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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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darüber sprechen. Soll ich weitererzählen, oder reicht es für einen Tag?«
    »Nein, bitte fahr fort. Ich wollte dir nicht zu nahe treten.« Doch Catur Ramseys Radar gab weiterhin Zeichen. Es war fast, als ob der alte Mann noch einmal gefragt werden wollte, aber Ramsey hatte keinerlei Erfahrung damit, die unnatürlichen Gesichtszüge zu deuten. Irgendwas steckt dahinter, dachte er. Irgendwas Wichtiges, wenigstens für Sellars. Ist es auch für uns wichtig? Er wußte nicht, was er davon halten sollte. Er nahm sich vor, es sich für später zu merken. »Bitte, sprich weiter.«
    »Ich habe bereits viel davon berichtet, was ich damals entdeckte. Das Treiben der Bruderschaft, die Waffen, über die sie verfügt, das alles ist schlimm genug. Aber seit kurzem, in den letzten achtundvierzig Stunden erst, spielt alles vollkommen verrückt. Ich mühe mich vergeblich ab, Klarheit zu gewinnen, und mein ganzer Garten ist ein einziges Chaos.«
    »Garten?« warf Kaylene Sorensen dazwischen, bevor jemand anders Gelegenheit dazu hatte. »Was für ein Garten?«
    »Ich bitte um Verzeihung. Das ist die Art, wie ich meine Informationen ordne, eine Metapher gewissermaßen, aber für mich gleichzeitig sehr real. Wenn ihr mögt, zeige ich ihn euch eines Tages einmal. Er war früher … wirklich sehr schön.« Er ließ kurz den Kopf hängen. »Jetzt ist er verwüstet. Alle Ordnung ist dahin. Etwas Einschneidendes ist mit dem Otherlandnetzwerk geschehen, und mit der Bruderschaft auch. Die Nachrichtennetze berichten, daß mehrere Leute, die meines Erachtens zu ihrer Führungsriege zählen, in den letzten paar Tagen gestorben sind und es in ihren Imperien plötzlich drunter und drüber geht. Kann so etwas einkalkuliert sein, wenn man dabei ist, Unsterblichkeit zu erlangen, sich für alle Zeit in das virtuelle Universum zu überführen, wie sie es aller Wahrscheinlichkeit nach planten? Wenn ja, dann finde ich es merkwürdig, daß sie solche Trümmerhaufen hinterlassen, denn eigentlich wäre es doch nötig, daß sie weiterhin über eine erhebliche Wirtschaftskraft verfügen, um dieses riesige, sündhaft teure Netzwerk aufrechtzuerhalten.«
    »Aber das vermutest du nur«, sagte Michael Sorensen. »Wie so vieles.«
    »Wie fast alles«, erwiderte Sellars mit einem gequälten Lächeln, mit dem er sich einen großen Vertrauensvorschuß bei Catur Ramsey erwarb. »Aber die Wahrscheinlichkeit ist zu hoch, als daß wir die Hände in den Schoß legen dürften, und ist es von Anfang an gewesen, seitdem ich diesem scheußlichen Plan auf die Spur gekommen bin. Mit Schaudern versuche ich, Vermutungen über etwas anzustellen, das sich hinter einem dicken schwarzen Vorhang abspielt. Aber was es auch sein mag, ich bin mir ganz sicher, daß es schlimm ist und immer schlimmer wird – das ist leider Gottes die Vermutung, an der ich kaum einen Zweifel habe. Meint ihr, ich hätte ein Kind wie eure Tochter in die Sache hineingezogen, wenn ich auch nur eine Sekunde lang an einen Irrtum glauben würde? Nachdem mein eigenes Leben ruiniert wurde, weil die Menschen, denen ich vertraute, nicht klarer sahen und besser planten? Major Sorensen, Frau Sorensen, es ist unverzeihlich, daß ich eure Tochter derart in Gefahr gebracht habe, und deshalb habe ich auch nicht um Verzeihung gebeten. Aber ich kann euch versichern, daß es nur deshalb geschah, weil so entsetzlich viel auf dem Spiel steht…« Er stockte und schüttelte seinen haarlosen Schädel. »Nein, das macht es nicht besser. Sie ist schließlich euer Kind.«
    »Und wir werden nicht zulassen, daß ihr etwas passiert«, erklärte Christabels Mutter energisch. »Das ist das einzige Risiko, dem ich unter keinen Umständen zustimmen werde.« Sie warf ihrem Mann einen nicht besonders freundlichen Blick zu. »Nie mehr.«
    »Ich denke, im wesentlichen ist uns die Situation klar.« Ein Teil von Ramsey konnte es nicht fassen, daß er immer noch dort saß, und noch weniger, daß er offenbar im Begriff war, eine zentrale Rolle bei einer Sache zu übernehmen, die nach jedem vernünftigen Maßstab als kollektive Wahnvorstellung zu betrachten war. »Die Frage ist … was können wir tun?«
    »Vorher möchte ich euch noch über die dürftigen und wahrscheinlich aussichtslosen Maßnahmen unterrichten, die ich ergriffen habe«, sagte Sellars. »Meine kleine Gruppe von Pionieren. Ich habe immer noch Hoffnung für sie, und solange ich nichts anderes höre, gehe ich davon aus, daß sie weiterhin am Leben sind und tun, was sie

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