Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach
Niemand rührte sich. Niemand wusste, ob man es wagen konnte.
Dann sah Terry Angela an und grinste wie ein kleiner Junge. »Tja, ich denke, wir könnten noch länger hier rumsitzen wie die Idioten und auf die nächste Gaunerbande warten, die uns an den Kragen will. Oder wir könnten versuchen, hier rauszukommen.«
Angela nickte und rang sich ebenfalls ein Lächeln ab. »Genau dasselbe habe ich mir auch gedacht. Zuerst müssen wir ein Messer finden. Oder wenigstens einen scharfen Gegenstand.«
Da Angela die Einzige war, deren Hände vor dem Körper gefesselt waren, erschien es sinnvoll, dass sie die Suche übernahm. Terry erhob Einspruch. Er fürchtete, dass sie sich damit dem Risiko einer Bestrafung aussetzte, falls Priya zurückkäme.
Angela wies ihn zurecht. »Terry, wenn dieses verdammte Weib zurückkommt, haben wir alle ein Riesenproblem.«
Sie steuerte geradewegs auf die Leiche des Mannes zu, den Priya getötet hatte. Wegen der Fesseln an ihren Fußgelenken konnte sie nur unbeholfen auf allen vieren kriechen. Es ging sehr langsam und mühselig voran, und das viele Blut auf dem Garagenboden machte es noch schwieriger. Der Geruch widerte sie an, ebenso wie das warme, klebrige Gefühl an ihren Händen.
Als sie den Toten erreichte, musste sie seine Kleidung durchsuchen und in seine Innentaschen greifen. Es war eine entsetzlich intime Handlung, die an Leichenschändung
grenzte. Mehr als einmal musste sie würgen, musste die Suche unterbrechen und sich abwenden, bis die Übelkeit sich wieder legte. Sie musste sich innerlich von dem lösen, was sie tat, und sich darauf konzentrieren, was auf dem Spiel stand.
Das erste Teilziel bestand darin, ein Messer zu finden, und das gelang ihr. Es war ein Dolch mit schmaler Klinge, der in einem Lederfutteral steckte. Sie schnitt die Fesseln an ihren Füßen durch, stand auf und wäre fast wieder umgekippt, als das Blut aus ihrem Kopf strömte.
Sie kam sich ein bisschen albern vor, als sie zu der Gruppe zurückwankte und das Messer wie eine Trophäe schwenkte, doch die aufmunternden Blicke der anderen Gefangenen spornten sie an. Sie betete nur, dass nicht just in dem Moment, da der Gedanke an Flucht endlich mehr als nur eine absurde Fantasie zu sein schien, irgendjemand mit einer Waffe hereinplatzen würde.
Feltons Bodyguard vergewisserte sich, dass Juri tot war, und trat dann von der Brüstung zurück. Joe empfand eine Mischung aus Verwirrung und Erleichterung. Er war am Leben – aber wie lange noch?
Felton würdigte den Toten kaum eines Blickes. Er wandte sich an Valentin und ging zügig zum nächsten Punkt seiner Tagesordnung über.
»Gratuliere. Ich muss gestehen, ich hätte nicht gedacht, dass Joe sich so gut schlagen würde. Das könnte ein Problem für uns bedeuten.« Er lachte trocken auf. »Vielleicht muss ich ihm ein Angebot machen, das er nicht ablehnen kann.«
»Sie können ihn gerne haben.«
Felton sah Joe an und schnalzte mit der Zunge, als wollte er sagen: Nennt man so was loyal?
»Na schön«, sagte er zu Valentin. »Wir holen Ihr Gold, sobald wir die Bedingungen des eigentlichen Deals festgelegt haben. Was sagen Sie dazu?«
»Ich habe keine Wahl«, antwortete Valentin ein wenig gereizt. »Aber ich kann mir nicht vorstellen, wie das funktionieren soll.«
»Es ist ganz einfach. Liam und Priya haben einen Raubüberfall organisiert. Sie waren ein unschuldiges Opfer, genau wie alle anderen Bewohner dieser Insel. Ich war in Südfrankreich, aber glücklicherweise hielten sich einige Leute von meinem Sicherheitsteam hier auf und bewachten das Haus. Sie wurden zunächst gefangen genommen, konnten sich aber einige Stunden später befreien. Es kam zu einer erbitterten Schießerei, bei der die meisten Bandenmitglieder ums Leben kamen.«
»Die meisten?«
»Ich denke, Liam müssen wir verschonen. Und vielleicht auch Priya, falls sie bereit ist mitzuspielen.«
»Und meine Familie?«
»Sie erzählen der Polizei, dass sie in Brighton sind, genau wie Sie es geplant hatten. Sie haben mit der Sache nichts zu tun.«
»Aber Sie halten sie trotzdem weiter fest?«
»Bis alles unterschrieben und beglaubigt ist.«
Valentin nickte, aber die Empörung war ihm deutlich anzusehen. Kaum verwunderlich, dachte Joe. Felton hatte jedes Detail festgeklopft.
»Na gut«, sagte Valentin schließlich.
»Hervorragend.« Felton klatschte in die Hände. Seine Miene drückte höchste Befriedigung aus – so lange, bis er den Blick des Bodyguards auffing.
»Hat Briggs sich noch
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