Outback Love
Wunsch, auch wenn es ihr schwerfiel – es war an ihm, den nächsten Schritt zu tun.
Nach dem Gespräch mit Brian verbrachte Cameron einige schlaflose Nächte. Zwar hatte er bereits seit dem Tag, als Holly ihm von der Schwangerschaft erzählt hatte, nicht mehr richtig geschlafen, aber zumindest hatte er da auf dem Bett gelegen und sich ausgeruht.
Jetzt vertrieb er sich die Nachtstunden damit, wie ein Tiger im Käfig durchs Haus zu wandern, und zu grübeln. Er saß auf der Terrasse und starrte auf die nächtliche Bay hinaus, oder stand in Noahs Zimmer und streichelte gedankenverloren ein Stofftier, das Holly vergessen hatte. Dann ging er hinüber ins Schlafzimmer, legte sich auf das Ehebett, vergrub das Gesicht in Hollys Kissen und sog ihren Duft ein.
Er dachte daran, wie sie sich hier geliebt hatten, wie hingebungsvoll Holly stets gewesen war. Mit jeder Umarmung, jedem Kuss, jeder Zärtlichkeit hatte sie ihn spüren lassen, wie sehr sie ihn liebte – konnte sie ihn wirklich so getäuscht haben? Selbst als er sie so mies behandelt hatte, hatte sie sich ihm nicht verweigert, sie hatte ihm all seine Wünsche erfüllt, obwohl er das wahrhaftig nicht verdient hatte.
Unglücklich drehte er seinen Ehering hin und her. Er sah sich und Holly unter dem Eukalyptusbaum stehen, sah, wie sie ihn liebevoll anlächelte, hörte, wie sie ihr Ehegelöbnis abgab. Hatte er nicht auch etwas gelobt? Hatte er nicht geschworen, sie nie zu verletzen?
Wenn es wirklich sein Kind war, hatte er inzwischen genug getan, um diesen Schwur zu brechen, und er konnte froh sein, dass sie überhaupt noch bereit war, ihm eine Chance zu geben.
Ruhelos nahm er seine Wanderung wieder auf, und als der Morgen graute, hatte er eine Entscheidung getroffen.
Es war früher Nachmittag, und wie üblich machte Holly mit Noah einen Spaziergang am Eyre Creek entlang. Während Noah in seinem Sportwagen lag und schlief, saß sie wenige Meter entfernt am Ufer und hielt die Füße ins Wasser.
Wenn Cameron sich doch nur endlich melden würde, dachte sie wehmütig. Mit jedem Tag, der verging, verringerte sich ihre Hoffnung, und lange konnte sie nicht mehr warten. Sie musste bald zur nächsten Vorsorgeuntersuchung, und spätestens dann würde sie Roseley verlassen. Bereits seit ein paar Tagen hatte sie ihre Jobsuche im Internet wieder aufgenommen. Sie hatte einen Steuerberater in Melbourne gefunden, der jemanden für die Buchhaltung suchte, und nach einem kurzen Telefonat eine Mail mit ihren Bewerbungsunterlagen dort hingeschickt. Sollte sie den Job bekommen, ohne dass Cameron sich rührte, würde sie ihm und Roseley den Rücken kehren, das hatte sie sich fest vorgenommen.
Mit einem kleinen Seufzen stand sie auf und wollte zu Noah gehen, als sie einen Mann bemerkte, der mit raschen Schritten auf den Kinderwagen zustrebte. Sie runzelte die Stirn. Er gehörte nicht zu Camerons Leuten, und sie konnte sich auch nicht erinnern, ihn jemals hier gesehen zu haben.
»Hallo«, grüßte sie zurückhaltend, »kann ich Ihnen helfen?«
Im gleichen Moment presste ihr jemand etwas Übelriechendes vor Mund und Nase.
»Keinen Mucks«, zischte eine Männerstimme, »sonst geht es deinem Kleinen an den Kragen.«
Das Letzte, was sie mit bekam, war, wie der Fremde Noah aus dem Wagen hob, dann wurde ihr schwarz vor Augen.
Als Holly wieder zu sich kam, war ihr hundeelend, und sie glaubte, sich übergeben zu müssen. Krampfhaft unterdrückte sie dieses Gefühl, blieb stattdessen regungslos liegen und konzentrierte sich auf die Männerstimme, die sich mit einem monotonen Brummen vermischte.
»… besser gelaufen, als wir dachten«, hörte sie. »Nein, keine Angst, wir halten uns genau an die Anweisungen.« Einen Moment war es still, dann sagte die Stimme: »Alles klar, wir melden uns, sobald wir da sind.«
Holly blinzelte und spürte, dass der Boden unter ihr schwankte. Wo war sie? Was war überhaupt passiert? Sie war mit Noah spazieren gegangen … Noah. Voller Panik fuhr sie hoch und stöhnte auf, als eine erneute Welle der Übelkeit sie erfasste.
Gleichzeitig sah sie Noah in seinem Tragesitz, er schlief und es schien ihm gut zu gehen. Neben ihm saß ein Mann, sie erinnerte sich dunkel, ihn bei Noahs Kinderwagen gesehen zu haben.
»Was … was hat das zu bedeuten?«, fragte sie benommen.
Der Fremde grinste. »Wir machen einen kleinen Ausflug.«
Holly schaute sich um, und stellte fest, dass sie sich in einem Flugzeug befand. Sie hing, halb sitzend, halb liegend, über zwei Sitzen, und
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