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Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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ihm ihre Geldbörse über den Tisch. Er warf einen Blick auf den in seiner milchigen Klarsichthülle nur schlecht lesbaren Führerschein. Sie hieß Lucy Anderson. Kein zweiter Vorname. Von Anderson hatte sie vermutlich den Namen Anne abgeleitet.
    »Lucy«, sagte er. »Freut mich, Sie kennenzulernen.«
    »Tut mir leid, dass ich nicht die Wahrheit gesagt habe.«
    »Machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Warum hätten Sie das tun sollen?«
    »Meine Freunde nennen mich Lucky. Das ist mein Spitzname.«
    »Hoffentlich sind Sie das immer.«
    »Das hoffe ich auch. Bisher bin ich’s gewesen.«
    Ihr Führerschein zeigte, dass Lucy bald zwanzig werden würde. Als ihre Adresse war eine Straße angegeben, von der Reacher zufällig wusste, dass sie in der Nähe des UCLA -Campus lag. Er war erst vor Kurzem in L.A. gewesen und hatte den Stadtplan noch ziemlich gut im Kopf. Ihr Geschlecht war als weiblich angegeben, was offenbar zutraf, und ihre Augenfarbe als blau, was ein Understatement war.
    Sie maß einen Meter dreiundsiebzig.
    Folglich musste ihr Ehemann über einen Meter fünfundneunzig sein. Vielleicht sogar knapp zwei Meter. Dem Foto nach wog er über hundert Kilo. Ein Kerl von Reachers Format. Wahrscheinlich noch größer.
    Nicht der Kerl im Dunkel. Der war eher so groß wie Lucy Anderson gewesen.
    Er schob die Geldbörse über den Tisch zurück. Ließ das Farbbild folgen.
    Lucy Anderson fragte: »Haben Sie ihn gesehen?«
    Reacher schüttelte den Kopf.
    »Nein«, sagte er. »Leider nicht.«
    »Er muss aber irgendwo sein.«
    »Wovor ist er auf der Flucht?«
    Sie sah nach rechts. »Weshalb sollte er vor irgendetwas flüchten?«
    »Bloß eine Vermutung«, sagte Reacher.
    »Wer sind Sie?«
    »Nur irgendein Kerl.«
    »Woher haben Sie gewusst, dass ich nicht Anne heiße? Dass ich nicht in Miami studiere?«
    »Ich war früher mal Cop. Beim Militär. Ich merke noch immer, wenn jemand versucht, mich zu belügen.«
    Sie wurde schweigsam und ein wenig blass. Das ließ ihre Sommersprossen deutlicher hervortreten. Sie steckte das Foto mit zitternden Fingern in seine Hülle zurück, schloss den Druckknopf und stopfte ihre Geldbörse tief in die graue Kuriertasche.
    »Sie mögen Cops nicht, was?«, fragte Reacher.
    »Nicht immer«, sagte sie.
    »Für jemanden wie Sie ist das ungewöhnlich.«
    »Für jemanden wie mich?«
    »Wohlhabend, aus dem Mittelstand, gebildet.«
    »Manche Dinge ändern sich eben.«
    »Was hat Ihr Mann gemacht?«
    Sie gab keine Antwort.
    »Und wem hat er etwas getan?«
    Keine Antwort.
    »Wozu ist er nach Despair gefahren?«
    Keine Reaktion.
    »Wollten Sie sich dort mit ihm treffen?«
    Nichts.
    »Spielt ohnehin keine Rolle«, sagte Reacher. »Ich habe ihn nicht gesehen. Und ich bin kein Cop mehr. Schon seit vielen Jahren nicht mehr.«
    »Was würden Sie jetzt tun? Wenn Sie an meiner Stelle wären?«
    »Ich würde einfach hier warten. Ihr Mann sieht wie ein Kerl aus, der sich zu helfen weiß. Wahrscheinlich taucht er früher oder später wieder auf. Oder lässt Ihnen eine Nachricht zukommen.«
    »Das hoffe ich.«
    »Studiert er auch noch?«
    Darauf gab Lucy Anderson ebenfalls keine Antwort. Sie schloss nur den Deckel ihrer Tasche und rutschte seitlich von der Kunstlederbank, stand auf und zog ihren Rocksaum gerade. Einen Meter dreiundsiebzig, ungefähr sechzig Kilo, blond und blauäugig, aufrecht, stark und gesund.
    »Danke«, sagte sie. »Gute Nacht.«
    »Alles Gute«, sagte er. »Lucky.«
    Sie hängte sich ihre Tasche über die Schulter, ging zur Tür und trat auf die Straße hinaus. Reacher verfolgte, wie sie sich in ihr Sweatshirt kuschelte, bevor sie in der Nachtkälte verschwand.
    Reacher ging vor zwei Uhr morgens zu Bett. Sein Motelzimmer war behaglich warm. Der Heizlüfter unter dem Fenster arbeitete effektiv. Er stellte den Wecker in seinem Kopf auf halb sieben. Er war müde, aber viereinhalb Stunden Schlaf würden vermutlich genügen. Sie mussten sogar genügen, denn er wollte duschen, bevor er frühstücken ging.

16
    Es war ein Klischee, dass Cops vor, während und nach jeder Schicht in Schnellrestaurants einkehren, um Donuts zu essen, aber Klischees sind nur deshalb Klischees, weil sie so häufig zutreffen. Deshalb rechnete Reacher, als er an diesem Morgen um fünf vor sieben an seinem Stammplatz saß, fest damit, dass Officer Vaughan innerhalb der nächsten zehn Minuten hereinkommen würde.
    Was sie tat.
    Er sah sie mit ihrem Streifenwagen vorfahren und parken. Beobachtete, wie sie ausstieg, beide Hände

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