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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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starrten, trat der falsche Klement auf das Lichtwesen zu und floß ebenfalls in dieses hinein. Als die Verschmelzung abgeschlossen war, sah die leuchtende Erscheinung ein wenig menschlicher aus.
    Aber nicht viel, dachte Renie matt. !Xabbu hielt ihre Hand, und sie war froh darüber.
    Sie … spüren euch. Die Stimme kam aus dem Nichts, aber sie war so beklemmend ausdruckslos wie vorher die des Klementwesens. Sie warten. Sie möchten frei sein.
    »Dämonen!« schrie Nandi aufgebracht. »Du hast Dämonen erschaffen, Sellars, und jetzt sollen wir mit ihnen verhandeln?« Er drehte sich um und flüsterte Bonnie Mae Simpkins etwas zu, deren Augen geschlossen waren und deren Lippen sich bewegten – weil sie betete, vermutete Renie.
    Sie … die Nächsten … möchten frei sein, wiederholte die körperlose Stimme. Jetzt, wo wir ihnen gegeben haben, was sie brauchten. Sie verstehen, daß sie weggehen müssen, genau wie die ersten Menschen weggegangen sind.
    »Die ersten Menschen?« Renie spürte, wie !Xabbu neben ihr erstarrte. »Ist das nicht aus deinen Geschichten …?« fragte sie ihn.
    Der Allverschlinger ist fort, sprach die eintönige Nemesisstimme weiter, aber dies hier ist nicht mehr ihr Zuhause. Sie möchten weggehen und die Geschichten mitnehmen, die ihnen … Verständnis gebracht haben. Wie Großvater Mantis und die Klippschlieferin, wie ihr Kind, der Regenbogen, und seine Frau, das Stachelschwein, werden sie fortziehen in eine neue Heimat. Dies hier ist nicht mehr ihr Zuhause.
    »So etwas«, sagte !Xabbu mit stiller Verwunderung. »So etwas aber auch.«
    »Aber sie können nirgends hin«, wandte Sellars müde ein. »Sie könnten eine Bedrohung für uns werden, selbst wenn sie das gar nicht beabsichtigen oder nicht einmal verstehen. Wir können sie nicht frei ins Netz lassen.«
    Nein, sagte die Stimme feierlich. Nicht in … das Netz. Hinaus. Sie werden … hinausgehen. Auf dem himmlischen Fluß. Dem himmlischen Lichtfluß. Sie fühlen es. Es liegt in eurer Macht. Laßt sie gehen.
    »Sie reden von deinen Geschichten«, sagte Renie atemlos. Sie konnte es immer noch nicht fassen. »Von deinen Geschichten, !Xabbu . Wo haben sie die her?«
    Er blickte wie vom Donner gerührt, doch in seinen Zügen arbeitete noch etwas, etwas, das Renie sich nicht deuten konnte. Sie nahm wieder seine Hand.
    Nemesis wandte sich ihr und !Xabbu zu. Ja. Deine Erklärungen wurden gehört. Vorher wußten die Nächsten nicht, warum sie da waren, was sie … bedeuteten. Dann hörte Nemesis Zwei dich vom Schuhleder des Regenbogens sprechen, und alles war verstanden. Wir berichteten den Nächsten von dir und deiner Erklärung, und sie wollten mehr erfahren. Das Betriebssystem gab ihnen dein Wissen von dem, was ist und was sein soll. Jetzt wissen sie. Jetzt können sie leben.
    »Was meinen sie mit diesem Lichtfluß?« fragte Florimel Sellars. »Den blauen Fluß? Aber der ist ein Teil des Netzwerks. Du hast doch schon gesagt, es sei kein Verlaß darauf, daß sie im Netzwerk bleiben.«
    »Nicht Lichtfluß«, schaltete sich Martine ein. »Himmlischer Lichtfluß, hieß es.« Sie wandte sich dem Mann im Rollstuhl zu. »Du weißt, was das ist.«
    Sellars sah sie an, und seine Augen wurden plötzlich ganz weit. »Die Cäsiumlaser – die Datenstrahlen zum Satelliten des Andern. Ein Ende ist noch in Betrieb, obwohl der Turm der J Corporation und der Satellit fort sind.« Er war mit einemmal hellwach. »Sie können mit dem Laser fliegen, natürlich! Sie sind schließlich nur Daten!«
    »Wohin denn?« fragte Kunohara. »Für alle Zeit in den kalten Weltraum hinaus, in den sicheren Tod? Das ist keine Lösung.«
    »Sie werden nicht sterben«, widersprach Sellars. »Sie sind Information. Solange das Licht sich fortbewegt, werden sie dort sein. Wenn sie auf ein geeignetes Medium treffen, ein Magnetfeld vielleicht oder gar Kristallstrukturen in einem Asteroiden, werden sie ein Zuhause haben. Und wenn das Licht lange genug unterwegs ist und sie sich weiterentwickeln, können sie sich unter Umständen sogar auf eine Art und Weise fortpflanzen, die wir uns nicht einmal vorstellen können!«
    »Du meinst anscheinend, damit wäre alles gelöst«, sagte Nandi. »Aber dem ist nicht so. Diese Kreaturen haben nicht das Recht zu existieren. Sie verstoßen gegen den Willen Gottes.«
    »Kann er mit recht haben«, meinte T4b, aber nicht mit der allerfestesten Stimme. »Vielleicht kann Gott nur Typen leiden, die was anhaben, tick? Typen mit Körpern, irgendwie.«
    Nandi

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