Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach
Messer nach ihm stieß. Wieder gelang es Joe auszuweichen, diesmal allerdings unangenehm knapp.
Er muss nur ein Mal einen Glückstreffer landen , dachte Joe. Wenn er mich mit der Klinge erwischt oder auch nur mit einer Hand zu fassen bekommt, dann ist alles vorbei …
Juri wurde von seinem eigenen Schwung gegen die Wand geschleudert, stieß sich aber sofort wieder ab und ließ die Klinge durch die Luft sausen wie ein wahnsinniger Schlächter. Als Joe zurückwich, hörte er hinter sich ein Poltern. Er drehte sich rasch um und sah, dass der Bewacher einen Squashschläger in den Court geworfen hatte.
»Ich dachte mir, das würde das Gleichgewicht wiederherstellen«, sagte Felton.
Joe schnaubte. »Eine Pistole wäre hilfreicher.«
Nachdem er einer neuerlichen Attacke ausgewichen war, schnappte er sich dennoch den Schläger. Es war ein gutes, stabiles Modell. Damit konnte er nicht nur das Messer abwehren, sondern auch – was noch wichtiger war – seine Reichweite erhöhen.
Er packte den Griff direkt unterhalb des Schlägerkopfs und hielt ihn mit ausgestrecktem Arm, um den Kopf als Schild zu benutzen. Juri reagierte auf diese Erschwernis mit einem frustrierten Knurren, setzte aber weiter unverdrossen auf Angriff.
Sein Gesicht war eine Maske aus Blut, sein Atem rasselte laut in der Brust. Er war unsicher auf den Beinen, und trotzdem griff er ein ums andere Mal an, fest entschlossen, sich nicht geschlagen zu geben.
Als Juri wieder einen Ausfallschritt machte und übers Ziel hinausschoss, bog Joe den Oberkörper zurück, blieb aber mit gespreizten Beinen stehen. Er wehrte den Stich mit dem Schlägerkopf ab, drehte dann das Handgelenk und rammte Juri das Ende des Griffs ins Gesicht. Er erwischte ihn dicht unter dem heilen Auge, wo die Wange bereits geschwollen und lila angelaufen war.
Juri brüllte vor Schmerzen. Er ließ die Hand mit dem Messer sinken, und Joe rückte tänzelnd vor, um ihm in rascher Folge noch ein halbes Dutzend weitere Schläge zu versetzen, wobei er immer aufs Gesicht und den Hals zielte. Juri ging leicht in die Knie, hielt sich aber immer noch auf den Beinen.
Dann wich Joe auf Juris rechte Seite aus und trat ihm seitlich gegen das Knie. Es krachte fürchterlich, Juris Bein knickte ein, er stürzte und landete mit solcher Wucht auf dem gefederten Boden, dass der ganze Raum erbebte.
Joe trat ihm das Messer aus der Hand und sah ihm nach,
als es über den blutverschmierten Boden schlitterte. Dann blickte er auf Juri hinunter. Jetzt endlich war der Kampfeswille des Ukrainers gebrochen. Es war vorbei.
55
Die Gefangenen bettelten darum, freigelassen zu werden, selbst nachdem sie mit angesehen hatten, wie Priya Turner erschossen hatte. Dabei hätten sie sich ihrer Ansicht nach glücklich schätzen sollen, dass ihnen dieses Schicksal erspart blieb.
Vorläufig jedenfalls.
Als sie nach nebenan eilte, dachte sie über Turners letzte Worte nach. War es möglich, dass Liam und Valentin noch am Leben waren? Und spielte das wirklich eine Rolle? Vielleicht sollte sie lieber seinen Rat beherzigen und von hier verschwinden. Mit leeren Händen, aber frei. Wäre das nicht der beste Ausweg?
Durchaus möglich. Aber sie konnte es nicht tun. Zuerst musste sie noch gewisse Dinge in Erfahrung bringen – Dinge, die ihr in diesem Moment wichtiger waren als ihre Freiheit. Wichtiger als Leben oder Tod.
Von der Eingangshalle aus erkundete Priya die großen Salons und fand nichts. Zu ihrer Linken jedoch konnte sie Geräusche hören. Sie wusste, dass sich dort Feltons kleiner Freizeitkomplex befand: ein Fitnessraum mit Spielezimmer, der sich über zwei Stockwerke erstreckte.
Sie stieg die Treppe hinauf und fragte sich, ob sie die Schlafzimmersuite wohl leer vorfinden würde. Sie war sich sicher, dass Felton, nachdem er ihren Raubzug vereitelt hatte, der Versuchung nicht würde widerstehen können, sich am Anblick der Schätze im Panikraum zu weiden.
Auf dem oberen Treppenabsatz angelangt, hörte sie wieder Geräusche und Stimmen, die vom Fitnessraum kamen. Es klang, als sei dort ein Kampf im Gange. Sie ging in die andere Richtung, auf das Schlafzimmer zu. Die Tür war geschlossen, und sie konnte nichts hören, doch ihre Intuition sagte ihr, dass jemand drin war.
Sie überprüfte die MP5, holte tief Luft und öffnete die Tür. Beim Eintreten achtete sie darauf, die Waffe vor den Körper zu halten und den Lauf nach unten zu richten. Sie zählte darauf, dass Feltons Männer die Waffe als eine der ihren erkennen und
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