Outback Love
außer dem Kerl, der auf Noah aufpasste, gab es noch einen weiteren, der im Cockpit saß und die Maschine steuerte.
»Hat Cameron Sie geschickt?« Ein Achselzucken war die Antwort, und sie hakte nach: »Wohin fliegen wir?«
»Hör zu Schätzchen, am besten hältst du die Klappe und entspannst dich. Wenn du nämlich zu viel quasselst, werde ich nervös, und wenn ich nervös bin, kann ganz schnell etwas Unangenehmes passieren, kapiert?«
Der Fremde richtete seinen Blick drohend auf Noah, sodass Holly sofort begriff, was er meinte.
»Okay«, murmelte sie, »ich bin schon still. Darf ich wenigstens mein Kind auf den Arm nehmen?«
»Nein«, knurrte er, »das Balg bleibt bei mir, bis wir euch abgeliefert haben.«
Holly presste die Lippen zusammen, und versuchte, ihre Angst zu unterdrücken. Sie hatte keine Ahnung, was hier vor sich ging, aber ihr war klar, dass sie und Noah in Gefahr waren. Unauffällig musterte sie ihr Gegenüber. Er trug speckige Jeans, eine ebenso schmierig aussehende Jeansjacke mit einem dunklen T-Shirt darunter. Seine Füße steckten in Springerstiefeln, auf der Nase saß eine Sonnenbrille. Ein brutaler Zug lag um seinen Mund, die Haare wirkten fettig und waren in breiten Strähnen aus der Stirn gekämmt, seine Fingernägel hatten schwarze Trauerränder. Von der Statur her sah er aus wie ein Preisboxer, und es gab keinen Zweifel, dass mit ihm nicht zu scherzen war.
Nein, Cameron hatte diese Typen ganz bestimmt nicht geschickt, dessen war sie sicher. Aber wer dann?
Plötzlich stieg ein entsetzlicher Gedanke in ihr auf. Sollte etwa Eric …?
Sie unterdrückte ein Stöhnen. Das konnte nicht sein. Das war unmöglich. Woher hätte er denn wissen sollen, wo sie war?
Nach einer gefühlten Ewigkeit landeten sie auf einem kleinen Flugfeld. Die beiden Männer brachten sie und Noah in einen bereitstehenden Wagen, luden den Kinderwagen und ein paar Gepäckstücke ein, und fuhren los.
Nach etwas über einer Stunde kam die Skyline von Sydney in Sicht, und Hollys Puls beschleunigte sich. Ob es doch Cameron war, der dahintersteckte? Aber was sollte das? Er hätte sie nur anrufen brauchen, und sie wäre sofort zu ihm zurückgekehrt. Angespannt verknotete sie ihre Finger im Schoß und versuchte, die Angst in ihrem Inneren zu bekämpfen. Dreißig Minuten später erreichten sie ihr Ziel, eine protzige Villa am westlichen Stadtrand von Sydney, umgeben von einem Park und einem zwei Meter hohen, schmiedeeisernen Zaun.
Wie von Geisterhand schwangen die beiden Torflügel auf, der Wagen fuhr eine kiesbestreute Auffahrt entlang und hielt schließlich vor dem Haus.
Im gleichen Moment, als Holly ausstieg, wurde die Eingangstür geöffnet und eine Welle des Entsetzens überrollte sie, als sie den Mann erkannte, der ihr entgegen kam.
»Hallo Holly«, lächelte Eric triumphierend, »wer hätte gedacht, dass wir uns jemals wiedersehen?«
18
Endlich, dachte Cameron erleichtert, als die kleine Landebahn von Roseley in Sicht kam. Ausgerechnet heute, wo er es so eilig hatte wie noch nie zuvor, war alles schief gegangen. Zuerst hatte der Linienflug nach Port Augusta eine halbe Stunde Verspätung gehabt. Danach hatte der Pilot der Chartermaschine, die Mrs. Patton für ihn organisiert hatte, ihm mitgeteilt, dass er wegen eines Defekts am Triebwerk nicht starten konnte, und es hatte ewig gedauert, bis er einen Ersatz aufgetrieben hatte.
Jetzt dämmerte es schon, Cameron war hundemüde und genervt, doch er freute sich auf Holly. Hoffentlich war es nicht zu spät. Hoffentlich war sie immer noch bereit, ihm zu verzeihen.
Als er sich vorstellte, dass er sie heute Nacht endlich wieder in seinen Armen halten und neben ihr einschlafen würde, durchströmte ihn ein unendliches Glücksgefühl.
Nachdem sie gelandet waren, nahm er seine Tasche und machte sich auf den Weg zur Ranch. Er hatte extra niemandem gesagt, dass er kommen würde, da er Holly überraschen wollte.
Nach etwa zwanzig Minuten Fußmarsch öffnete er erleichtert die Tür des Wohnhauses und steuerte zielstrebig auf den Aufenthaltsraum zu, aus dem leises Stimmengewirr zu hören war.
»Hallo«, grüßte er in die Runde und schaute sich nach Holly um, konnte sie aber nirgends entdecken.
»Cameron«, sagte Loorea erstaunt, »warum hast du denn nicht Bescheid gegeben, dass du kommst? Adam hätte dich doch abholen können.«
»Ich habe mich kurzfristig dazu entschieden«, erklärte er. »Ist Holly in ihrem Zimmer?«
Loorea tauschte einen vielsagenden Blick mit Nalong. »Sie ist nicht
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