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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Seine Gedanken rasten so wild wie sein Herz. Ich habe mich selbst zum Tode verurteilt. Ich kann nichts für sie tun, und jetzt muß ich mit ihnen sterben.
    Die Skorpionspinne machte einen knackenden Schritt auf ihn zu. Der Geißelfühler streifte seine Brust und warf ihn beinahe um. Schon baute sich der Schatten drohend über ihm auf, die Beine beiderseits ausgestellt wie schiefstehende Bäume. Er sah, wie die gewaltigen Fangarme sich langsam nach vorn spannten und wieder zurückschnappten.
    Bevor er die Augen vor dem Grauen seines sicheren Endes verschließen konnte, fuhr die Spinne urplötzlich herum. Eine winzige Menschengestalt war unter dem Blatt hervorgestürzt und stolperte über den holperigen Boden davon. Die Geißelspinne setzte ihr mit unglaublicher Geschwindigkeit nach.
    Die kleine kreischende Gestalt brach in die Knie, als die vielbeinige dunkle Masse sich über sie legte. Das Vorderteil der Spinne stieß nach unten, und die Fangarme griffen sich die strampelnde Beute, zerstachen und zerquetschten sie bis zur Unkenntlichkeit, bevor sie sie den grausam malmenden Mundwerkzeugen zuführten.
    Paul konnte nur mit ohnmächtigem Entsetzen zusehen. Verfolgung und Tötung hatten nicht mehr als Sekunden gedauert. Einer seiner Freunde war tot, und schon drehte sich das riesige Ungeheuer Bein für Bein wieder nach ihm um.
    Da stürzte etwas aus den Bäumen herab, eine dunstige weiße Säule, die die Bestie platt auf den Boden drückte. Eis bildete sich auf ihrem Rückenschild und kristallisierte sich in körnigen Batzen an den Beingelenken.
    »Alle sieben Höllen, hier funktioniert überhaupt nichts mehr!« krächzte Kunoharas Stimme Paul ins Ohr, und auf einmal stand der Mann selbst neben ihm. Ohne sich um die tiefgefrorene Riesenspinne zu kümmern, packte Kunohara Paul an der Schulter und winkte dann den noch unter dem Blatt kauernden Leuten zu. »Kommt heraus!« rief er. »Kommt und faßt euch an den Händen! Ich weiß nicht, wie weit mein Schutzfeld reicht.«
    Vor Schock noch ganz schwindlig beobachtete Paul, wie drei Schemen ins Freie gewankt kamen. Jemand umklammerte seine Hand. Gerade ging die nächste Regenlawine nieder und wirbelte allerlei Laubreste durch die Luft, da verschwand alles mit einem Schlag.
     
    Er lag bäuchlings auf den virtuellen Tatamimatten des Blasenhauses im Dunkeln, von anderen Körpern umgeben. Gleich darauf glühten die Lichter auf, und Paul kroch auf die stöhnende Gestalt direkt neben sich zu.
    »War’n das für Fenblaff?« sagte ein großer Schatten, und seine Kleider gaben ein feuchtes Geräusch von sich, als er sich aufsetzte. »Und wo sind wir jetzt?«
    Angesichts der Tatsache, daß T4b ihn bei ihrem letzten Zusammensein hatte erwürgen wollen, hätte Paul nie vermutet, daß er sich so über ein Wiedersehen freuen würde, aber als er die blaß schimmernde Hand aus dem weiten einteiligen Anzug ragen sah, hätte er ihn am liebsten umarmt. Er stupste den dünnen, schwarzhaarigen Sim an, eine ganz andere Erscheinung als der trojanische Krieger, den Paul kannte. »Javier? Das bist du doch, nicht wahr? Wer ist sonst noch da? Wo ist Martine?«
    »Paul Jonas?« Das war Florimels Stimme. »Ja, wo ist Martine?«
    »Da drüben.« T4b kniete sich neben die dritte Gestalt. »Sieht nicht doll aus, äi.«
    Martine Desroubins mußte heftig husten, bevor sie sprechen konnte. »Ich werd’s überleben. Der Übergang … das war fast zuviel. Paul Jonas, bist du das wirklich? Wo sind wir? Ich begreife gar nichts mehr.«
    »Ja, ich bin’s.« Er hatte ein paarmal nachgezählt, aber es wurden nicht mehr als drei. Er scheute vor der nächsten Frage zurück, aber er mußte sie stellen. »Wo sind die andern? Hat dieses Scheusal… hat die Spinne sie alle gefressen?«
    Florimel setzte sich aufrecht hin. Ihr Sim war der einer unscheinbaren Frau mittleren Alters, aber sie war an dem verletzten Auge und dem fehlenden Ohr zu erkennen. »Renie, !Xabbu , Orlando und Fredericks haben wir nicht mehr gesehen, seit… seit dieser unbegreiflichen Szene auf dem schwarzen Berg.«
    Paul überlegte fieberhaft, welchen der Gefährten er vergessen haben konnte. »Aber wer …? Ich hab doch gesehen, daß das Monster einen erwischt hat…!«
    »Das war einer von der Gralsbruderschaft«, antwortete Florimel. »Jiun hieß er. Wahrscheinlich dachte er, er könnte entkommen, als die Spinne durch dich abgelenkt war. Das war ein Irrtum.« Sie blickte sich abermals um. »Wo sind wir hier? Wie sind wir hergekommen?«
    »Jiun

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