Outback Love
Aufsicht. Sie spielte mit ihm, fütterte und wickelte ihn, und machte mit ihm Spaziergänge durch den großen Garten, immer im Beisein der älteren Frau, die jede von Hollys Bewegungen akribisch genau verfolgte.
Eric ließ sich den ganzen Tag nicht blicken, sie hatte keine Ahnung, was er trieb, aber sie war froh, dass sie ihn nicht zu Gesicht bekam. Abends musste sie das Essen mit ihm einnehmen, und es fiel ihr schwer, seine Gegenwart zu ertragen. Obwohl sie keinerlei Appetit hatte, zwang sie sich dem ungeborenen Kind zuliebe, etwas zu sich nehmen.
Als wären sie ein völlig normales Paar, betrieb Eric locker und fröhlich Konversation, doch Holly blieb meistens schweigsam, sodass es mehr oder weniger Monologe waren, die er hielt. Er plauderte über seine Arbeit in der Firma und über die Pläne, die er mit Noah hatte. Ohnmächtig musste sie mit anhören, wie er von Privatschulen und Eliteuniversitäten schwärmte, und hatte alle Mühe, dabei nicht laut aufzuschreien.
Nach der Mahlzeit zog Holly sich in ihr Zimmer zurück. Anfangs hatte sie befürchtet, Eric würde mit ihr schlafen wollen, doch zu ihrer Erleichterung machte er keinerlei Anstalten. Allein der Gedanke, dass er sie berühren könnte, löste bereits eine heftige Übelkeit in ihr aus, andere Dinge wollte sie sich lieber gar nicht vorstellen.
So lag sie nachts in ihrem Bett, dachte an Cameron, an Noah, und an das Baby in ihrem Bauch, und weinte so lange, bis ihr vor Erschöpfung die Augen zufielen.
19
Etwa vier Wochen vergingen und eines Abends erschien Eric äußerst gutgelaunt beim Essen.
»Gute Neuigkeiten«, verkündete er zufrieden, »mein Anwalt hat mir heute mitgeteilt, dass er das Scheidungsverfahren beschleunigen konnte. In zehn Tagen ist der erste Termin vor dem Familiengericht, und wenn dein Ehemann sich nicht querstellt, ist dann alles vorbei.« Er grinste. »Und ich bin mir sicher, das wird er nicht, nachdem du ihn so Knall auf Fall verlassen hast.«
Hoffnung flackerte in Holly auf. Sie würde Cameron sehen. Vielleicht gäbe es eine Möglichkeit, mit ihm zu sprechen und ihn um Hilfe zu bitten.
Eric, der ihr Gesicht beobachtete hatte, beugte sich zu ihr. »Komm nicht auf dumme Gedanken, Schätzchen«, säuselte er. »Ich werde jede Sekunde an deiner Seite sein, und ich rate dir, kein falsches Wort zu sagen – denk an Noah.«
Frustriert biss Holly sich auf die Unterlippe, um die aufsteigenden Tränen zurückzuhalten. Während Eric wie gewohnt fröhlich weiterschwatzte, überlegte sie fieberhaft, was sie tun könnte. Schließlich kam ihr eine Idee.
»Eric, ich muss zum Arzt – zum Frauenarzt, genau gesagt.«
Er runzelte die Stirn. »Weshalb?«
»Ich bin schwanger, und die nächste Vorsorgeuntersuchung ist fällig.«
Ruckartig sprang er auf und zerrte sie von ihrem Stuhl hoch. Mit zusammengekniffenen Augen musterte er ihren Bauch. »Warum hast du mir nichts davon erzählt?«, fuhr er sie wütend an, und für einen Moment dachte sie, er wolle sie schlagen.
Aber er ballte lediglich die Hand zur Faust. »Verdammter Mist«, fluchte er. »Dieser Kerl hat dich also geschwängert – unter diesen Umständen wird er sich doch niemals scheiden lassen.«
»Immerhin ist ‚dieser Kerl‘ mein Mann«, murmelte sie, während sie überlegte, ob sie ihm erzählen sollte, dass Cameron glaubte, es sei nicht sein Kind.
»Andererseits«, ein gehässiges Grinsen glitt über Erics Gesicht, »ist das vielleicht gar nicht so schlecht. Ich werde ihm einen Tausch anbieten, dich gegen sein Balg. Wenn er bereit ist, schnell in die Scheidung einzuwilligen, kann er das Baby gerne haben, sobald es geboren ist, ich bin nicht scharf darauf, einen Bastard großzuziehen.«
Holly biss sich auf die Lippe. Es war besser den Mund zu halten, um Noah nicht in Gefahr zu bringen. Sie musste versuchen, an ein Telefon zu gelangen, das war ihre einzige Chance, irgendwie Hilfe zu erhalten.
»Also darf ich zum Arzt gehen?«, hakte sie daher nach. »Wenn das Kind nicht gesund zur Welt kommt, wird Cameron garantiert Schwierigkeiten machen.«
Er dachte einen Augenblick nach, dann nickte er. »In Ordnung. Ich vereinbare einen Termin, und ich werde dich begleiten, damit du nicht auf die Idee kommst, irgendwelche Dummheiten zu machen.«
Zwei Tage später brachte Eric Holly zu einem Gynäkologen im Ortsteil Guildford.
»Nun, Mrs. Smith,«, begrüßte der Arzt sie, als sie das Sprechzimmer betraten, »was kann ich für Sie tun?«
»Ich bin schwanger und möchte eine Vorsorgeuntersuchung
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