Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach
Warnungen vor seinem Vater gehört, dann hätte sie die Gefahr vielleicht rechtzeitig vorhergesehen. Stattdessen blühte ihr im besten Fall ein Leben hinter Gittern.
Oder vielleicht auch nicht.
Von nun an war jeder auf sich gestellt. So würde Valentin es sehen, und auch Liam. Es war eine Frage des gesunden Menschenverstands.
Es gab nur einen Menschen, auf den Priya sich verlassen konnte: sie selbst.
52
Juri nahm drei Stufen auf einmal, als er die Treppe hinunterlief, sein Atem ein hektisches, erregtes Schnauben. Er konnte es kaum erwarten.
Hinter ihm eskortierte ein Bewacher Joe mit dem langsamen, respektvollen Schritt eines Henkers. Sie gingen einen breiten Flur entlang, der ins Innere des Hauses führte, bis Juri schließlich an einer Tür stehenblieb. Er drehte sich um und wartete, bis Joe zu ihm aufgeschlossen hatte.
»Weißt du noch, was du heute in der Küche zu mir gesagt hast? Dass du mir den Arsch versohlen würdest?«
»Richtig.«
Juri bleckte die Zähne. »Tja, jetzt wir werden ja sehen.«
»Das werden wir«, erwiderte Joe, als ob er sich über die Gelegenheit freute. In diesem Stadium konnte er es sich nicht erlauben, Angst zu zeigen.
Juri stieß die Tür auf und stolzierte hindurch, wie ein Gladiator, der die Arena betritt. Die Schultern gestrafft,
die Brust gewölbt, das Kinn in die Höhe gereckt. Ein weiterer offensichtlicher Versuch, ihn einzuschüchtern, doch Joe war fest entschlossen, sich nicht einschüchtern zu lassen.
Der Bewacher zog ein Messer und schnitt das Klebeband durch, mit dem Joes Hände gefesselt waren. Er trat zurück, und fast wirkte er ein wenig beschämt – als ob es ihm widerstrebte, beim Abschlachten eines Wehrlosen mitzuwirken. Als er Joe Glück wünschte, klang es, als ob er es ernst meinte.
Joe trat durch die Tür und verstand sofort, warum dieser Raum gewählt worden war. Es war ein großer, luftiger Fitnessraum, zwei Stockwerke hoch, mit einer umlaufenden Galerie auf halber Höhe.
An der Wand zu seiner Linken war eine beeindruckende Batterie von Fitnessgeräten aufgereiht: ein Indoorbike, ein Rudergerät und ein kompletter Satz Gewichte, ein Crosstrainer und ein Laufband von der Größe eines Kleinwagens. Aber das Prunkstück war zweifellos ein Squashcourt in Turniergröße.
Als Schauplatz für einen öffentlichen Zweikampf hätte er nicht besser geeignet sein können. Ein quadratischer Raum, auf allen Seiten geschlossen, mit verglaster Rückwand und einer Zuschauerplattform darüber. Eine ideale Arena, ohne hinderliche Möbel, ohne jegliche Möglichkeit, sich zu verstecken.
Felton erwartete sie auf der Galerie oberhalb des Courts. Der Raum hinter ihm war mit einem Snookertisch ausgestattet, und sonderbarerweise auch mit einer Feuerwehr-Rutschstange, über die man hinter dem Squashcourt auf die untere Ebene gelangen konnte.
Valentin saß neben Felton, ein weit weniger begeisterter
Zuschauer. Dicht neben ihm stand ein Bewacher mit der MP5 im Anschlag. Der dritte Mann war bei Liam geblieben.
Juri war bereits im Court und trabte auf der Stelle, um sich aufzuwärmen; die Holzdielen knarrten unter seinen stampfenden Schritten. Joe wartete gar nicht erst ab, bis man ihn zu irgendetwas aufforderte. Er massierte sich die tauben Handgelenke, während er auf die Glaswand zumarschierte, durch die Tür trat und sie hinter sich schloss. Dann deutete er auf den Bewacher auf der Galerie.
»Wird das ein fairer Kampf, oder wird der da das Feuer eröffnen, wenn ich gewinne?«
Felton reagierte gekränkt. »Niemand wird auf den Ausgang Einfluss nehmen. Zu der Frage, ob es ein fairer Kampf wird, fragen Sie am besten Juri …«
Der Ukrainer kicherte und sagte so leise, dass nur Joe ihn verstehen konnte: »Bis auf den Tod.«
»Sind das die Anweisungen?«
Juri sah kurz hinauf zu Felton und schüttelte den Kopf. »Scheiß auf Anweisungen.«
Felton räusperte sich. »Ich werde den Einsatz erhöhen. Wenn Joe verliert, töten wir den Jungen. Jaden – so heißt er doch?«
Er sah Valentin an, der kaum das Gesicht verzog. »Die übrigen Bedingungen bleiben gleich?«
»Oh, das Gold ist nach wie vor zu haben, keine Sorge. « Felton beugte sich über das Geländer und lächelte Joe zu. »Ich nehme an, Sie werden mit etwas mehr Einsatz kämpfen, wenn Sie wissen, dass die Zukunft eines anderen Menschen auf dem Spiel steht. Ich habe gesehen, wie Sie mit dem Jungen unten am Strand den Ersatzvater gespielt haben.«
»Wagen Sie es nicht, ihm etwas anzutun.«
»Na, dann sollten Sie
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