Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach
Brust hob und senkte sich in einem unnatürlich schnellen Rhythmus. Dabei mahlte sie verzweifelt mit dem Kiefer und verzog den Mund unter dem Klebeband. Plötzlich blähten sich ihre Wangen auf, und ihre Augen weiteten sich vor Schreck.
»Sie hat sich übergeben!«, rief Angela. Erneut appellierte sie an den Bewacher. »Nehmen Sie ihr wenigstens den Knebel ab! Sie erstickt sonst.«
Der Mann reagierte mit einem mürrischen Brummen, kam aber dennoch zu ihnen herüber, um sich die Sache genauer anzusehen. Priya warf den Kopf hin und her und gab dabei ein schrilles, panikerfülltes Quieken von sich. Einen Moment lang blieb ihr Blick an Angela haften, und ihre Züge schienen milder zu werden. Dankbarkeit – oder etwas anderes?
»Okay, okay.« Der Bewacher bremste ab, als er die Blutlache erreichte. Er machte einen Bogen darum und stakste angewidert noch ein paar Schritte weiter, bis er neben Priya stand.
Sie drehte ihren Körper in seine Richtung, kam aber nicht auf die Idee, den Kopf zu heben. Wegen des Bluts konnte der Bewacher sich nicht hinknien, sondern musste in die Hocke gehen und sich umständlich vorbeugen, während er eine Hand nach ihrem Gesicht ausstreckte.
Plötzlich zögerte er. »Versuch ja nicht, mich zu beißen!«
Priya sah ihn an und nickte lammfromm. Der Bewacher versuchte ein Ende des Klebebands zu lösen, was mit seinen behandschuhten Fingern ziemlich mühsam war. Angela sah zu und machte sich schon auf den unangenehmen Anblick des Erbrochenen gefasst, das aus Priyas Mund hervorquellen würde. Doch als der Klebstreifen endlich abriss, nahm sie eine verschwommene Bewegung wahr, und da schoss ein Schwall von einer ganz anderen Flüssigkeit hervor.
Blut.
Priya hatte die Hoffnung nie aufgegeben. Auch nicht, als ihr Plan viel mehr Zeit in Anspruch nahm, als sie gedacht hatte. Auch dann nicht, als sie sich vor lauter Schmerzen beinahe wirklich übergeben hätte.
Sie machte unverdrossen weiter, zog und zerrte so lange, bis sie ihre Hände ein bis zwei Zentimeter auseinandergebracht hatte. Nicht viel, aber genug, um mit den Fingern besser an das Klebeband heranzukommen. Sie hatte sich die Nägel wegen der Latexhandschuhe kurz gefeilt, doch als sie die Finger in das Klebeband bohrte, rissen die Nägel an mehreren Stellen ein, und mit den scharfen Kanten konnte sie das Band noch besser bearbeiten.
Zwanzig Minuten lang war sie unablässig mit ihren heimlichen Vorbereitungen beschäftigt. Als sie das Band endlich durchtrennt hatte, waren ihre Handgelenke mit Blut verschmiert. Sie wischte sich die Hände hinten an ihrem
Overall ab, dann ruhte sie sich aus und ließ die Arme ein ganz kleines Stück auseinanderdriften, um ihre verkrampften Schultern zu lockern.
Der Bewacher hatte ihr einen Gefallen getan, indem er sich auf die andere Seite der Garage zurückgezogen hatte. Immer wieder schweifte seine Aufmerksamkeit für kurze Zeit ab. Priya wartete auf ihre Chance, und dann zog sie vorsichtig das Messer heraus, das in der Gesäßtasche ihres Overalls steckte.
Beim Sturm auf die Garage hatte einer der Angreifer sie abgetastet, während er gleichzeitig ihren Gürtel durchgeschnitten hatte. Angesichts der zahlreichen Waffen am Gürtel hatte er die Leibesvisitation nur noch recht flüchtig durchgeführt. Das Messer, das er übersehen hatte, war ein Stoßdolch, mit einer breiten, acht Zentimeter langen Klinge, die im rechten Winkel zum Griff angebracht war. Man umschloss den Griff mit der Faust, sodass die Klinge zwischen Zeige – und Mittelfinger herausragte.
Nachdem Priya den Dolch zu fassen bekommen hatte, war es ein Leichtes, einen Erstickungsanfall zu simulieren, um den Bewacher herbeizulocken. Die Lache von Eldons Blut verhinderte, dass er direkt auf sie zugehen konnte, stattdessen musste er von der Seite an sie herantreten und sich bücken – eine Haltung, in der er schlecht seine MP5 in Anschlag bringen konnte.
Er war jetzt auf ihrer rechten Seite und nestelte an dem Klebeband herum. Priya machte sich bereit, während sie mit großen, flehenden Augen zu ihm aufsah. Und als er ihr den Knebel vom Gesicht riss, schwang sie den linken Arm herum und rammte ihm den Dolch in die Innenseite des Oberschenkels, genau dort, wo sie die Arterie vermutete.
Das Blut, das sofort hervorschoss, verriet ihr, dass sie ihr Ziel getroffen hatte. Eine der Gefangenen schrie auf.
Der Bewacher gab keinen Laut von sich; er starrte nur fassungslos auf die sprudelnde Wunde.
Priya zog den Dolch heraus und stach noch einmal
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