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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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die Lippen. »Bitte, Herr Ramsey, nebenan schlafen zwei kleine Kinder.«
    Ramsey schloß die Augen und ließ sich in seinen Sessel zurücksinken. »Entschuldigung. Tut mir leid.«
    Sellars lachte. »Habe ich behauptet, ein Außerirdischer zu sein, Herr Ramsey? Nein, ich sagte, mein Spitzname sei ›der Mann vom Mars‹ gewesen.« Er hielt sich den Lappen dicht an den Mund, atmete ein und tauchte ihn dann in eine Tasse, bevor er ihn wieder an den Mund führte. »Es ist eine interessante Geschichte und könnte dir unter Umständen helfen, die merkwürdigen Mitteilungen, die ich dir heute schon gemacht habe, ein bißchen besser zu verstehen.«
    »Selbst wenn du behauptest, der Großherzog von Alpha Centauri zu sein«, sagte Ramsey, »merkwürdiger kann es, glaube ich, kaum mehr werden.«
    Sellars sah ihn freundlich an, dann Kaylene Sorensen, die sich neben ihren Mann auf die Couch gesetzt hatte. »Ihr habt alle eine harte Zeit hinter euch. Ich hoffe, ihr begreift, wie wichtig es ist…«
    Ramsey räusperte sich vernehmlich.
    »Ja, Entschuldigung. Ich hatte in letzter Zeit kaum andere Gesellschaft als Cho-Cho und somit nicht viel Übung im Gespräch mit Erwachsenen.« Er streckte seine knotigen Finger. »Zuerst möchte ich Herrn Ramsey versichern, daß ich von Geburt nicht weniger ein Mensch bin als jeder andere, einerlei was mir seither widerfahren ist. Außerirdisch kann viel bedeuten, aber ich bin definitiv von dieser Erde, nicht von woanders.
    Die ersten dreißig Jahre meines Lebens etwa war das einzig Interessante, was es über mich zu sagen gab, die schlichte Tatsache, daß ich Pilot war, Kampfpilot. Ich flog für die US Navy im Nahen Osten und später im Taiwankrieg, und in Friedenszeiten bildete ich neue Piloten aus. Ich war nicht verheiratet, war nicht einmal sonderlich eng mit meinen Kameraden befreundet, obwohl ich ihnen im Gefecht Tag für Tag mein Leben anvertraute und sie ihres mir. Ich war Marineflieger. Das war mein Leben, und ich war damit mehr oder weniger zufrieden.
    Das war, noch bevor einer von euch auf der Welt war, daher werdet ihr euch wahrscheinlich kaum an das Ende des sogenannten bemannten Raumflugs erinnern. Die privaten Konsortien, die dieses Programm überwiegend finanzierten, kamen zu dem Schluß, daß mit Satelliten und robotisiertem Abbau der Bodenschätze anderer Planeten viel mehr Geld zu machen war, als wenn man einen lebendigen Menschen in ein Raumschiff setzte und irgendwo hinschickte. Außerdem schenkte die Weltbevölkerung der ganzen Angelegenheit keine besondere Beachtung mehr – ich denke, in gewisser Weise vollzog die Menschheit eine Wende nach innen. Doch der Wille zur Erforschung und Kolonisierung erlahmte nicht völlig, und ein ziemlich verschwiegenes Projekt wurde weitergeführt, nachdem die übrigen, in der Öffentlichkeit bekannteren Unternehmungen eingestellt worden waren. Es mußte natürlich privat finanziert werden, unterstand aber dennoch nominell der Regierung der Vereinigten Staaten, da zu der Zeit die UN noch gar kein Raumfahrtprogramm hatten.
    Irgendwann ging die Nachricht um, daß Militärflieger ohne enge Familienbindungen und mit der Bereitschaft zu gefährlichen Einsätzen sich für ein Projekt namens PEREGRINE bewerben konnten. Der Name, ›Wanderfalke‹, klang interessant. Meine Tätigkeit als Ausbilder langweilte mich und, wenn ich so zurückdenke, mein Leben auch ein bißchen. Nach allem, was ich hörte, kam es bei dem Selektionsprozeß in erster Linie auf körperliche Tauglichkeit an, was gewöhnlich Reflexe bedeutete, und deshalb rechnete ich mir aus, über das optimale Alter hinaus zu sein. Dennoch dachte ich, es könnte nicht schaden, wenn ich mich meldete.« Sellars lächelte wieder, diesmal deutlich selbstironisch. »Als ich erfuhr, daß ich zum ersten Kreis der Auserwählten gehörte, war ich ziemlich stolz auf mich.
    Es ist verlockend, die ganze Geschichte mit allen dazugehörigen Einzelheiten zu erzählen, weil sie schon an sich sehr spannend ist und außer mir heute niemand mehr die volle Wahrheit weiß. Es gibt keine Bücher, keine Netzdokus, praktisch keinerlei Unterlagen. Aber ihr alle hier seid müde, und darum werde ich versuchen, mich kurz zu fassen. PEREGRINE war, wie sich herausstellte, ein neues Konzept, Menschen zu Forschungszwecken in den Weltraum zu schicken, ein Programm, das Raumschiffbesatzungen befähigen sollte, nicht nur große Entfernungen zurückzulegen – die Fahrt über im kalten Schlaf, aber weiter mit dem Schiff

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