Outback: Unter australischer Sonne (German Edition)
kommt, dass sie tatsächlich meine Tochter ist. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als mein Leben hier mit euch verbringen zu dürfen.“
„Ich bin sicher, dass der Test bei Dr. Decker es bestätigen wird“, erwiderte Ian. „Wir werden es Sam schonend beibringen wenn es soweit ist und ihr erklären was damals geschah. Du musst dir keine Vorwürfe machen, Faith. Du bist ja selbst um all die Zeit betrogen worden.“ Ernst sah er sie an und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. „Deine Mutter wird einiges zu erklären haben.“
„Ich weiß noch nicht, ob ich ihr so bald in die Augen sehen kann.“
„Schieb es nicht zu lange vor dir her, Schatz. Je eher du es hinter dich bringst, desto eher kannst du mit der Vergangenheit abschließen und nach vorn sehen.“
„Du klingst ein bisschen wie mein Psychiater“, meinte Faith lächelnd. Ian grinste und schüttelte den Kopf.
„Alles nur gesunder Menschenverstand“, entgegnete er. „Hier draußen im Outback ist das überlebenswichtig.“
Sie lächelte.
„Eigentlich könntest du Sam als deine Tochter zurück fordern“, bemerkte Ian nach einer Weile. „Wenn wir es genau nehmen, hat man dein Kind deiner Obhut entrissen.“
Zutiefst entsetzt hob Faith den Blick und sah ihn an. Fassungslos schüttelt sie den Kopf.
„Nein.“ Sie schluckte. „Nein, unter keinen Umständen. Sam ist hier groß geworden und du bist ihr Vater. Ganz gleich was kommt, ich werde mich niemals zwischen euch stellen.“
„Du hättest das Recht dazu“, warf er ein.
„Mag sein, aber für das Kindeswohl ist so etwas meiner Ansicht nach eher abträglich.“
„Ich sollte dir vielleicht sagen, dass Sam sich immer gewünscht hat ihre leibliche Mutter kennen zu lernen.“
„Das mag sein“, gab Faith zurück, „und ich würde mich freuen, wenn wir unsere Beziehung zueinander vertiefen können. Aber ich zwinge sie zu nichts.“
Mit einem Nicken zog er sie an sich und hielt Faith fest.
Eine lähmende Stille hatte sich über die kleine Gesellschaft gelegt, die in der geräumigen Wohnküche beieinander saß.
„Wie wäre es mit einem Glas eisgekühlter Limonade für alle?“ Elaines zittrige Stimme unterbrach das unangenehme Schweigen.
Samantha nickte mechanisch, stand auf und ging mit abgehackten Bewegungen zum Kühlschrank hinüber. Mit wildem Herzklopfen wollte Faith sich ebenfalls erheben, aber Ian hielt sie fest und schüttelte sanft den Kopf als sie ihn ansah.
Die letzten Tage waren anstrengend gewesen, nicht nur weil die Schafschur in vollem Gange war und sie jeden Tag zu tun hatten. Die psychische Belastung war enorm und gegenüber Samantha in all der Zeit nicht die Fassung zu verlieren, war Faith besonders schwer gefallen.
In der Zeit seit Samanthas Rückkehr nach Hause waren sie zu einer kleinen familiären Gemeinschaft zusammen gewachsen. Ian und Faith waren nun offiziell ein Paar und Faith war endgültig in sein Schlafzimmer umgezogen. Obwohl Samantha gewitzelt hatte, nun könne Faith ihren Posten als Privatlehrerin eigentlich aufgeben, war diese hart geblieben und hatte den Unterricht fortgeführt.
Faith konnte allerdings nicht verhindern, dass sie begann sich anders gegenüber Samantha zu verhalten. Bei jeder kleinen Berührung zwischen Ihnen machte Faiths Herz einen aufgeregten Hüpfer. Oft ertappte sie sich selbst dabei, wie sie das Mädchen versonnen betrachtete und mehr und mehr Ähnlichkeiten feststellte, so klein sie auch waren.
Rein äußerlich glich Samantha sehr ihrem leiblichen Vater. Das blonde Haar, die leuchtenden, grünen Augen in denen immer der Schalk aufzublitzen schien, das Grübchen in ihrem rechten Mundwinkel.
Jenes einzigartige Muttermal, das Faith erst auf die ungeheuerliche Wahrheit stieß, war ein Merkmal das sie nicht von ihrem Vater geerbt hatte. Es war der gleiche Leberfleck, den auch Faiths Mutter an ihrem Hals trug.
Heute Morgen war die E-Mail von Dr. Decker mit dem Testergebnis gekommen. Was sie eigentlich schon gewusst hatten, wurde zur unumstößlichen Wahrheit.
Faith hatte sich eine ganze Weile nur leise schluchzend an Ians Brust gedrückt. Der Augenblick, in dem sie Samantha die Wahrheit sagen mussten, war gekommen und Faith hatte Angst davor.
Nach dem Frühstück baten sie Elaine und Samantha sitzen zu bleiben, weil sie mit ihnen reden wollten. Ians Tochter grinste von einem Ohr zum anderen, fest überzeugt die Beiden wollten ihnen ihre Verlobung bekannt geben.
Faith hatte mit leiser, stockender Stimme erklärt,
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