Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach
metallisches Brummen, das das ganze Haus zu erschüttern schien wie ein Zahnarztbohrer.
Oliver stieg die Leiter hinunter. Niemand lauerte ihm auf, niemand kam auf ihn zugerannt. Nach kurzem Überlegen kam er zu dem Schluss, dass er die Leiter wieder hochfahren musste. Er drückte den Knopf und eilte davon, stieß die Tür zum Flur auf – und da hörte er Schritte, die auf ihn zukamen.
Rasch schlüpfte er ins nächste Zimmer, kauerte sich hinter die Tür und lauschte, während mehrere Leute draußen vorbeistampften. Dann riskierte er einen Blick und sah gerade noch die Nachhut der Gruppe – Valentin Nasenko und einen der Leute seines Vaters – um die Ecke in den kurzen Flur einbiegen, der zum Spieleraum führte.
Sehr seltsam – aber andererseits hatte Oliver es längst aufgegeben, die Logik der Handlungen seines Vaters ergründen zu wollen. Hauptsache, sie waren jenseits der Haupttreppe, was bedeutete, dass er wahrscheinlich unbehelligt nach draußen gelangen könnte.
Aber warum der Spieleraum? Was um alles in der Welt konnten sie dort wollen?
51
Liam sah in mürrischem Schweigen zu, wie die anderen Gefangenen aus dem Zimmer geführt wurden. Es verletzte sein Ego, dass er nicht für wichtig genug erachtet wurde, um zu dem Spektakel mitgenommen zu werden. Sie hatten ihn in der Obhut eines einzigen Bewachers zurückgelassen, eines schmalgesichtigen Mannes mit Augen, so klein und schwarz wie Kaninchenköttel.
Er tröstete sich mit dem Gedanken, dass er wenigstens nicht derjenige war, der in einem angeblich sportlichen Wettkampf Juri zum Fraß vorgeworfen wurde. Juri war ein Ungeheuer – eine Tatsache, die Liam die ganze Zeit geflissentlich ignoriert hatte, solange er noch Valentins Ungeheuer gewesen war. Jetzt, da Juri zu Felton gehörte, sah die Sache schon ganz anders aus.
Joe hatte sich im Verlauf des heutigen Tages als ziemlich findiger Bursche erwiesen, aber Liam konnte sich nicht vorstellen, dass er dem Ukrainer allzu viel entgegenzusetzen hätte. Zweifellos war das der eigentliche Grund, weshalb Felton von der Wette so begeistert war. Binnen weniger Minuten könnte alles vorbei sein.
Und was dann?
Seine Vermutung war, dass Felton sich den begehrten
Deal sichern würde und dass Valentin brav mitspielen würde. Schließlich wurden seine Frau und seine Tochter als Geiseln festgehalten, da blieb ihm kaum eine Wahl. Und anschließend würden Felton und seine Männer im Dunkel der Nacht verschwinden und es Valentin überlassen, die Polizei zu alarmieren, worauf die Dinge ihren unabänderlichen Lauf nehmen würden.
Liams Kehle schnürte sich zusammen, wenn er daran dachte, was ihm bevorstand: Jahrzehnte hinter Gittern, eine unerträgliche Tortur. Er bemerkte, wie sein Bewacher grinste, als er Liams kummervolle Miene sah, und er fand die Kraft, sein Selbstmitleid abzuschütteln. Mit einem Nicken deutete Liam auf das Ankleidezimmer. »Dein Boss hat nicht zufällig die Tür zum Panikraum offen gelassen?«
Der Bewacher erwiderte nichts.
»Ich dachte mir nur, wir könnten uns doch jeder ein paar Barren schnappen und von hier verschwinden. Was meinst du?«
Der Bewacher schüttelte den Kopf. »Was ich meine, kann ich dir gern sagen: Ich kriege für diesen Job einen Haufen Kohle, und mit einem Scheiß-Paddy geh ich nirgendwohin. Ihr Schweine habt meinen Onkel ermordet, als er in Armagh auf Patrouille war.«
Liam musste beinahe lachen. Sein Pech wieder einmal.
Er dachte an Priya. Ob sie den Überfall auf die Garage überlebt hatte? Er war sich sicher, dass er gespürt hatte, wie Turner zu Boden gegangen war, und vielleicht noch jemand anderes. Falls Priya noch lebte, war es merkwürdig, dass sie sie nicht auch nach nebenan gebracht hatten. Eine exotische Kreatur wie sie würde einen alten Frauenhelden wie Felton doch bestimmt faszinieren. Außer, wenn er vielleicht nicht alles über sie wusste …
Es war eine überwältigende Erkenntnis – er hätte sich
an die Stirn geklatscht, wären seine Hände nicht mit Klebeband hinter dem Rücken gefesselt gewesen. Ein wildes Durcheinander von Gefühlen bestürmte ihn. Wut auf sich selbst, weil er nicht schon viel früher dahintergekommen war. Empörung, weil er sich eine solche Chance hatte entgehen lassen und sich obendrein noch auf der ganzen Linie zum Idioten gemacht hatte.
Sie hatte es ihm doch selbst gesagt, als sie hilflos unter ihm am Boden gelegen hatte.
Wenn du das tust, dann kommst du hier nicht mehr lebend raus.
Das schien eine halbe Ewigkeit her zu
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