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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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können.«
    »Ach du Schreck!« sagte Ramsey plötzlich. »Sam Fredericks. Orlando Gardiner. Du steckst dahinter … Klar, beinahe hätte ich vergessen, daß du bei unserm ersten Gespräch geäußert hast, du wüßtest etwas über sie. Sollte das heißen, daß du sie in dieses Netzwerk geschickt hast?«
    Sellars wiegte das Haupt. »In gewisser Weise. Doch, sie gehören zu einer kleinen Gruppe von Leuten, die ich zusammengeführt habe. Ich hoffe, es gibt sie noch.«
    »Dann weißt du es also nicht.« Ramsey zögerte. »Orlando Gardiner ist vor zwei Tagen gestorben.«
    Sellars reagierte nicht gleich. »Nein, das … das wußte ich nicht«, sagte er schließlich, und seine Stimme war leise wie ein Taubengurren. »Ich habe…« Wieder schwieg er, diesmal sehr lange. »Ich hatte befürchtet … es könnte zuviel für ihn werden. So ein tapferer Junge …« Der alte Mann preßte die Augen zu. »Entschuldigt mich, ich muß einmal auf die Toilette gehen.«
    Der Rollstuhl wendete und glitt lautlos über den Teppich. Als die Toilettentür sich hinter ihm schloß, blickten Ramsey und die Sorensens sich mit großen Augen an.
     
     
    > Christabel hatte einen schlimmen Traum. Sie lief vor schwarzgekleideten Männern weg, die sie eine lange Treppe hinunter verfolgten. Sie schleiften einen langen Feuerwehrschlauch hinter sich her wie eine Schlange, und sie wußte, daß sie sie fangen und die Metallmündung auf sie richten und sie mit dem lila Rauch darin ersticken wollten. Sie wollte nach ihren Eltern schreien, aber sie bekam keine Luft, und wenn sie sich umschaute, waren die bleichen Männer ihr jedesmal näher gekommen, immer näher…
    Mit Kissen und Decken ringend wachte sie auf und hätte beinahe laut geschrien. Sie wühlte sich frei und sah sich um. Das fremde Zimmer machte ihr angst, die unbekannten Bilder an der Wand, die schweren Vorhänge, die nur ein winziges bißchen Licht hereinließen, einen gelben Strahl, in dem Staubkörnchen tanzten. Sie machte den Mund auf, um ihre Mutter zu rufen, da schob sich das Gesicht über den Bettrand.
    Es war schlimmer als ihr schlimmer Traum, und sie sank mit einem Gefühl zurück, als hätte eine kalte Hand sie im Innern gepackt, und genau wie im Traum konnte sie keinen Laut von sich geben.
    »Mann eh, Tussi«, sagte das Gesicht, »wase los mit dir? Kann doch keiner bei schlafen.«
    Sie machte ganz hastige, kurze Atemzüge – wahrscheinlich pumpten ihre Seiten so rasch wie bei einem Kaninchen –, dann aber erkannte sie das Gesicht, die Zahnlücke, die strubbeligen schwarzen Haare. Die schlimmste Angst ließ ein wenig nach.
    »Mit mir ist gar nichts los«, versetzte sie trotzig, aber es klang nicht sehr überzeugend.
    Der Junge lächelte grimmig. »Wenn ich so’n Mordsbett ’ätt wie das, claro, ich ’ätt keine pesadilla nich, daß ich rumheul und so.«
    Anscheinend redete er vom Essen. Sie verstand ihn nicht. Sie wollte ihn nicht verstehen. Sie stand auf, eilte zur Tür ins Nebenzimmer und machte sie auf. Ihre Mami und ihr Papi und dieser neue Erwachsene, Herr Ramsey, unterhielten sich mit Herrn Sellars. Alle sahen müde aus und noch irgendwie anders, so wie das eine Mal, als ihre Eltern und Ophelia Weiners Eltern gemeint hatten, es würde einen Krieg um Ann Artica geben, was Christabel einen doofen Namen für ein Land gefunden hatte und sicher nicht wert, daß man deswegen einen Krieg führte, aber alle Erwachsenen hatten beim Abendessen so bedröppelte Gesichter gemacht.
    Herr Sellars sagte gerade: »… ein südafrikanisches Militärprogramm, bei dem sogar ein paar der ursprünglichen PEREGRINE-Konstrukteure beschäftigt waren. Es ging um die Fernsteuerung von Flügen, bei denen die Piloten in virtuellen Kommandokapseln saßen, aber dem Projekt wurde schon vor Jahren der Geldhahn zugedreht. Ich bin auf der Spur der PEREGRINE-Akten darauf gestoßen, und es kam sehr gelegen. Ich habe sie diskret dorthin manövriert, auch weil der Stützpunkt geheim war und ihnen Sicherheit bot, aber irgendwie hat der Gral sie ausfindig gemacht, und jetzt werden sie belagert.« Da bemerkte er, daß sie in der Tür stand, und lächelte ihr freundlich zu. »Ah, Christabel, schön, dich zu sehen. Hast du gut geschlafen?«
    »Liebes, geht es dir gut?« fragte ihre Mami und stand auf. »Wir unterhalten uns hier gerade. Magst du nicht schauen, ob etwas im Netz für dich kommt?«
    Der Anblick, wie ihre Eltern und Herr Sellars so groß und gewichtig über Erwachsenensachen redeten, hier in diesem fremden

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