Outback
sicher nicht vertragen kann, dann ist es das, wenn jemand ernsthaft glau bt, er könnte mich verarschen, Paddy!“
„Aber ich weiß beim besten Willen nicht, was ...“
„Billy Henderson und die Morgans , kommen Sie, Paddy, raus damit! “, fiel Shane ihm ins Wort.
„Ach, das ist irgendeine alte Geschichte, wie Billy schon gesagt hat.“ Paddy winkte ab. „Außerdem hat das eher was mit Billys Vater Ian zu tun. Das muss S ie gar nicht interessieren. “
„W as mich interessiert und was nicht, das entscheide ich immer noch selbst.“
„ Sie und Ihre Wortspiele!“, murrte Paddy und seufzte. „ Ich weiß nicht, was da passiert ist. Irgendeine Frauengeschichte. Zwei Freunde verlieben sich in ein und dieselbe F rau und bekriegen sich seitdem. Wie im Film.“ Paddy fing an, seinen Schreibtisch aufzuräumen. Aber so einfach ließ Shane ihn nicht davon kommen.
„Also, der alte Ian Henderson und der alte Morgan haben sich in dieselbe Frau verliebt? Und wer war das?“
„Ich weiß wirklich nicht, warum Sie sich da festbeißen wie ein Hund an einem Gummiring“, brummte Paddy.
„Das ist das Einzige, was er hat, dieser Hund“, sagte Shane, „los, werfen Sie ihm schon ein Stück Fleisch hin , und er gibt Ruhe! “
Paddy starrte Shane an als hätte er sich gerade tatsächlich in einen knurrenden Hund verwandelt.
„Kommen Sie, Paddy, packen S ie aus.“
„Ich weiß nichts, außerdem hab ich jetzt Feierabend“, sagte Paddy, nahm seinen Hut von der Ablage , brummte was von Mickey, steckte seine Waffe ein und ging. Wahrscheinlich war es Sentimentalität, gestand Shane sich ein, die ihn dazu brachte, noch einmal in die Akte von Betty Williams zu sehen . Malerin sei sie gewesen, erinnerte er sich. Die Fotos zeigten den mit T-Shirt und Sho rts bekleideten Körper einer Frau in einer Badewanne, und blutig gefärbtes Wasser , das über den Wannenrand lief. Der Wasserhahn, so stand im Bericht, war nicht zugedreht gewesen. Das Wasser war über den Boden gelaufen und hatte sogar in der Küche gestanden. Wieso hatte sie das Wasser nicht abgedreht? Auf dem nächsten Foto waren die aufgeschnittenen Handgelenke zu erkennen. In der Spüle in der Küche, hatte sich laut Bericht eine Pfanne mit angebrannten Rühreiern befunden, auf der Ablage schmutziges Geschirr und der Abschiedsbrief, eine Schüssel mit Hackfleisch und ein zusammengeknülltes Geschirrhandtuch mit Hackfleischresten und Blutflecken. Im Protokoll stand, dass ihr Bruder Moodroo sie gefunden hatte. Shane hatte sich schon öfter vorgestellt, wie es gewesen wäre, wenn damals er anstelle der Putzfrau seine tote Schwester Christine gefunden hätte. Er sollte aufhören, sich mit diesem Selbstmord zu befassen.
Andy
Als er wieder nüchtern war, wurde ihm klar, dass er in etwas hingeraten war, in das er nicht hatte hineingeraten wollen. Zurück in Coocooloora ließ er sich am Café absetzen und sah dem Wagen von Brady und Mike nach, wie er mit brüllendem Auspuff über die Hauptstraße davonschoss. Andy brauchte Zeit zum Nachdenken.
Er lief über die Straße und betrat Best’s Coffee Shop . Eine Neonröhre erhellte den großen Raum. Hier hatte man schon lange nicht mehr renoviert oder besser: hier hatte man noch nie renoviert, seitdem vor zwanzig Jahren das Café eröffnet worden war. Die Wände waren vergilbt und die Kunststoffschicht der Tische abgeplatzt. Die Speisekarte enthielt das Übliche und es roch wieder nach Bratfett.
Hinter der Theke standen zwei Frauen, und Andy fiel ihre Ähnlichkeit auf. Wahrscheinlich waren es Mutter und Tochter. Drei der fünf Tische waren besetzt. Andy erkannte die Frau mit den Leggins und dem Kinderwagen wieder, die ihn vor ein paar Tagen beinahe umgefahren hä tte. Ein jüngeres Pärchen sah wie hypnotisiert in den Fernseher über der Theke, während ihr Kind schokoladenverschmiert unter dem Tisch herumrobbte. Niemand schien von dem Überfall auf Miller’s Bottle Shop in Charleville Notiz genommen zu haben. Andy bestellte einen Kaffee und Fleischpastete, die in Plastik verpackt auf der Theke lag, setzte sich an einen Tisch in der Ecke und verbrannte sich am heißen Kaffee die Zunge.
Die ältere der beiden Frauen hinter de r Theke erinnerte ihn an seine Mutter. Als sein Vater kein Opal fand , schuftete sie in einem Imbiss . Wenn sie abends nach Hause kam, brachte sie meistens Hamburger mit. Er erinnerte sich an den Geruch seiner Mutter nach Bratfett. Ob sie wirklich inzwischen ein Bed & Breakfast hatte? Er hatte ihr
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