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Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Million anderen glich, in denen er schon gewesen war.
    Schreibtisch, Computer, Schreibbretter, Papierstapel, ein Schwarzes Brett und niedrige Holzsessel, deren Polster mit Tweed bezogen waren. Alles einigermaßen neu, aber schon zerschrammt. Obwohl hier zwei Heizlüfter liefen, fühlte sich die Luft kalt an. Die ins Gebäudeinnere führende Tür war geschlossen, aber Reacher stiegen trotzdem scharfe Chemikaliengerüche in die Nase. In zwei Sesseln fläzten zwei Typen: Weiße, jung und hager. Beide wirkten gelangweilt und etwas respektlos, aber genau das erwartete Reacher von Leuten, die in einem Kühlhaus voller Leichen Nachtdienst schoben. Sie sahen zu ihm auf: leicht verärgert, weil er in ihre abgeschottete Welt eingedrungen war, und ein bisschen froh über diese Abwechslung von ihrer Routine.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte einer von ihnen.
    Reacher hielt wieder seinen fünfzackigen Stern hoch und sagte: »Ich soll mir den Kerl, den wir gestern eingeliefert haben, noch mal ansehen.«
    Der junge Mann, der gesprochen hatte, betrachtete den Stern mit zusammengekniffenen Augen und fragte: »Despair?«
    Reacher nickte, dann sagte er: »Schwarzhaarig, ziemlich jung, nicht sehr groß.«
    Ein Typ stemmte sich aus seinem Sessel hoch, setzte sich an den Schreibtisch und drückte die linke Maustaste, um den Bildschirm zu aktivieren. Der andere Typ drehte sich zur Seite, schnappte sich ein Schreibbrett und begann in ausgefüllten Vordrucken zu blättern. Beide gelangten gleichzeitig zu demselben Schluss. Sie wechselten einen Blick, und der Kerl, der bisher gesprochen hatte, sagte: »Wir haben gestern niemanden aus Despair reingekriegt.«
    »Wissen Sie das bestimmt?«
    »Haben Sie ihn selbst hergebracht?«
    »Nein.«
    »Wissen Sie bestimmt, dass er tot war? Vielleicht ist er auf die Intensivstation gekommen.«
    »Er war tot. Gar keine Frage.«
    »Nun, wir haben ihn nicht.«
    »Sie irren sich bestimmt nicht?«
    »Ausgeschlossen.«
    »Ihr Papierkram ist immer hundertprozentig korrekt?«
    »Muss er sein. Bei Schichtbeginn gleichen wir die Namensanhänger an den Zehen mit unserer Liste ab. Vorschrift. Weil die Leute auf Scheiß wie das Verschwinden ihrer Lieben empfindlich reagieren.«
    »Verständlich, denke ich.«
    »Heute Nacht haben wir fünf auf der Liste und fünf in Kühlfächern. Zwei Frauen, drei Männer. Keiner davon jung. Und keiner davon aus Despair.«
    »Können sie ihn anderswo hingebracht haben?«
    »Nicht in diesem County. Und kein anderes County hätte ihn genommen.« Der Mann rief eine Tabelle auf dem Bildschirm auf. »In dieser Minute ist’s über ein halbes Jahr her, dass wir einen Toten aus Despair hatten. Arbeitsunfall im Werk. Irgendein Kerl, das weiß ich noch, der in eine Maschine geraten ist. Kein schöner Anblick. Er war so breit, dass wir ihn in zwei Fächer legen mussten.«
    Reacher nickte. Der Mann drehte seinen Stuhl um und saß mit ausgestreckten Beinen und auf den Schreibtisch gestützten Ellbogen da.
    »Sorry«, sagte er.
    Reacher nickte erneut und trat wieder ins gelbliche Licht der Natriumdampflampen hinaus. Ein Türschließer zog die Tür hinter ihm zu. Annahmen sind grundsätzlich zu vermeiden, hatte er in der Ausbildung gelernt. Und die Streber in Fort Rucker hatten hinzugefügt: Absolut alles muss verifiziert werden. Reacher ging über den Vorplatz zurück und wartete, bis das Tor einen Meter weit offen stand, bevor er hindurchschlüpfte und in Vaughans Truck stieg.
    Er hatte alles verifiziert.
    Absolut alles.

36
    Reacher fuhr eine Meile, dann ging er in Halfway in den Tag und Nacht geöffneten Coffeeshop, aß einen Cheeseburger und trank drei Becher Kaffee. Der Burger war halb roh und pappig, der Kaffee ungefähr so gut wie der in Hope und der Becher etwas schlechter, aber noch akzeptabel. Nachdem er ein zerfleddertes Exemplar der gestrigen Zeitung von vorn bis hinten durchgelesen hatte, klemmte er sich in eine Ecke der Sitznische und döste aufrecht sitzend eine Stunde lang. Er verließ den Laden um fünf Uhr morgens, als die ersten Gäste zum Frühstück erschienen und ihn mit lautem Schwatzen und dem Geruch nach Duschgel störten. Er tankte Vaughans Truck an der die ganze Nacht geöffneten Tankstelle voll und verließ die Stadt auf der nach Osten führenden unebenen Straße mit den Rockys hinter sich und der sich ankündigenden Morgendämmerung am Himmel vor sich.
    Er hielt die Tachometernadel auf vierzig und passierte das Wachhäuschen der MP s zweiundfünfzig Minuten später

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