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Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Nachtdienst gehabt. Als sie den Hörer etwas vom Ohr nahm, hörte Reacher das ferne Klappern einer Computertastatur. Vielleicht in Denver oder Colorado Springs. Dann meldete die Stimme sich wieder, und Vaughan drückte den Hörer erneut ans Ohr, sodass Reacher nicht mitbekam, was sie sagte.
    Vaughan hörte zu, bedankte sich und legte auf.
    »Nichts bekannt«, sagte sie. »Despair hat die Sache anscheinend nicht gemeldet.«
    »Natürliche Ursachen«, sagte Reacher. »Die Kollegen stimmen mir zu.«
    Vaughan schüttelte den Kopf. »Sie hätten den Fall trotzdem melden müssen. Ein ungeklärter Tod in freiem Gelände ist mindestens etwas für die County Police. Was bedeutet, dass die State Police binnen einer Minute davon erfahren hätte.«
    »Warum haben sie ihn also nicht gemeldet?«
    »Keine Ahnung. Aber das ist nicht unser Problem.«
    Reacher setzte sich an den anderen Schreibtisch – ein schlichtes Dienstmöbel mit Stahlbeinen und einer dünnen Pressspanplatte, die mit einer Rosenholz- oder Akazienimitation aus Kunststoff laminiert war. Der Tisch hatte vorn eine Sichtblende und rechts einen an die Beine geschraubten Block mit drei Schubladen. Der Stuhl lief auf Rollen und war mit grauem Tweed bezogen. Die Militärpolizei hatte über andere Möbel verfügt: mit Kunstleder bezogene Stühle und Stahlschreibtische. Reacher hatte hinter Dutzenden in aller Welt gesessen. Die Aussicht war oft dramatisch anders gewesen, aber die Schreibtische waren gleich geblieben. Dossiers mit Toten und Verschollenen. Manche betrauert, manche nicht.
    Er dachte an Lucy Anderson, die ihre Freunde Lucky nannten. An ihr Gespräch im Schnellrestaurant. An die Art, wie sie die Hände gerungen hatte. Er sah zu Vaughan und sagte: »Irgendwie ist’s doch unser Problem. Vielleicht hat der Junge Angehörige, die sich Sorgen um ihn machen.«
    Vaughan nickte. Griff wieder nach ihrem Telefonverzeichnis. Reacher sah, wie sie von C wie Colorado State Police zu D wie Despair Police Department weiterblätterte. Dann wählte sie, und er hörte eine laute Stimme, als bewirkte die geografische Nähe, dass die Verständigung besser war. Sie brachte dieselbe angebliche Vermisstenmeldung vor: weiß, männlich, ungefähr zwanzig, eins fünfundsiebzig, fünfundsechzig, kein Name, Haarfarbe aus dem Schwarzweißfoto nicht ersichtlich. Nach kurzer Pause erhielt sie eine kurze Antwort.
    Vaughan legte auf.
    »Negativ«, sagte sie. »Sie haben nie einen Kerl gesehen, auf den diese Beschreibung passt.«

19
    Reacher saß reglos da, und Vaughan schob Dinge auf ihrem Schreibtisch hin und her. Sie richtete die Tastatur am Monitor aus, brachte ihre Maus auf eine Linie mit der Tastatur, verschob das Telefon dahinter und richtete zuletzt alles so aus, dass die Kanten entweder parallel verliefen oder rechteckig aufeinanderstießen. Dann legte sie Bleistifte in die obere Schublade zurück und wischte mit der Handkante ein paar Krümel in den Papierkorb.
    »Die Abdrücke der Tragbahre«, sagte sie.
    »Ich weiß«, sagte Reacher. »Wären sie nicht da gewesen, könnte ich mir alles ausgedacht haben.«
    »Wenn sie von einer Tragbahre waren.«
    »Was hätten sie sonst sein können?«
    »Nichts«, gab sie zu. »Sie waren von einer dieser altmodischen Tragbahren, die statt Rädern kleine Kufen haben.«
    »Wieso sollte ich überhaupt irgendwas erfinden?«
    »Um Aufmerksamkeit zu erregen.«
    »Ich mag keine Aufmerksamkeit.«
    »Aufmerksamkeit mag jeder. Vor allem pensionierte Cops. Das ist eine bekannte Tatsache. Sie versuchen durch die Hintertür, wieder an der Action teilzuhaben.«
    »Tun Sie das, wenn Sie pensioniert sind?«
    »Hoffentlich nicht!«
    »Ich auch nicht.«
    »Was geht also dort drüben vor?«
    »Vielleicht war der Junge von dort«, sagte Reacher. »Sie haben ihn gekannt, folglich war er kein Kandidat für Ihre Vermisstenliste.«
    Vaughan schüttelte den Kopf. »Das ergibt trotzdem keinen Sinn. Jeder ungeklärte Tod im Freien muss dem County Coroner gemeldet werden. Davon hätte auch die State Police erfahren – rein zu statistischen Zwecken. Der Wachhabende hätte gesagt: ›He, wir haben gehört, dass heute Morgen in Despair ein Toter aufgefunden worden ist, vielleicht sollten Sie mal nachfragen.‹«
    »Aber das hat er nicht getan.«
    »Weil aus Despair nichts gemeldet worden ist. Was irgendwie nicht zusammenpasst. Was, zum Teufel, machen sie mit dem Kerl? Dort drüben gibt’s kein Leichenschauhaus. Meines Wissens nicht mal einen Kühlraum.«
    »Also machen sie was

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