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Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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gefahren ist, aber die Marines nicht angerufen hat. Dass er sich am Stadtrand aufgehalten hat, ohne sich blicken zu lassen, weil er nicht wusste, was er tun sollte. Er wollte gar nicht wissen, wer die Fluchthelfer waren, weil er Angst hatte, sie später preisgeben zu müssen. So hat er sich tagelang leidend herumgetrieben. Dabei ist er hungrig und durstig geworden. Als er dann Halluzinationen bekam, hat er beschlossen, nach Hope zu marschieren, Sie zu finden und irgendwie auf andere Weise das Land zu verlassen.«
    »Wo ist er also?«
    »Er hat’s nicht geschafft, Maria. Er ist auf halber Strecke zusammengebrochen und gestorben.«
    »Aber wo befindet sich seine Leiche?«
    »Die Leute in Despair haben sich um sie gekümmert.«
    »Ich verstehe.«
    Dann musste Reacher zum zweiten Mal binnen einer Stunde miterleben, wie eine Frau weinte. Vaughan umarmte sie tröstend. Reacher sagte: »Er war ein anständiger Kerl, Maria. Ein Junge, der nicht noch mehr ertragen konnte. Und zuletzt hat er seine Ideale doch nicht verraten.« Diese Dinge wiederholte er in wechselnder Reihenfolge und mit unterschiedlichem Nachdruck wieder und wieder, aber das nützte nichts.
    Nach zwanzig Minuten hatte Maria keine Tränen mehr, und Vaughan führte sie hinein. Dann kam sie zu Reacher zurück und fragte: »Woher hast du das gewusst?«
    Reacher sagte: »Das war die einzig logische Erklärung.«
    »Hat er wirklich getan, was du gesagt hast? Gelitten und sich selbst geopfert?«
    »Marines sind gut darin, sich für Kameraden zu opfern. Andererseits hat er das Corps vielleicht von Anfang an getäuscht. Vielleicht wollte er nie etwas anderes, als auf dem schnellsten Weg nach Hope zu gelangen, sich Maria zu schnappen und mit ihr zu verschwinden.«
    »Es dauert nicht vier Tage, von Despair nach Hope zu marschieren.«
    »Nein«, sagte Reacher. »Das tut’s nicht.«
    »Also hat er sich vermutlich anständig verhalten.«
    »Ich hoffe, dass das Marias Eindruck war.«
    »Glaubst du, dass er ihnen von den Leuten in Kalifornien erzählt hat?«
    »Keine Ahnung.«
    »Hat er’s nicht getan, geht diese Sache weiter.«
    »Das sagst du, als wäre das etwas Schlechtes.«
    »Es könnte außer Kontrolle geraten.«
    »Du könntest ein paar Telefongespräche führen. Das kalifornische Paar steht mit Namen und Adresse im Gästebuch des Hotels in Despair. Du könntest überprüfen, wer die beiden sind – und ob sie noch auf freiem Fuß oder in einem Bundesgefängnis verschwunden sind.«
    »Was ich vorhin gesagt habe, tut mir leid.«
    »Mach dir deswegen keine Gedanken.«
    Sie gingen weiter, dann sagte Reacher: »Und du hast vorgestern Nacht nicht unrecht gehandelt. Sonst hätten die Leute, die David auf dem Gewissen haben, auch dich umgebracht. Willst du ihnen das gönnen? Ich nämlich nicht. Ich möchte, dass du ein Leben hast.«
    »Das klingt wie der Beginn einer Abschiedsrede.«
    »Findest du?«
    »Weshalb solltest du bleiben? Das Pentagon wäscht seine schmutzige Wäsche unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Und wir scheinen zu dem Schluss gelangt zu sein, dass diese andere Sache auch kein Verbrechen ist.«
    »Ich muss noch etwas aufklären«, meinte Reacher.

67
    Reacher und Vaughan gingen in das Schnellrestaurant zurück, in dem Reacher erstmals seit dem Cheeseburger, den er am Abend zuvor in der Kantine in Fort Shaw abgestaubt hatte, wieder etwas zu essen bekam. Seinen Koffeinspiegel besserte er mit vier Bechern Kaffee auf, und als er fertig war, sagte er: »Wir müssen dringend mit den MPs reden. Nachdem du jetzt Kontakt zu ihnen hast, ist vielleicht sogar ein persönliches Gespräch möglich.«
    Vaughan fragte: »Willst du etwa noch mal durch Despair?«
    Reacher schüttelte den Kopf. »Wir nehmen deinen Truck und fahren durchs Gelände.«
    Sie zogen die Aufkleber mit den Strichcodes von den neuen Scheiben. Vaughan holte Küchenpapier und Fensterputzmittel aus der Küche, und sie entfernten damit das Wachs und die Handabdrücke vom Glas. Am frühen Nachmittag fuhren sie dann, mit Vaughan am Steuer, los. Nach fünf Meilen auf der zu Hope gehörenden Straße riskierten sie weitere neun auf dem nach Despair führenden Teilstück. Die Luft war klar, die Rocky Mountains vor ihnen deutlich sichtbar – erst einladend nahe, dann scheinbar unerreichbar fern. Drei Meilen vor dem unbebauten Grundstück an der Stadtgrenze von Despair fuhren sie von der Straße ins Buschland einen weiten Bogen nach Norden. Die Stadt blieb in einem Radius von drei Meilen stets links von

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