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Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Nachts waren ihm die Steine in seinen Händen groß und auffällig erschienen. Aber in dieser Weite und bei Tageslicht würden sie mickrig aussehen, das wusste er.
    Vaughan driftete etwas mehr in die Straßenmitte und fuhr noch langsamer.
    »Da!«, sagte Reacher.
    Er sah sein Steinmännchen dreißig Meter vor ihnen am linken Straßenrand. Drei Steine als Fundament, ein vierter darauf ausbalanciert. Ein Punkt in der Weite, mitten im Niemandsland. Nach Süden hin erstreckte sich das Gelände mit hellen Büschen und dunklen Felsen, zwischen denen Senken und kleine Erhebungen lagen, überwiegend eben und fast gestaltlos bis zum Horizont.
    »Hier?«, fragte Vaughan.
    »Etwas über zwanzig Meter genau südlich«, sagte Reacher.
    Er kontrollierte nochmals die Straße. Niemand vor ihnen, niemand hinter ihnen.
    »Alles okay«, sagte er.
    Vaughan fuhr an den Steinen vorbei, bog aufs rechte Bankett aus und wendete über beide Fahrbahnen hinweg. Kam nach Osten zurück und hielt genau neben dem Steinmännchen. Sie nahm den Gang heraus und ließ den Motor im Leerlauf weiterarbeiten.
    »Sie bleiben hier«, sagte sie.
    »Bockmist«, sagte Reacher. Er stieg aus, machte einen Schritt über die Steine hinweg und wartete auf dem Bankett. In dieser hellen Weite kam er sich winzig vor. Bei Dunkelheit war die Welt auf Armeslänge um ihn herum zusammengeschrumpft gewesen. Jetzt erschien sie ihm wieder riesig. Als Vaughan um den Wagen herumkam, führte er sie rechtwinklig von der Straße weg nach Süden, fünf Schritte, zehn, fünfzehn. Nach zwanzig Schritten blieb er stehen und überprüfte seine Richtung, indem er sich umschaute. Dann stand er still und suchte die Umgebung ab, erst mit kleinem, dann mit größer werdendem Radius.
    Er sah nichts.
    Er stellte sich auf die Zehenspitzen, verrenkte sich den Hals und suchte weiter.
    Hier gab es nichts zu sehen.

17
    Reacher machte langsam kehrt und sah in Richtung Straße, um sich zu vergewissern, dass er nicht zu weit westlich oder östlich abgedriftet war. Doch er befand sich genau am Ziel. Er ging fünf Schritte nach Süden, wandte sich nach Osten, machte weitere fünf Schritte, kehrte um und lief zehn Schritte nach Westen.
    Sah nichts.
    »Also?«, rief Vaughan.
    »Die Leiche ist weg«, sagte Reacher.
    »Sie wollten mich nur auf den Arm nehmen.«
    »Stimmt nicht. Wozu denn auch?«
    »Wie genau war Ihre Kennzeichnung mit Steinen? Bei völliger Dunkelheit?«
    »Das frage ich mich auch.«
    Vaughan schritt schweigend einen eigenen kleinen Suchkreis ab. Schüttelte den Kopf.
    »Sie ist nicht hier«, sagte sie. »Wenn sie jemals hier war.«
    Reacher stand in der Weite still. Nichts zu sehen. Nichts zu hören außer Vaughans Pick-up, der zwanzig Meter von ihnen entfernt geduldig mit laufendem Motor wartete. Er ging zehn Meter weiter nach Osten und begann einen großen Kreis zu beschreiben. Nach einem Viertelbogen blieb er stehen.
    »Sehen Sie sich das an«, sagte er.
    Er deutete auf den Boden, auf eine lange Reihe flacher ovaler Eindrücke, die mit fast einem Meter Abstand durch den Sand liefen.
    Vaughan sagte: »Fußabdrücke.«
    »Meine Fußabdrücke«, sagte Reacher. »Von heute Nacht. Auf dem Rückweg.«
    Sie wandten sich nach Westen und gingen entlang der Fährte zurück. Folgten ihr in Richtung Despair. Nach zehn Metern erreichten sie die Spitze einer kleinen rautenförmigen Lichtung. Die Lichtung war leer.
    »Augenblick«, sagte Reacher.
    »Hier ist’s nicht«, sagte Vaughan.
    »Aber es war hier. Dies ist die Stelle.«
    Der verkrustete Sand war an vielen Stellen aufgewühlt. Sie sahen Dutzende von Fußabdrücken, die in alle möglichen Richtungen wiesen. Es gab Schab-, Schürf- und Schleifspuren – und kleine Vertiefungen, die zum Teil exakt umrissen, aber überwiegend undeutlich waren, weil der trockene Sand abgebröckelt und nachgerieselt war.
    Reacher sagte: »Erzählen Sie mir, was Sie sehen.«
    »Aktivitäten«, erwiderte Vaughan. »Ein ziemliches Durcheinander.«
    »Eine Story«, sagte Reacher. »Sie erzählt uns, was hier geschehen ist.«
    »Egal, was hier geschehen ist, wir können nicht länger bleiben. Wir wollten nur schnell hin und sofort wieder zurück.«
    Reacher richtete sich hoch auf und suchte die Straße nach Osten und Westen ab.
    Nichts zu sehen.
    »Vorerst kommt niemand«, sagte er.
    »Ich hätte einen Picknickkorb mitbringen sollen.«
    Reacher trat auf die Lichtung. Ging in die Hocke und deutete mit zwei Fingern auf zwei saubere parallele Abdrücke in der Mitte des

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