie sich jemals wieder normal fühlen würde. »Du hast noch keinen Ton rausgelassen, Stan. Sag mir, was passiert ist. Er ist entwischt, stimmt’s?«
    Er machte ein erstauntes Gesicht. »Johnny Dread? Nein, ist er nicht. Wir haben ihn, und wir haben seine Dateien. Er ist der Real Killer, Calliope. Was meinst du, warum ich hier Tag für Tag sitze? Bloß weil ich dein Partner bin und dich liebe?«
    »Etwa nicht deshalb, weil du mich liebst?«
    »Na ja, vielleicht. Aber die ganze Journalistenblase von New South Wales versucht hier reinzukommen. Ach, Quatsch, von ganz Australien. Einer hat sogar ’ne automatische Flugkamera unter dem Deckel von deinem Früchtebecher reingeschmuggelt. Du hast geschlafen, deshalb hast du nicht gehört, wie ich das Scheißding gejagt hab, bis ich es endlich mit ’ner Zeitschrift zerklatschen konnte.«
    »Doch, das hab ich gehört.« Sie konnte die aufsteigende Freude nicht unterdrücken – was interessierte sie Narbe, Lungendurchstich, Atemschlauch! »Wir haben ihn?«
    »Bombenfest. Weißt du, wie der Real Killer die Überwachungskameras ausgeschaltet hat? Tja, im Grunde genommen gar nicht. Irgendwie hat er die Bilder auf sein eigenes System umgelenkt. Verdammt clever. Wie er das gemacht hat, wissen wir immer noch nicht. Und er hat sie alle aufgehoben – seine eigene kleine Hall of Farne.« Stan schüttelte den Kopf. »Das kranke Arschloch hat auch noch daran rumgedoktert – sie mit Musik untermalt, sogar das alte Knastfoto seiner Mutter am Ende von einem der Morde reineditiert. Rat mal, von welchem?«
    »Von welchem Mord? Merapanui?«
    »Bingo.«
    »Aber wir haben ihn, ja? Und wir haben handfeste Beweise.« Als sie lachte, war es, als ob jemand ihr einen spitzen Stock in den Rücken zwirbelte, doch das war ihr egal. »Das ist großartig, Stan.«
    »Yeah.« Da war ein Zug in seinem Gesicht, der ihr nicht gefiel. »Falls er je wieder rauskommt, sitzt er bis an sein seliges Ende.«
    »Wieder … rauskommt? Was soll das heißen?«
    Stan stützte das Kinn auf die zusammengelegten Finger. »Katatonische Starre. Er kann sich nicht bewegen, nicht reden. Liegt mit offenen Augen im Koma. Die Einheit, die deinen Notruf aufgefangen hat, hat ihn so gefunden.«
    »Was?« Ihre Freude schlug ins Gegenteil um. Ein Grauen wehte sie an, ein kaltes Prickeln im Nacken. »Das ist nicht echt, Stan, er verstellt sich bloß. Ich schwör’s. Ich kenne das Schwein mittlerweile.«
    »Er ist von Ärzten untersucht worden. Er verstellt sich nicht. Und auf jeden Fall gelten strengste Sicherheitsmaßnahmen, bis die Jungs und Mädels in den oberen Etagen beschließen, was mit ihm werden soll. Bewachung rund um die Uhr. An ein Schizobett gefesselt.« Stan Chan stand auf und strich sich die Falten aus der Hose – anscheinend konnten selbst Mikrofasern im Krankenhaus leiden. »Er war online, als sie ihn fanden. Sie denken, es könnte irgendein schwerer Chargeschaden sein, vielleicht einer von diesen neuen indonesischen Hämmern, aber total danebengegangen.« Er sah den Blick in ihrem Gesicht. »Ehrlich, Skouros, mach dir keine Sorgen. Er mimt das nicht, doch selbst wenn, würde ihm das nichts nützen. Er ist der größte Fang seit Jahren.« Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. »Du bist sowas wie’n Held, Skouros. Hast du mich deshalb nicht mitgenommen?«
    »Klar.« Sie versuchte, auf ihn einzugehen, auch wenn ihr gar nicht danach zumute war. »Klar, ich hab mir gesagt: Wenn ich meinen

Weitere Kostenlose Bücher