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Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach

Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach

Titel: Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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und ihre grünen Augen blickten hell und klar aus dem gebräunten Gesicht. Das Band von Sommersprossen, das sich über ihre Nase zog, ließ sie auf attraktive Weise burschikos wirken.
    Als Joe auf sie zukam, schenkte sie ihm ein tapferes Lächeln. Aus der Nähe fiel ihm die Erschöpfung in ihren Zügen auf. Sofia zahnte gerade und machte deswegen eine schwere Zeit durch. Trotz der schlaflosen Nächte – und entgegen dem Wunsch ihres Ehemanns – war Cassie nach wie vor entschlossen, ihre Kinder ohne die Hilfe eines Kindermädchens großzuziehen. Dafür bewunderte Joe sie.

    »Ich kann mit ihm an den Strand gehen, wenn Sie wollen«, sagte er.
    »Wir sollten ihm nicht nachgeben, wenn er so eingeschnappt ist.«
    »Ich weiß. Aber dann hätten wir wenigstens Ruhe.« Joe deutete mit dem Kopf zum Haus. »Nur dieses eine Mal.«
    »Na schön. Nur zehn Minuten oder so. Dann muss er wirklich raus aus der Sonne.«
    »Was dagegen, wenn ich bei der Gelegenheit eine Runde schwimme?«
    »Kein Problem«, erwiderte Cassie. »Aber lassen Sie ihn nicht aus den Augen. Zurzeit ist er ein richtiges kleines Monster.«
    »Jaden ist im Grunde ein guter Junge. Ich bin sicher, dass er das mit seinen Großeltern nicht so gemeint hat.«
    Kaum hatte er den Satz ausgesprochen, da wusste er schon, dass er eine Grenze überschritten hatte. Doch sie reagierte nur mit einem merkwürdigen, ein wenig traurigen Lächeln.
    »Oh, ich glaube, dass es sein voller Ernst war.«

2
    Terror‘s Reach hatte Joe vom ersten Moment an in seinen Bann gezogen. Er kannte die Gegend nicht und hatte sich Chichester Harbour als eine künstliche Anlage vorgestellt, mit einem Deich und allem, was zu einem Handelshafen so dazugehört: Piers und Kräne und Slipanlagen, vielleicht ein Jachthafen.
    Tatsächlich war es ein natürlicher Hafen, genau auf der Grenze zwischen den Grafschaften Hampshire und West Sussex gelegen. Elf Quadratmeilen Wasser in einem Tidebecken
mit Watt und Salzwiesen. Es gab drei große Fahrrinnen und zahllose weitere Priele, Buchten und Fahrwasser, die ein halbes Dutzend Halbinseln von unterschiedlicher Größe und Form umspülten.
    Terror‘s Reach war eine kleine Insel an der Ostseite der Hafenbucht. Früher war sie über einen schmalen Damm mit dem Festland verbunden gewesen, den man bei Niedrigwasser zu Fuß passieren konnte. Den Namen verdankte die Insel einem viktorianischen Fischkutter, der Terror , die im Chichester Harbour unterwegs gewesen war und den Fang der Austernfischer von den großen Schiffen draußen auf hoher See in den Hafen transportiert hatte. Terror‘s Reach markierte den südlichsten Punkt ihrer Route.
    Zwar war die Insel bis in die Neunzigerjahre des 19. Jahrhunderts unbewohnt gewesen, doch ihre geschützten Buchten und dichten Wälder hatten jahrhundertelang Schmugglern als Unterschlupf gedient. Als die Küstenerosion Mitte der 1930er-Jahre schließlich den Damm zerstört hatte, war eine Kabelfähre eingerichtet worden, gemeinsam finanziert von den Bewohnern und dem Kriegsministerium, das zwei Drittel der zweihundert Hektar großen Insel als Truppenübungsgelände erworben hatte.
    In den 1960er-Jahren hatte der Bau einer Straßenbrücke die Fähre überflüssig gemacht. Zwar hatte das Verteidigungsministerium an dem Übungsplatz festgehalten, doch nachdem dieser in den letzten Jahren kaum noch genutzt worden war, überschlugen sich die Spekulationen über die künftige Nutzung des Geländes. Vorläufig waren die einzigen Privatanwesen auf der Insel in einem sanften Bogen am Südwestzipfel angeordnet, mit Blick auf die offene See und auf Hayling Island auf der anderen Seite der Bucht.
    Ursprünglich hatte es auf der Insel elf relativ bescheidene
Häuser gegeben, die jedoch in den letzten zwei Jahrzehnten bis auf eines allesamt abgerissen und durch wesentlich größere Architektenvillen ersetzt worden waren. Jetzt gab es nur noch fünf Anwesen mit einem Durchschnittswert von rund vier Millionen Pfund, womit die Grundstückspreise sich dem Niveau des bekannteren Badeorts Sandbanks rund siebzig Meilen weiter westlich annäherten.
    Joe hatte jede freie Minute damit verbracht, sein neues Zuhause zu erkunden, und er war fast erschrocken, als er sich zum ersten Mal dabei ertappte, dass er die Insel für sich so nannte. Aber so empfand er es nun einmal – als ein Zuhause, oder zumindest das Beste, was er sich in dieser Richtung erhoffen durfte.
    Jaden war wie ausgewechselt, kaum dass er aus dem Tor am Ende des Gartens getreten war.

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