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Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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eines Universitätsgeländes waren lange, niedrige Gebäude im Chaletstil angeordnet. Die Atmosphäre wirkte ruhig und freundlich, als wären Krankheit und Tod keine große Affäre. Der weitläufige Parkplatz war leer bis auf ein paar verbeulte Autos in der Nähe des Personaleingangs und eine wie neu glänzende Limousine auf der Fläche, die mit Warnschildern Nur für Ärzte! abgegrenzt war. Aus den Lüftungsschächten eines Gebäudes in der zweiten Reihe quollen Dampfschwaden. Das war die Wäscherei, vermutete Reacher, in der die Fahrer der verbeulten Autos nachts Bettwäsche und Handtücher wuschen, während der Limousinenbesitzer sich bemühte, Leute lange genug am Leben zu erhalten, dass sie die frische Wäsche morgens noch benutzen konnten.
    Um den Haupteingang machte Reacher einen Bogen. Er suchte Tote, nicht Kranke, und wusste, wie er sie finden konnte. In seinem Leben hatte er weit mehr Leichenschauhäuser als Krankenreviere besucht. Leichenschauhäuser lagen gewöhnlich vor den Augen der empfindsamen Öffentlichkeit verborgen. Oft führten keine Wegweiser zu ihnen – oder sie waren mit Sonderdienste oder dergleichen beschriftet. Aber sie besaßen immer eine gute Zufahrt. Kranken- und Leichenwagen mussten sie jederzeit anfahren können.
    Das hiesige Leichenschauhaus stand in der zweiten Reihe neben der Krankenhauswäscherei, was er clever fand. So konnten die Dampfwolken aus der Wäscherei den Rauch aus dem Kamin des benachbarten Krematoriums verdecken. Auch dieses lange, niedrige Gebäude war im Chaletstil erbaut und von einem hohen Streckmetallzaun umgeben, in den man ein Tor mit einem Wachhäuschen eingelassen hatte.
    Der Zaun wirkte massiv, das Tor war geschlossen, und in dem Häuschen stand ein uniformierter Wachmann.
    Reacher parkte am Fahrbahnrand, stieg aus und reckte sich. Der Uniformierte beobachtete ihn dabei. Reacher hörte auf, sich zu räkeln, schaute sich um, als wollte er sich orientieren, und kam dann auf das Häuschen zu. Der Wachmann schob sein kleines Fenster hoch und bückte sich, als müsste er die Ohren auf Höhe der Öffnung bringen, um besser zu hören. Er war ein Mann in mittleren Jahren, vermutlich kompetent, aber nicht ehrgeizig. Ein Mietcop in einer dunklen Allerweltsuniform mit einer Plastikplakette wie aus einem Spielwarengeschäft. Auf ihr stand lediglich Security. Damit hätte er auch in einem Einkaufszentrum Dienst tun können. Vielleicht tat er das sogar, weil er nur mit zwei Jobs über die Runden kam.
    Reacher bückte sich ebenfalls zu der Fensteröffnung hinunter und sagte: »Ich muss noch was wegen des Kerls klären, den Despair gestern Morgen hier eingeliefert hat.«
    Der Wachmann sagte: »Das Personal ist drinnen.«
    Reacher nickte, als hätte er eine neue, wertvolle Information erhalten, und wartete darauf, dass der Mann den Knopf drückte, der das Schiebetor elektrisch öffnen würde.
    Der Kerl rührte sich nicht.
    Reacher fragte: »Waren Sie gestern Morgen hier?«
    Der Wachmann antwortete: »Alles nach Mitternacht ist morgens.«
    »Es war eher vormittags.«
    Der Kerl sagte: »Dann war ich nicht da. Mein Dienst geht bis sechs Uhr.«
    Reacher fragte: »Können Sie mich also durchlassen? Damit ich das Personal befragen kann?«
    »Das wechselt auch um sechs.«
    »Dort drinnen gibt’s schriftliche Unterlagen.«
    Der Uniformierte sagte: »Das kann ich nicht.«
    »Was können Sie nicht?«
    Der Wachmann sagte: »Kann Sie nicht durchlassen. Nur Polizeibeamten. Oder Sanitäter mit einer frischen Leiche.«
    Reacher sagte: »Ich bin bei der Polizei. Beim Despair Police Department. Wir müssen etwas überprüfen.«
    »Ich muss einen Ausweis sehen.«
    »Ausweise geben sie uns nicht. Ich bin nur ein Deputy.«
    »Ich muss irgendwas sehen.«
    Reacher nickte und zog den fünfzackigen Stern des großen Kerls aus seiner Hemdtasche. Wies ihn vor, indem er die Anstecknadel zwischen Daumen und Zeigefinger hielt. Der Uniformierte sah ihn sich genau an. Township of Despair, Police Deputy.
    »Mehr geben sie uns nicht«, erklärte Reacher.
    »Gut genug für mich«, sagte der Kerl und drückte auf den Knopf. Ein Elektromotor lief an, und der Zahnstangenantrieb rollte das Tor auf der frisch geschmierten Schiene zurück. Sobald es einen Meter weit offen war, schlüpfte Reacher hindurch und ging im gelblichen Licht von Natriumdampflampen über den Vorplatz zu einem Personaleingang, über dem Aufnahme stand. Er trat ein, ohne anzuklopfen, und stand dann in einem Bereitschaftsraum, der einer

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