Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
in ihr Kreuz drückte und sich streckte. Dann schloss sie ab und ging zum Eingang. Sie kam herein, sah ihn und zögerte einen Augenblick, bevor sie ihre Richtung änderte und ihm gegenüber in die Sitznische glitt.
    Er fragte: »Erdbeere, Vanille oder Schokolade? Mehr haben sie nicht.«
    »Wovon?«
    »Milchshakes.«
    »Ich trinke mein Frühstück nicht mit Idioten.«
    »Ich bin kein Idiot. Ich bin ein Bürger, der ein Problem hat. Sie sind verpflichtet, mir zu helfen. Das steht auf Ihrer Plakette.«
    »Was für ein Problem?«
    »Das Mädchen hat mich gefunden.«
    »Und hatten Sie ihren Freund gesehen?«
    »Tatsächlich ihren Ehemann.«
    »Wirklich?«, fragte Vaughan. »Sie ist sehr jung, um verheiratet zu sein.«
    »Das dachte ich auch. Sie hat gesagt, es sei eine Liebesheirat gewesen.«
    »Jetzt müssten Violinen einsetzen. Hatten Sie ihn also gesehen?«
    »Nein.«
    »Wo liegt also Ihr Problem?«
    »Ich habe jemand anders gesehen.«
    »Wen?«
    »Eigentlich nicht gesehen. Es war stockfinster. Ich bin über ihn gestolpert.«
    »Über wen?«
    »Einen toten Kerl.«
    »Wo?«
    »Auf dem Rückweg von Despair.«
    »Wissen Sie das bestimmt?«
    »Hundertprozentig«, sagte Reacher. »Die Leiche eines jungen Mannes.«
    »Ist das Ihr Ernst?«
    »Das meine ich todernst.«
    »Warum haben Sie mir das nicht schon heute Nacht gesagt?«
    »Ich wollte erst darüber nachdenken.«
    »Sie muten mir verdammt viel zu. Dort draußen liegen Hunderte von Quadratkilometern Buschland. Und Sie stolpern in rabenschwarzer Nacht ›zufällig‹ über einen Toten? Halten Sie das nicht auch für höchst unwahrscheinlich?«
    »Eigentlich nicht«, antwortete Reacher. »Ich denke, dass er wie ich zu Fuß aus Despair nach Hope unterwegs war – nahe genug an der Straße, um sich nicht zu verlaufen, und weit genug entfernt, um nicht entdeckt zu werden. So war er auf einem ganz bestimmten Geländestreifen unterwegs. Ich hätte ihn um ein paar Meter verpassen können, aber niemals um einen Kilometer.«
    Vaughan schwieg.
    »Aber er hat’s nicht ganz geschafft«, fuhr Reacher fort. »Er war ausgepumpt, denke ich. Seine Knie waren ziemlich tief im Sand vergraben. Ich glaube, dass er auf die Knie gefallen, nach vorn gesunken und gestorben ist. Er war abgemagert und dehydriert. Keine Verletzungen, kein Trauma.«
    »Was, Sie haben eine Autopsie bei diesem Mann vorgenommen? In der Dunkelheit?«
    »Ich habe ihn abgetastet.«
    »Abgetastet?«
    »Der Tastsinn gehört zu den fünf Sinnen, auf die wir uns verlassen«, erklärte Reacher.
    »Wer war dieser Kerl also?«
    »Seinem Haar nach ein Weißer. Ungefähr einen Meter fünfundsiebzig groß, fünfundsechzig Kilo. Jung. Kein Ausweis. Ob er blond oder schwarzhaarig war, weiß ich nicht.«
    »Unglaublich!«
    »Aber wahr.«
    »Wo genau?«
    »Ungefähr vier Meilen außerhalb der Stadt, acht Meilen vor der Gemeindegrenze.«
    »Also eindeutig in Despair.«
    »Ohne Frage.«
    »Sie sollten die Polizeistation in Despair verständigen.«
    »Auf die würde ich nicht mal pissen, wenn sie in Flammen stünde.«
    »Nun, ich kann Ihnen nicht helfen. Dort drüben bin ich nicht zuständig.«
    Die Bedienung trat an ihren Tisch. Die Frau, die tagsüber bediente, die Zeugin von Reachers Koffeinmarathon. Sie wirkte nervös und gehetzt. Das Lokal füllte sich rasch. Kleinstadt-Amerika zur Frühstückszeit. Reacher bestellte Kaffee und Rührei mit Schinken. Auch Vaughan orderte Kaffee, was Reacher für ein gutes Zeichen hielt. Er wartete, bis die Bedienung wieder gegangen war, bevor er sagte: »Sie können mir helfen.«
    Vaughan fragte: »Wie?«
    »Ich möchte noch mal dorthin und mich bei Tageslicht umsehen. Sie könnten mich fahren. Nur schnell hin und sofort wieder zurück.«
    »Dort drüben bin ich nicht zuständig.«
    »Inoffiziell. Nach Dienst. Wie ein Tourist. Dies ist ein freies Land. Sie haben das Recht, ihre Straße zu befahren.«
    »Könnten Sie die Stelle wiederfinden?«
    »Ich habe sie am Straßenrand mit einem Steinmännchen gekennzeichnet.«
    »Unmöglich«, sagte Vaughan. »Ich kann nicht dort drüben herumschnüffeln. Und erst recht kann ich Sie nicht hinfahren. Sie sind ausgewiesen worden. Das wäre eine ungeheure Provokation.«
    »Niemand würde davon erfahren.«
    »Glauben Sie? Despair hat zwei Zufahrten und zwei Streifenwagen.«
    »Im Augenblick sitzen Ihre Kollegen dort bei Donuts in ihrem Restaurant.«
    »Wissen Sie bestimmt, dass Sie das alles nicht bloß geträumt haben?«
    »Garantiert nicht«, entgegnete Reacher.

Weitere Kostenlose Bücher