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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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nur Wischiwaschi, Mensch. Wir könnten deine Strafe um drei bis fünf Jahre drücken, wenn du uns was Brauchbares über John Dread erzählen würdest.«
    Er sah sie eine ungewöhnlich lange Zeit an. Stan Chan setzte an, etwas zu sagen, aber Calliope tippte unterm Tisch sein Knie an zum Zeichen, daß er sich noch gedulden sollte. 3Big fingerte wieder an seinen Narben herum, seufzte, dann legte er beide Hände auf den Tisch.
    »Okay, Frau«, sagte er langsam. »Ich erzähl dir was. Ich weiß gar nix über Dread. Aber selbst wenn ich was wüßte, würd ich keinen Ton sagen. Nicht für gute Führung, nicht für fünf Jahre weniger, nicht für gar nix.«
    »Aber wenn er tot ist…«
    Er schüttelte den Kopf. Seine Augen waren jetzt hinter den langen Wimpern verborgen wie ein Puma im Schilf. »Scheißegal. Du kennst Dread nicht, hast ihn nie erlebt. Wenn du den verpfeifst, steht er aus dem Grab auf und murkst dich dreifach ab. Wenn einer’n Mopaditi ist und kommt wieder und ext dich im Dunkeln, dann Dread.«
    »Mopaditi. Was bedeutet das?«
    Er war inzwischen vollkommen auf Distanz gegangen und betrachtete die beiden Polizisten wie aus den Tiefen einer Höhle. »Geist. Wenn einer tot ist, aber er geht nicht weg. Ich will jetzt in die Zelle zurück.«
     
    »Tja, das war wohl nichts.« Stan Chan wartete geduldig.
    »Moment noch.« Calliope zog ihren Ohrenstöpsel heraus und steckte ihn in den gefütterten Schlitz in ihrem Pad. Sie fragte sich wieder einmal, ob sie sich nicht doch langsam eine Can leisten sollte. Es war umständlich, ständig das Pad mitzuschleppen, selbst das neue, waffeldünne Krittapong, das sie sich selbst zum Geburtstag geschenkt hatte. »Doktor Jigalong ist nicht zu erreichen. Ich hab ihr in der Arbeit und zuhause auf den Automat gesprochen.«
    »Wegen ›Mopaditi‹?«
    »Klar. Das ist mir im Straßenslang bis jetzt noch nicht untergekommen. Dir?«
    »Nein.« Er legte seine Füße auf den Tisch. »Das wären jetzt – wieviel? Acht, neun Leute, die wir durch die Mangel gedreht haben. Viel rausgekommen ist dabei nicht.«
    »Ein bißchen was hat’s gebracht.«
    Stan zog die gewohnte Braue hoch. »Du meinst, weil er ein Abowort benutzt hat? Für den Fall, daß du’s nicht gemerkt hast, Skouros, der Typ stammt tatsächlich von Aborigines ab. Sagst du nicht auch ab und zu Sachen wie ›Hopa!‹ oder ›Retsina‹ oder sogar ›Akropolis‹? Selbst mir unterläuft gelegentlich mal ein Sinoausdruck – ich glaube, erst neulich hab ich ›Rundauge‹ zu dir gesagt…«
    »Er ist zusammengezuckt, als die Rede auf Johnny Dread kam. Er war überrascht.« Und da war noch etwas anderes gewesen, irgendeine Kleinigkeit, aber sie kam nicht darauf, auch wenn sie ihr Gehirn noch so sehr zermarterte.
    »Na ja, der Kerl ist offiziell tot. Kann einen doch überraschen, nach jemandem befragt zu werden, von dem du dachtest, er ist hinüber.«
    »Kann sein. Aber etwas an seiner Reaktion war komisch. Vielleicht ist ihm auf der Straße was zu Ohren gekommen.«
    »›Vielleicht‹ bringt uns nicht weiter, Skouros. Was jetzt? So entzückend es irgendwo ist, aber unser Vorrat an Pack, das wir noch pestern können, geht zur Neige.«
    Ratlos und niedergeschlagen ließ Calliope den Kopf hängen. Jetzt, wo das Koffein endlich abgebaut und nichts anderes an seine Stelle getreten war, fühlte sie sich nur noch zum Kotzen.
     
    Übernächtigt saß sie zuhause auf der Couch und holte sich das Verhör aus dem Polizeisystem auf ihren Wandbildschirm. Sie hatte beschlossen, sich zu ihrem eigenen Besten von Bondi Baby fernzuhalten, gar nicht einmal so sehr, weil es sie quälte, daß ihr Interesse an der Kellnerin Elisabetta fast schon zur Obsession geworden war, als aus der beschämenden Erkenntnis heraus, daß sie dabei war, eine Schwäche für den klebrig süßen Nachtisch in dem Lokal zu entwickeln.
    Auf die Art wirst du nie abnehmen, Skouros, sagte sie sich. Bleib lieber brav daheim. Sie war seit Tagen nicht mehr einkaufen gewesen, so daß es außer Knäckebrot wenig gab, was ihre Entschlossenheit hätte ins Wanken bringen können. Sie sah sich das Verhör von vorne bis hinten an und sprang dann zu der Stelle zurück, wo der Name ihres Verdächtigen zum erstenmal gefallen war.
    »Ach der – John More Dread?« sagte 3Big. Calliope stellte zurück und ließ es ihn noch einmal sagen. »…Dread meinste?«
    Das ist es! dachte sie. John More Dread. Die Variante kannte ich noch nicht. Aber warum war ein Alias mehr, zumal bei einem Mann, der

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