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Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Annäherungsgeschwindigkeit betrug über hundert Meilen in der Stunde. In ungefähr fünfunddreißig Sekunden würden sie sich begegnen.
    Reacher fuhr gleichmäßig weiter.
    Die Sonne stand hinter ihm und schien dem Cop in die Augen – ein Vorteil. Die Windschutzscheibe des alten Pick-up war nicht getönt – ein Nachteil. Zehn Sekunden vor ihrer Begegnung nahm Reacher die linke Hand vom Lenkrad und legte sie auf seine Stirn, als massierte er sich die Schläfe, weil er Kopfschmerzen hatte. Er behielt seine Geschwindigkeit bei und starrte geradeaus.
    Der Streifenwagen schoss vorbei.
    Reacher ließ die Hand sinken und schaute in seinen Rückspiegel.
    Der Cop bremste stark.
    Reacher behielt den Rückspiegel im Auge, während er rasch im Kopf rechnete. Bis zur Stadtgrenze waren es ungefähr noch fünfzehn Meilen, und der arthritische alte Chevy schaffte höchstens siebzig, sodass die Fahrt dreizehn Minuten gedauert hätte. Der Crown Vic war kein besonders starker Wagen, aber in der Polizeiausführung mit kurzer Übersetzung und zwei Endrohren schaffte er spielend neunzig. Deshalb würde er den Pick-up nach drei Minuten überholen – ungefähr bei dem ehemaligen Motel, wo zwölf Meilen menschenleerer Straße vor ihm lagen.
    Zwecklos.
    Hinter ihm wendete der Crown Vic auf der Straße.
    Weshalb?
    Despair mochte eine Firmenstadt sein, aber diese Straße war öffentliches Eigentum. Jeder Einwohner von Hope hätte sie als kürzeste Verbindung zur oder von der Interstate genutzt. Auch Leute aus Kansas würden sie gelegentlich benutzen. So konnten unbekannte Autos in Despair keine allzu große Seltenheit sein.
    Reacher sah nochmals in seinen Rückspiegel. Hinter ihm beschleunigte der Crown Vic jetzt mit Vollgas.
    Vielleicht hatte der Wachmann in dem Tahoe, der das Werk entgegen dem Uhrzeigersinn umrundete, die Polizei verständigt. Vielleicht hatte er Reachers Gesicht wiedererkannt. Vielleicht verdienten die Deputys aus dem Restaurant sich ihr Geld beim Wachdienst mit den Tahoes.
    Reacher fuhr weiter. Jetzt erreichte er den ersten bebauten Straßenblock.
    Zehn Blocks vor ihm schob sich ein weiterer Crown Vic auf die Main Street.
    Und blieb mitten auf der Fahrbahn stehen.
    Reacher bremste abrupt, schlug scharf rechts ein und bog in das Gewirr aus schachbrettartigen Seitenstraßen ab. Eine Verzweiflungstat. Schwer vorstellbar, wie er aus einer wilden Verfolgungsjagd als Sieger hervorgehen sollte. Er war kein guter Fahrer. In der Grundausbildung bei der Militärpolizei hatte er den Schleuderkurs in Fort Rucker mitgemacht und niemanden beeindruckt. Bestanden hatte er ihn nur, weil seine Ausbilder ein Auge zugedrückt hatten. Im Jahr darauf war die Schule nach Fort Leonard Wood verlegt worden und der Schleuderkurs so schwierig geworden, dass er garantiert durchgefallen wäre. Zeitpunkt und Zufall. Manchmal nützten sie einem.
    Manchmal ließen sie einen auch unvorbereitet dastehen.
    Er überfuhr nacheinander drei Kreuzungen mit Stoppschildern an allen Einmündungen und bog links, rechts und wieder links ab, ohne zu zögern oder nachzudenken. Die schmalen, eintönigen Straßen verliefen zwischen langweiligen Klinkergebäuden, aber sein Orientierungssinn war besser als sein Fahrstil, und er wusste, dass er zwei Blocks südlich der Main Street wieder nach Osten unterwegs war. Der Verkehr in der Innenstadt war schwach. Er wurde von einer Frau in einem uralten Pontiac aufgehalten, aber die Straßenblocks waren kurz, und er löste dieses Problem, indem er rechts und noch mal links fuhr und sie einen Block südlicher überholte.
    Sein Verfolger war nicht mehr zu sehen. Hier hatte er die Statistik auf seiner Seite. Die Innenstadt war schätzungsweise in zwölf mal zwölf Blocks aufgeteilt, sodass es zwischen den Abbiegemöglichkeiten etwa zweihundertachtundachtzig gerade Straßenstücke gab, was wiederum bedeutete, dass eine direkte Konfrontation eher unwahrscheinlich war.
    Aber auch seine Aussichten, aus diesem Labyrinth jemals wieder herauszukommen, waren recht gering. Solange der zweite Cop die Main Street in östlicher Richtung blockierte, war die Straße nach Hope gesperrt. Nach Westen konnte er nicht, weil ihn dort die Tahoes aus dem Werk entdeckt hätten. Und in Despair wimmelte es vermutlich von hilfsbereiten Bürgern mit Geländewagen, die in freiem Gelände weit schneller waren als Vaughans uralter Chevy. Diese Bürger konnten eine regelrechte Truppe bilden.
    Reacher bog willkürlich nach links ab, nur um in Bewegung zu bleiben.

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