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Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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altersschwache Motor ins Stottern geriet.
    Er kam zum dritten Mal an der Kirche, der Bar, dem Lebensmittelladen und dem verblassten alten Hotel vorbei. Dann wieder an der Pension. Als ihre Eingangstür hinter ihm verschwand, ging sie auf. Aus dem Augenwinkel heraus sah er einen Kerl ins Freie treten.
    Einen jungen Kerl.
    Einen großen Kerl.
    Groß und blond und muskulös. Ein Sportler, ein Footballspieler. Bürstenhaarschnitt und sonnengebräunter Teint. Jeans und ein weißes T-Shirt unter einem grauen Pullover mit V-Ausschnitt.
    Reacher trat auf die Bremse und wandte sich um. Der Kerl war jedoch schon um die nächste Ecke verschwunden. Reacher legte den Rückwärtsgang ein und stieß zurück. Jemand hupte wütend, und ein alter Geländewagen musste ausweichen. Trotzdem hielt Reacher nicht an. Er fuhr rückwärts über die Kreuzung und starrte die Seitenstraße entlang.
    Kein Kerl. Nur der leere Gehsteig. In seinem Rückspiegel entdeckte Reacher den Streifenwagen drei Blocks westlich von sich. Er legte den ersten Gang ein und gab wieder Gas. Bog erst links, denn rechts ab und fuhr weitere ziellose Kreise.
    Den jungen Mann sah er nicht wieder, den Cop jedoch noch zweimal. Der Kerl überquerte Kreuzungen so gemächlich, als habe er’s keineswegs eilig. Was natürlich stimmte. Halb drei Uhr nachmittags, die Hälfte der Einwohnerschaft schuftete in der Recyclinganlage, während die andere Hälfte putzte oder Kuchen backte oder sich im Fernsehen Seifenopern anschaute, die einzige Durchgangsstraße an beiden Enden abgeriegelt. Der Cop amüsierte sich nur. Reacher konnte ihm nicht entkommen, das wusste er.
    Das wusste auch Reacher.
    Nirgends ein Ausweg.
    Also wurde es Zeit, stehen zu bleiben und zu kämpfen.

23
    Einer seiner Ausbilder in der MP School Fort Rucker hatte ihnen eingebläut, Annahmen seien grundsätzlich zu vermeiden. Im Großen und Ganzen stimmte Reacher ihm zu, auch wenn der Mann ein Idiot gewesen war. Manchmal waren Annahmen jedoch unvermeidlich, und Reacher entschied sich in diesem Augenblick für die Annahme, selbst die nicht sonderlich hellen hiesigen Cops würden nicht schießen, wenn Unbeteiligte in der Schusslinie standen. Also hielt er am Bordstein vor dem Familienrestaurant, stieg aus Vaughans Chevy, überquerte den Gehsteig und lehnte sich an eines der wandhohen Fenster des Restaurants.
    Drinnen lief das Geschäft ziemlich gut. Die Bedienung von gestern hatte neun Gäste, die verspätet zu Mittag aßen. Ein Trio, ein Paar und vier Einzelgäste, die etwa gleichmäßig über den Raum verteilt waren.
    Kollateralschäden, die nur darauf warteten, sich ereignen zu können.
    Die Schaufensterscheibe an Reachers Schultern fühlte sich kalt an. Er konnte sie durch sein Hemd spüren. Die Sonne schien, aber sie stand schon tiefer, und die Straße lag im Schatten. Dazu wehte ein leichter Wind. Kleine Wirbel, die Staub mitnahmen, zogen mal hierhin, mal dorthin über den Gehweg. Reacher krempelte die Ärmel hoch. Er reckte sich, um seine von der langen Fahrt in dem beengten Chevy verkrampften Muskeln zu lockern. Er krümmte und streckte die Finger und bewegte den Kopf in kleinen Kreisen, um die Nackenmuskeln zu entspannen.
    Dann wartete er.
    Nach zwei Minuten und vierzig Sekunden kreuzte der Cop auf. Der Crown Vic kam aus Westen angefahren, hielt an der letzten Kreuzung und blieb erst einmal dort stehen, als hätte der Kerl am Steuer Mühe, das Gesehene zu verarbeiten. Der Pick-up: geparkt. Der Verdächtige: auf dem Gehsteig stehend. Dann war die Pause zu Ende. Der Streifenwagen kroch über die Kreuzung und parkte dicht hinter dem alten Chevy – am rechten Randstein, in Richtung Osten, nur zweieinhalb Meter von der Stelle entfernt, wo Reacher wartete.
    Der Cop ließ den Motor laufen, öffnete die Fahrertür und stieg aus. Für Reacher war das ein Déjà-vu-Erlebnis. Ein großer Weißer, ungefähr vierzig, schwarzhaarig, Stiernacken. Beige Windjacke, braune Hose, auf der Stirn eine angedeutete Querrille von seinem Hut. Er zog seine Glock, hielt sie mit ausgestreckten Händen, lehnte die Oberschenkel an den Streifenwagen und starrte Reacher über die Motorhaube hinweg an.
    Vernünftige Taktik – wenn die Unbeteiligten hinter der Scheibe nicht gewesen wären.
    Der Cop rief: »Keine Bewegung!«
    »Ich gehe nirgends hin«, sagte Reacher. »Noch nicht.«
    »Einsteigen!«
    »Zwingen Sie mich doch dazu.«
    »Ich schieße!«
    »Das tun Sie nicht.«
    Der Kerl zögerte kurz, dann sah er an Reacher vorbei und

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