Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Outback

Outback

Titel: Outback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
Vom Netzwerk:
Gesicht vergessen. Vielleicht würde er auch bald das Gesicht seines Vaters vergessen. Ob sein Vater auch ihn vergessen würde? Wie es ihm wohl jetzt ging? Sollte er nicht zurückfahren und nachsehen? Aber wie stünde er dann vor seinem Vater da?
    Von seinem Platz aus konnte er fast die ganze Straße sehen. Den Pub, den Videoshop. Nur den Lebensmittelladen konnte er nicht sehen, er war nur wenige Hauser neben an. Was tat sie gerade? Warum hatte sie ihn geküsst?
    „Ist das nicht schrecklich?“, sagte die jüngere der beiden Frauen und räumte den Nebentisch ab. „Das da mit dem Killer!“ Sie zeigte zum Fernseher hoch. Fotos von vier Frauen erschienen auf dem Bildschirm. Sie senkte ihre Stimme.
    „Und wenn er unter uns ist?“
    Für Horrorgeschichten hatte sich Andy noch nie interessiert. Morgen, sagte er sich, würde er gehen.
    Als er aus dem Café kam, war die Sonne gerade untergegangen. Noch immer regnete es nicht. Vielleicht würde es auch überhaupt nicht regnen, weder heute noch morgen. Wenn jetzt ein Auto anhielt, würde er einfach einsteigen und mitfahren, egal, wohin.
    Doch die Stadt war wie ausgestorben.

Shane

    „ Heute ist aber nicht viel los!“, stellte Shane fest, als er die Tür zum Pub aufstieß und in einen leeren Raum blickte. Als Kate ihn bemerkte drehte sie die Musik leiser und zapfte ein Bier.
    „Ich hab’s manchmal gern laut. Besonders wenn nix los ist. Die sind alle drüben in Augathella, da machen sie einmal im Monat ` n größeren Abend im Pub. “ Sie hatte getrunken.
    „Da verpass ich ja was!“, mei nte Shane und griff zum Bier.
    „I ch gla u b, darauf können Sie gern ve rzichten. Ist nicht so wie bei I hnen in d er Stadt. Clubs und was es da alles so gibt. “
    Shane lachte. „Seh ich aus, als ginge ich in Clubs?“
    Sie musterte ihn von oben bis u nten und grinste dabei.
    „ Sie können sich wahrscheinlich kaum vor Angeboten retten, hab ich Recht? Jetzt weiß ich auch, warum man sie hierhergeschickt hat. Damit Sie mal ruhig gestellt sind.“ Sie prustete los.
    Er lachte wieder und dachte, dass sie damit ins S chwarze getroffen hat .
    „Noch ein Bier?“
    „Nur wenn Sie eins mit mir trinken“ , sagte er.
    Sie lächelte anzüglich und wechselte das leere gegen das volle Glas aus. Vielleicht bekam er so etwa s aus ihr heraus.
    „Erinnern Sie sich an das Rugby-Spiel zwischen Broncos und ... je tzt hab ich die andere Mannschaft vergessen. Jedenfalls war es am ersten Mai.“
    „Oh, Jesus, brauch ich jetzt ´ n Alibi? “ Sie setzte eine Unschuldsmiene auf.
    „Ich würde gern wissen, ob Sie sich an die zwei Bauarbeiter erinnern, die den Parkplatz geteert haben.“
    „K lar, erinnere ich mich an die . Einer war z iemlich knackig.“ Sie lachte kehlig.
    „Waren die beiden an dem Abend hier?“
    „Herrje ...“ Sie schien sich M ühe zugeben, sich zu erinnern. Schließlich schüttelte sie den Kopf „Also , nein, beim besten Willen .. . ich hab ´n furchtbares Kurzzeitgedächtnis.“ Sie beugte sich ein wenig über die Theke und fügte in vertr a ul i chem Ton hinzu : „ Und Rugby hat mich noch nie interessiert. Das sind doch alles Fleischklöße. Ich hab lieber die Schlankeren.“ Sie lachte wieder und Shane lachte mit und fragte gleich:
    „Das Stück Land, das Billy H enderson gekauft hat – darauf haben tatsächlich die Aborigi ne s Anspruch erhoben ? “
    Sie nahm ein en Lappen und begann das Spülbe c ken zu polieren, zapfte dann ihm und sich ein weiteres Bier.
    „Niemand hat me h r davon geredet, bis die Leiche dort gefunden wurde. Da kommt doch alles wieder hoch.“ Sie trank und leckte sich den Schaum von den L ippen.
    „Was meine n Sie damit ?“
    „Na, das mit der Vergangenheit und so. Aber ich sag Ihnen, dieses ganze Gerede von der Reconciliation, der sogenannten Versöhnung z w ischen uns und den Schwarzen, das b ringt doch alles nur böses Blut! Man sollte endlich mal einen Strich unter alles ziehen.“ Sie kam hinter der Theke hervor, um einen Tisch abzuräumen. „Wissen Sie “, sie stapelte die Teller übereinander, „´ne richtige Aussühnung kann’ s ja nie geben. Die kommen mit unserem Leben nicht zurecht - und wir nicht mit ihrem.“ Sie nahm vom Nebentisch den Aschenbecher mit und ging hinter den Tresen. „Ich will mit denen nix zu schaffen haben. Hab mal ´ne Schlägerei erlebt, da hat es beinah einen Toten gegeben. Und das war mein Freund. Nur weil so ein dreckiger, versoffener Blackfellow ausgerastet ist und ihm ´ne Flasche auf dem Kopf

Weitere Kostenlose Bücher