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Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Stadtrand oder wieder in Richtung Motel oder zur Polizeistation. Wohin genau, wusste Reacher nicht. Vielleicht suchte sie Einsamkeit oder wollte die von dem Motel aus geführten Telefongespräche kontrollieren oder sich vor ihren Dienstcomputer setzen. In ihrem Zorn beschleunigte sie ihre Schritte, aber Reacher holte sie mühelos ein. Er lief im Gleichschritt neben ihr her und wartete darauf, dass sie sprach.
    Sie sagte: »Das alles hast du schon gestern gewusst.«
    Er erwiderte: »Seit vorgestern.«
    »Woher?«
    »Auf gleiche Weise, wie ich erkannt habe, dass die Patienten in Davids Klinik Soldaten waren. Sie waren alle junge Männer.«
    »Du hast gewartet, bis dieser Kleinlaster über der Grenze war, bevor du’s mir gesagt hast.«
    »Ja, das ist richtig.«
    »Warum?«
    »Ich wollte nicht, dass du ihn anhalten lässt.«
    »Wieso nicht?«
    »Ich wollte, dass Rogers die Flucht gelingt.«
    Vaughan blieb abrupt stehen. »Großer Gott, du warst doch selbst bei der Militärpolizei!«
    Reacher nickte. »Dreizehn Jahre.«
    »Du hast Kerle wie Rogers gejagt.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Und nun bist du auf die falsche Seite übergewechselt?«
    Reacher schwieg.
    Vaughan sagte: »Hast du Rogers gekannt?«
    »Nie von ihm gehört. Aber ich habe Zehntausende genau wie ihn gekannt.«
    Vaughan setzte sich wieder in Bewegung. Reacher hielt weiter Schritt mit ihr. Sie machte fünfzig Meter vor dem Motel halt, vor der Polizeistation. In dem grauen Licht sah die Klinkerfassade kalt aus. Die sauber ausgestanzten Aluminiumbuchstaben wirkten noch kälter.
    »Sie hatten eine Pflicht zu erfüllen«, sagte Vaughan. »Du hattest eine zu erfüllen. David hat seine Pflicht getan. Sie sollten ihre tun, und du solltest deine tun.«
    Reacher schwieg.
    »Soldaten haben dorthin zu gehen, wohin man sie schickt«, erklärte sie. »Sie haben ihre Befehle auszuführen. Sie können sich nicht aussuchen, welche sie befolgen wollen. Und du hast einen Eid abgelegt. An den solltest du dich halten. Diese jungen Männer verraten ihr Land. Sie sind Feiglinge. Und du bist auch einer. Ich kann nicht glauben, dass ich mit dir geschlafen habe. Du bist ein Nichts . Du bist widerwärtig. Mir graut vor dir!«
    Reacher sagte: »Pflichterfüllung ist ein Kartenhaus.«
    »Was, zum Teufel, soll das heißen?«
    »Ich bin hingegangen, wohin man mich geschickt hat. Ich habe Befehle ausgeführt. Ich habe alles getan, was von mir verlangt wurde, und gesehen, wie Zehntausende von Kerlen das Gleiche getan haben. Und wir haben es im Grunde unseres Herzens gern getan. Ich meine, wir haben genörgelt und gemeckert und geschimpft, wie es Soldaten immer tun, aber wir waren mit dem Deal einverstanden. Weil Pflichterfüllung ein Geschäft auf Gegenseitigkeit ist, Vaughan. Keine Einbahnstraße. Wir schulden ihnen etwas, sie schulden uns etwas. Und was sie uns schuldig sind, ist ein feierliches Versprechen, unser Leben und unsere Unversehrtheit nur aus verdammt guten Gründen aufs Spiel zu setzen. Meist beurteilen sie die Lage ohnehin falsch, aber wir möchten das Gefühl haben, es geschehe in gutem Glauben. Wir möchten ihnen wenigstens ein bisschen vertrauen können. Und das alles hat sich jetzt verflüchtigt. Jetzt geht’s nur noch um politische Eitelkeiten und Stimmenwerbung. Um sonst nichts. Und das wissen die Jungs. Man kann’s versuchen, aber Soldaten lassen sich nicht verarschen. Sie haben den Vertrag aufgekündigt, nicht wir. Sie haben die große Karte ganz unten rausgezogen, und jetzt ist das Kartenhaus eingestürzt. Und Männer wie Anderson und Rogers sind dort drüben und sehen, wie ihre Kameraden verstümmelt werden oder fallen, und denken: Wozu? Wofür sollen wir uns diesen Scheiß antun?«
    »Und du glaubst, dass Desertieren die Antwort ist?«
    »Eigentlich nicht. Ich glaube, dass die Lösung darin besteht, dass die Zivilisten ihre fetten Ärsche hochwuchten und diese Bande abwählen müssten. Das ist ihre Pflicht. Das ist die zweitgrößte Karte ganz unten in dem Kartenhaus. Aber auch die ist nicht mehr da. Also erzähl mir nichts von Desertieren. Wieso sollten die einfachen Soldaten die Einzigen sein, die nicht desertieren? Was für eine Art Einbahnstraße ist das?«
    »Du hast dreizehn Jahre lang gedient, und jetzt unterstützt du Deserteure?«
    »Unter den gegenwärtigen Umständen verstehe ich ihre Entscheidung. Gerade weil ich selbst diese dreizehn Jahre lang gedient habe. Ich habe gute Zeiten erlebt. Ich wollte, sie könnten auch welche erleben. Ich habe die Army

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