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Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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die junge Frau an und sagte: »Belassen wir’s dabei, Lucy. Ich wünsche Ihnen alles Gute, was, zum Teufel, Sie auch tun und wohin, zum Teufel, Sie auch unterwegs sind.«
    »Das war’s? Keine weiteren Fragen?«
    »Ich will hier nur essen.«
    Er aß allein, denn Lucy Anderson ging, bevor sein Steak serviert wurde. Sie blieb noch eine Weile still sitzen, lächelte wieder, stand auf und verließ das Lokal. Genau gesagt schwebte sie davon. Leichtfüßig, glücklich, voller Energie. Sie trat ins Freie, aber anstatt sich in der kühlen Nachtluft in ihrem Sweatshirt zu verkriechen, straffte sie die Schultern, schaute zum Himmel auf und atmete die Nachtluft ein, als befände sie sich in einem Zauberwald. Reacher blickte ihr nach, bis sie verschwunden war, und starrte dann ins Leere, bis sein Essen kam.
    Er verließ das Restaurant gegen 22.30 Uhr und ging ins Motel zurück. Dort schaute er beim Empfang vorbei, um für eine weitere Nacht zu bezahlen. Er nahm Zimmer grundsätzlich nur für eine Nacht, selbst wenn er wusste, dass er längere Zeit bleiben würde. Das war eine beruhigende Angewohnheit. Ein tröstliches Ritual, das ihm die Gewissheit gab, jederzeit aufbrechen zu können. Die Angestellte, die tagsüber Dienst hatte, war noch da. Die stämmige Frau. Die neugierige Frau. Er legte mehrere Scheine hin, wartete auf sein Wechselgeld und fragte: »Erzählen Sie mir noch mal, was Sie über die Recyclinganlage gesagt haben?«
    »Wovon habe ich gesprochen?«
    »Von Verstößen. Von echten Verbrechen. Sie hat interessiert, wieso das Flugzeug jeden Abend unterwegs ist.«
    Die Frau entgegnete: »Sie sind also ein Cop.«
    »Ich war mal einer. Vielleicht habe ich noch ein paar alte Angewohnheiten.«
    Die Frau zuckte leicht verlegen mit den Schultern. Errötete sogar ein wenig.
    »Alberne Vermutungen einer Amateurin«, sagte sie. »Das werden Sie denken.«
    »Amateurin?«
    »Ich betreibe Day-Trading als Hobby. Dazu recherchiere ich am Computer. Ich habe mir Gedanken über dieses Unternehmen gemacht.«
    »Was ist damit?«
    »Es scheint zu viel Geld zu verdienen. Aber was verstehe ich schon davon? Ich bin keine Expertin – keine Börsenmaklerin, Wirtschaftsprüferin oder sonst was.«
    »Erzählen Sie mir, wie Sie darauf kommen.«
    »In jeder Branche geht es mal aufwärts, mal abwärts. Es gibt Zyklen, die mit Rohstoffpreisen und Angebot und Nachfrage sowie Marktverhältnissen zu tun haben. Metallrecycling erlebt gegenwärtig eine Flaute. Aber diese Firma scheffelt weiter Geld.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Der Beschäftigungsstand scheint unverändert hoch zu sein.«
    »Das ist ziemlich vage.«
    »Auch als Privatfirma muss das Unternehmen statistische Angaben machen und Gewinnerklärungen abgeben. Ich habe mir nur zum Zeitvertreib die Zahlen angesehen.«
    Und weil du eine neugierige Nachbarin bist, dachte Reacher.
    »Und?«, fragte er.
    »Das Unternehmen weist hohe Gewinne aus. Wäre es an der Börse notiert, würde ich sofort in diese Aktie investieren. Das heißt, wenn ich das nötige Geld hätte. Wenn ich keine Motelangestellte wäre.«
    »Okay.«
    »Aber es ist keine Aktiengesellschaft, sondern eine Privatfirma. Also macht es wahrscheinlich noch höhere Gewinne, als es angibt.«
    »Sie glauben also, dass dort draußen mit faulen Tricks Geld gespart wird? Durch Verstöße gegen Umweltschutzauflagen?«
    »Das würde mich nicht wundern.«
    »Würde das einen so großen Unterschied machen? Ich dachte, die Auflagen seien ohnehin ziemlich aufgeweicht.«
    »Schon möglich.«
    »Was ist mit dem Flugzeug?«
    Die Frau sah verlegen zur Seite. »Nur alberne Gedanken.«
    »Mich interessieren sie trotzdem.«
    »Na ja, ich habe mir nur überlegt: Wenn die Gewinne nicht recht erklärlich sind, auch nicht durch Umweltsünden … vielleicht läuft dann irgendwas anderes ab.«
    »Was denn?«
    »Vielleicht bringt das Flugzeug jede Nacht Zeug mit. Etwas, das sich verkaufen lässt. Zum Beispiel Schmuggelware.«
    »Was für Zeug?«
    »Zeug, das nichts mit Metall zu tun hat.«
    »Woher?«
    »Keine Ahnung.«
    Reacher schwieg.
    Die Frau sagte: »Sehen Sie? Was weiß ich schon? Ich habe zu viel Freizeit. Viel zu viel. Und Breitband-Internet. Da kommen die Leute auf verrückte Ideen.«
    Sie wandte sich ab und kontrollierte eine Eintragung im Gästebuch. Reacher steckte sein Wechselgeld ein. Bevor er ging, warf er einen Blick auf das Schlüsselbrett hinter der Frau und sah, dass vier Schlüssel fehlten. Folglich waren vier Zimmer belegt. Sein eigenes,

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