Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach
wenn er sie berührte, bekam sie eine Gänsehaut.
»Sehen Sie nach, ob er noch lebt«, flehte sie die Männer an. »Lassen Sie ihn nicht verbluten.«
»Schnauze.«
»Bitte«, wiederholte Angela. »Wir haben kaum etwas,
was sich zu stehlen lohnt, aber nehmen Sie alles mit. Lassen Sie mich nur nach meinem Mann sehen. Lassen Sie mich ihm helfen, wenn ich kann.«
Der Killer schüttelte ihren Kopf hin und her. »Hast du‘s immer noch nicht kapiert? Er ist mausetot.«
»Warum haben Sie ihn erschossen?«, fragte sie.
»Der verdammte Idiot ist auf mich losgegangen«, sagte der Schütze. »Ich hatte keine Wahl.«
Keine Wahl. Die billige Ausrede aller Nazis, Stalinisten und feigen Bürokraten. Angela konnte ihren Abscheu nur mit Mühe verbergen. Sie verstummte, ließ ihre Wange auf den Teppich sinken und spürte, wie Tränen aus ihren Augen quollen.
Dass die Männer sie gefesselt hatten und ihre Gesichter verbargen, verriet ihr, dass sie nicht unbedingt vorhatten, sie zu töten. Aber das tröstete sie nur wenig. In diesem Moment wäre der Tod ihr willkommen gewesen. Sie hatte nichts mehr, wofür es sich zu leben lohnte.
Nichts, außer vielleicht dem ersten, winzigen Funken des Verlangens nach Rache.
Liam stand vor Dreamscape, seine Skimaske in der Tasche. Er legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen, genoss die Wärme der untergehenden Sonne auf seiner Haut. Der leuchtend orange Schein, der durch seine Lider drang, erschien ihm wie die Farbe des Erfolgs, die Farbe des Sieges.
Ein leichter Wind war aufgekommen, der die stehende Luft aufwirbelte und einen leichten Geruch nach Salzwasser mitbrachte. Die fernen Schreie der Möwen versetzten ihn wieder in die Sommer seiner Kindheit. Grauenhafte Ferienlager an der Nordwestküste: aufgeweichte Fritten, düsterer Himmel und quälende, zermürbende Langeweile.
Nach dem heutigen Abend würde er nie wieder Langeweile empfinden. Er würde vorher merken, wenn es langweilig zu werden drohte, und sich davon freikaufen.
Priya und Eldon waren vor ein paar Minuten nach nebenan gegangen. Liam fragte sich, wie Priya Oliver Felton anzupacken gedachte. Er bedauerte es, sie nicht in Aktion sehen zu können.
Als er ein Motorengeräusch hörte, schlug er die Augen auf. Allotti saß in dem Ford Explorer. Liam wies ihn an, vor dem Haus des Fußballers zu parken, möglichst dicht an der Grundstücksmauer. Sie war aus Backstein, etwa zwei Meter hoch, mit einem dekorativen Abschluss aus Fliesen. Kein ernsthaftes Hindernis für Einbrecher. Für die Sicherheit sorgten vielmehr die Leibwächter, die mit im Haus wohnten, doch sie hatten den Fußballer und seine Familie nach Rom begleitet. Jetzt wohnte nur der Schwiegervater hier.
Es gab eine Gegensprechanlage, doch Liam entschied, sie nicht zu benutzen. In Ermangelung eines glaubwürdigen Vorwands, mit dem er sich den Zutritt erschwindeln könnte, schien eine andere Vorgehensweise angeraten.
Er zog sich die Maske über den Kopf und griff nach seiner Waffe. Eine Glock 17, Kaliber 9mm, mit Schalldämpfer. Er zog den Schlitten durch, um sicherzustellen, dass eine Patrone in der Kammer war, und steckte die Waffe wieder in den Gürtel.
Er stieg auf die Motorhaube des Explorers und von dort auf die Mauer. Allotti tat es ihm gleich. Sie hielten einen Moment inne und nahmen das Haus in Augenschein. Im ersten Stock standen ein paar Fenster offen, doch es war niemand zu sehen.
Sie ließen sich auf einen schmalen Rasenstreifen fallen, der parallel zur Auffahrt verlief. Über einen Fußweg aus
Beton gelangten sie zur Haustür, wo Liam stehenblieb und lauschte. Drinnen konnte er Musik hören – irgendwelches Opernzeugs.
Er führte Allotti zur Hausecke, vergewisserte sich, dass die Luft rein war, und schlich dann den Weg entlang zur Rückseite des Hauses. Allottis Schnaufen, gedämpft durch die Skimaske, klang wie eine billige Imitation von Darth Vader.
Liam lugte um die Ecke. Eine Steinterrasse nahm die ganze Breite des Hauses ein. In der Mitte stand ein runder Aluminiumtisch mit zwei Stühlen. Terry Fox saß auf dem einen und hatte die Füße auf den anderen gelegt. Er wandte ihnen den Rücken zu, während er eine Zeitschrift las und an einem Glas Rotwein nippte.
Er trug eine blaue Badehose und Ledersandalen. Für einen Mann von Anfang sechzig sah er noch sehr fit aus. Seine Arm – und Beinmuskeln waren deutlich ausgeprägt, und er hatte nur einen kleinen Bauch. Seine Haut hatte die Farbe von Mahagoni, mit einem Nest aus weißen Haaren auf
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