Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach
höhnisch und machte es dadurch nur noch schlimmer. Liam nahm die Archivbox und bedeutete Turner mitzukommen.
Drüben in Dreamscape kam Allotti ihnen in der Halle entgegen. Er breitete die Arme aus und sagte: »Keine Ahnung, was da los ist. Es ergibt irgendwie keinen Sinn …«
Liam zuckte mit den Achseln. »Aber du hast den Anruf abgeblockt?«
»Ja. Musste dafür allerdings die Leitung durchschmoren. Und der Störsender ist immer noch eingeschaltet, also kommt man mit dem Handy nicht durch. Pendry ist im Haus, und Manderson sucht die Straße ab.«
»Gut. Und du gehst am besten runter ans Ufer und patrouillierst dort. Hast du Gough an der Brücke vorgewarnt? «
»Mach ich noch.« Allotti zog seine Waffe und verließ das Haus.
Als sie durch die Küche gingen, sagte Turner: »Was glaubst du, wer es ist?«
»Niemand – nur Allottis allzu rege Fantasie. Hoffe ich.« Liam hielt kurz inne, bevor sie die Garage betraten. Er hatte einen Entschluss gefasst und zog Turner zu sich heran.
»Ich will, dass du Valentin und Juri da rausholst und mit ihnen ins Wohnzimmer gehst.«
»Aber ich dachte …«
»Jetzt gleich«, sagte Liam und trat in die Garage. Eldon bewachte allein die Gefangenen. Er wirkte erregt, als er auf sie zugeeilt kam.
»Sollte ich nicht mit der Inventur anfangen?«
»Bald. Vorher kannst du noch das hier durchsehen.« Liam drückte Eldon die Archivbox in die Hand. Eldons Miene verriet wenig Begeisterung.
»Wonach soll ich denn suchen?«
»Keine Ahnung. Überrasch mich.«
Unter den Gefangenen breitete sich Unruhe aus, als Valentin und Juri mit vorgehaltener Waffe hinausgeführt wurden. Liam wandte den anderen bewusst den Rücken zu. Im Moment wollte er jeden Blickkontakt vermeiden, ganz besonders mit Travers.
Trotzdem spürte er den Hass, der gegen ihn gerichtet war, wie ein Kribbeln im Nacken. Er hatte plötzlich große Lust, sich einfach umzudrehen, das Feuer zu eröffnen und damit der ganzen beschissenen Katastrophe, zu der sich diese Operation entwickelt hatte, ein Ende zu machen.
Joe steckte das Handy wieder in die Tasche und klappte den Deckel der Kassette zu. Er entschied, dass dieses Versteck so gut war wie jedes andere. Um die Kassette später wiederzufinden, schlich er sich zur Straße zurück und merkte sich seine Position im Verhältnis zu Nasenkos Haus.
Inzwischen parkte ein Ford Explorer in der Auffahrt. Joe stellte sich vor, wie die Bande gerade das Haus durchsuchte. Wenn sie seine nassen Sachen fänden, würden sie wissen, wer er war. Und dann würden sie sich Valentin vorknöpfen.
Nachdem die Telefone nicht funktionierten, musste es Joes vorrangiges Ziel sein, so viele Informationen wie möglich zu sammeln. Herausfinden, wo die Gefangenen festgehalten wurden und mit wie vielen Gegnern er es zu tun hatte, um dann seine Vorgehensweise noch einmal zu überdenken. Vielleicht hatte er immer noch eine Chance, sie eigenhändig zu retten, aber dadurch, dass er den Vorteil der Überraschung leichtfertig aus der Hand gegeben hatte, war die Aufgabe jetzt ungleich schwerer geworden.
Und jetzt, da sie nach ihm suchten, konnte er es nicht
wagen, die Straße zu nehmen. Stattdessen schlug er sich durch den Wald. Zwar gab es hier eine Art Pfad, aber er war schmal, und es war schwer, im Dunkeln nicht vom Weg abzukommen. Dann und wann warnte ihn ein schwaches Glitzern rechtzeitig, bevor er im Wasser landete; dann wieder versanken seine Füße tief im Morast, sodass er ein Stück zurückgehen und sich einen anderen Weg suchen musste.
So oder so kam er nur langsam voran, denn ein weiteres Problem waren die Geräusche, die er machte. Der Boden war mit trockenem Laub und harten, spröden Zweigen bedeckt. Jedes Knacken tönte in der vollkommenen Abendstille laut wie ein Gewehrschuss.
Es kam ihm wie eine halbe Ewigkeit vor, bis er endlich auf einen zweiten Pfad stieß, der zur Straße zurückführte. Er schlich ihn entlang und sah, dass er sich fast genau auf Höhe des Eingangstors von Dreamscape befand. Hier konnte er sich nicht aus dem Wald wagen, ohne zu riskieren, dass man ihn entdeckte. Besser, er lief weiter und versuchte sich dem Grundstück mehr von der Seite zu nähern.
Er hatte sich gerade in Bewegung gesetzt, als etwas seine inneren Alarmglocken schrillen ließ. Eine unterschwellige Wahrnehmung, auf die sein Körper schon reagierte, ehe sein Verstand nachkam.
Er blieb stehen. Versuchte, seine Sinne auszuwerfen wie ein Netz und jede noch so kleine Information darin einzufangen. Er war
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