Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach
– wenn auch nur für eine Sekunde – in ihrer Aufmerksamkeit nachlassen würden.
Im Zimmer waren zwei Personen, aber nur einer von Feltons Leuten. Er war tatsächlich unaufmerksam, und es dauerte nur eine Sekunde. Priya gab einen kurzen Feuerstoß ab und mähte ihn nieder, ehe er überhaupt begriffen hatte, wer sie war.
Die andere Person im Zimmer kauerte verängstigt am Boden. Langsam drehte er sich um und starrte Priya entgeistert an.
»Wie bist du …?«
»Schsch.« Priya trat die Tür hinter sich zu und zog das Messer aus der Tasche.
Joe trat wankend von Juri zurück und wartete mit grimmiger Miene Feltons Reaktion auf die Niederlage des Ukrainers ab. Noch ehe jemand etwas sagen konnte, war von der anderen Seite des Hauses das trockene Knattern von Schüssen zu hören.
Felton sah seine Leute fragend an. Valentins Bewacher sprach ein paar Worte in sein Mikrofon, wartete auf eine Antwort und schüttelte dann den Kopf. »Nichts.«
»Was treibt der da bloß?«, murmelte Felton vor sich
hin. Er beugte sich über das Geländer und rief dem anderen Bewacher, der vor dem Eingang des Courts stand, zu: »Geh mal nachsehen, was da los ist. Joe können wir auch von hier aus bewachen.«
Joe schätzte die Entfernung vom Squashcourt zum Ausgang des Fitnessraums ab und kam widerwillig zu dem Schluss, dass Felton recht hatte. Eine MP5 wäre allemal schneller als er.
Nachdem er seinen Mann losgeschickt hatte, um herauszufinden, was es mit den Schüssen auf sich hatte, richtete Felton seine Aufmerksamkeit wieder auf den Court. Valentin tat das Gleiche, und zum ersten Mal an diesem Abend hellte sich seine Stimmung ein wenig auf. Er brachte sogar ein Lächeln zustande.
»Mein Mann hat gewonnen«, erklärte er.
»Noch nicht.« Felton genoss sichtlich Valentins Verblüffung, während er auf Juri deutete, der immer noch auf dem Rücken lag und vor Schmerzen keuchte. »Nicht, solange mein Mann noch atmet.«
Oliver war dem Eindringling in sicherer Entfernung gefolgt, weshalb er ihn zwar hörte, aber nicht sehen konnte, wer es war. Die warnende Stimme in seinem Kopf wurde immer schriller, als er die Treppe hinaufstieg. Du hast dein Leben riskiert, um aus dieser Schlangengrube zu entkommen, und jetzt gehst du freiwillig wieder hinein …
Es war eine große Dummheit. Extrem leichtsinnig. Aber das war ihm egal. Wenn er erwischt wurde, dann war es eben so.
Er hörte, wie die Schlafzimmertür aufging, doch als er den Flur erreichte, war der Eindringling schon im Zimmer verschwunden. Kurz darauf fielen Schüsse, und Oliver versteckte sich rasch im Nebenzimmer. Der Lärm würde
mit Sicherheit dazu führen, dass Verstärkung losgeschickt wurde.
Und tatsächlich hörte er schon nach wenigen Sekunden Schritte näher kommen. Allerdings nur von einer Person. Offenbar konnte sein Vater sich nicht von der Belustigung im Fitnesssraum losreißen.
Oliver legte das Ohr an die Zwischenwand und versuchte zu hören, was nebenan vor sich ging. Kein automatisches Feuer diesmal, nur ein wiederholtes Klicken, gefolgt von einem schweren, dumpfen Schlag. Dann aufgeregtes Getuschel …
»Nein«, sagte Oliver. Er hielt sich die Hand vor den Mund.
Nach einigen Sekunden waren auf dem Flur wieder Schritte zu hören. Oliver eilte zur Tür, öffnete sie einen Spalt breit und sah zwei schwarz gekleidete Gestalten zielstrebig den Gang entlangmarschieren. Der eine war Liam, von seinen Fesseln befreit, in der Hand eine Pistole mit Schalldämpfer.
Die andere, bewaffnet mit einer MP5, war Priya.
»Das mache ich nicht«, sagte Joe.
»Dann haben Sie nicht gewonnen«, erwiderte Felton. »Wenn Sie den Sieg für sich beanspruchen wollen, müssen Sie es auch zu Ende bringen.«
Joe sah auf Juri hinunter. Er bot einen jammervollen Anblick, wie er dalag und leise stöhnte, während sein eines funktionsfähiges Auge flackerte wie ein altersschwacher Fernseher. Er schien immer wieder das Bewusstsein zu verlieren und bekam wahrscheinlich gar nicht mit, wie eiskalt hier gerade über sein Schicksal verhandelt wurde.
»Sie wollen, dass ich den Mann töte, der Ihnen dies alles erst ermöglicht hat?«
»Er war sicherlich nützlich. Aber Sie werden nicht bestreiten können, dass er auf lange Sicht nur eine Belastung darstellt. Oder?«
Felton sah Valentin an, der für Juri nur einen flüchtigen und emotionslosen, reptilienartigen Blick übrig hatte, während er über sein Urteil nachdachte. Dabei fuhr er sich mit der Zungenspitze über die Lippen, was den
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