Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach
stand daneben und kaute gedankenverloren auf ihrer Unterlippe herum. Sie reagierte kaum, als Liam und Turner eintraten.
Eine der Wände war mit hellen Eichenholzpaneelen vertäfelt. Robert Feltons Safe war in die Wand eingelassen, verborgen hinter einer Paneelattrappe, die jetzt ganz aufgeklappt war. Die Safetür stand ebenfalls offen. Sie war aus schwerem, verstärktem Stahl gefertigt, mit dreiseitiger Verriegelung und aufbohrsicherer Wandung, gesichert mit einem Zahlenknopf-Kombinationsschloss – genau so, wie sie es recherchiert hatten.
Der Innenraum war ungefähr einen Meter achtzig hoch, einen knappen Meter breit und etwa einen halben Meter tief. Von den fünf Regalbrettern waren vier leer. Eine Handvoll billiger Schmuckstücke lagen auf dem obersten Regalbrett und setzten Staub an, und auf dem Boden stand eine alte Archivbox.
Und das war alles. Sonst nichts.
Der Safe war leer.
33
Zu seiner Erleichterung stellte Joe fest, dass sein eigenes Zimmer unberührt war. Er schloss die Tür hinter sich ab und verbarrikadierte sie, indem er sein Bett davorschob.
Dann zog er sich aus und gönnte sich dreißig Sekunden unter der Dusche. Nachdem er sich abgetrocknet hatte, zog er saubere Jeans, ein schwarzes T-Shirt und Turnschuhe an. Er steckte sein Multi-Tool, seine Schlüssel und das Ausbeinmesser ein, und dann fiel ihm sein Handy ein.
Er nahm seine Kassette aus dem Wandschrank. Darin lag ein weiteres Mobiltelefon; die SIM-Karten konnte er austauschen. Zwar hatte er Cassie eingeschärft, nicht anzurufen, doch die Vorstellung, dass sie ihn nicht erreichen könnte, wenn etwas wirklich Wichtiges wäre, behagte ihm nicht. Das hieß aber, dass er die Nummer beibehalten musste, die sie von ihm hatte.
Aber ihm war auch bewusst, dass die Zeit knapp war. Er konnte nicht riskieren, hier unten ertappt zu werden. Außerdem musste er ein besseres Versteck für seine Habseligkeiten finden, um zu verhindern, dass seine Ausweise in falsche Hände gerieten.
Joe schob das Bett von der Tür weg und klemmte sich die Kassette unter den Arm. Er schlich die Treppe hinauf und lauschte dabei angestrengt auf verdächtige Geräusche im Haus.
In der Eingangshalle blieb er stehen. Hier gab es einen Nebenanschluss an der Wand. Er dachte an McWhirter, der tot im Arbeitszimmer lag. Er dachte an das ungewisse Schicksal der Gefangenen, die von der Bande abgeführt worden waren. Sollte er nicht die Polizei anrufen, wenn er schon die Gelegenheit hatte?
Immer noch zögerte er. Der Verteilerkasten war hier ganz in der Nähe. Er war sich ziemlich sicher, dass die Täter die Kabel durchgeschnitten oder die Verbindungen auf andere Weise unterbrochen hatten.
Einige Sekunden lang starrte er den Hörer an, dann griff er danach. Er hatte erwartet, gar nichts zu hören,
und merkte, wie sein Herz ins Stolpern geriet, als er einen Wählton vernahm.
Vielleicht hatten sie gedacht, dass es zu riskant wäre, die Verbindungen zu kappen. Falls jemand auf der Insel anzurufen versuchte und nicht durchkäme, würde er vielleicht eine Störung melden.
Als er die 9 drückte, warnte ihn eine Stimme in seinem Kopf.
Die Polizei wird dir nicht glauben.
Er drückte die Taste erneut.
Sie haben die Leitungen nicht gekappt, aber sie müssen …
Ein schrilles Rückkopplungsgeräusch ließ ihn zusammenfahren. Fast hätte er den Hörer fallen lassen.
Die Leitung war tot. Jemand hatte die Verbindung unterbrochen.
»Mist«, flüsterte Joe. Er hatte gerade einen Riesenfehler gemacht.
Liam starrte ungläubig den Tresor an.
»Was zum Teufel hat das zu bedeuten?«
»Das wüsste ich gerne von dir«, knurrte Turner. »Scheiße, es hieß doch, da liegt ein Vermögen drin, und jetzt ist da nur dieser alte Krempel. Da frag ich mich schon, ob das nicht irgendein abgekartetes Spiel ist.«
Liam war so fassungslos, dass es einige Sekunden dauerte, bis der Vorwurf zu ihm durchdrang. Dann aber brauste er sofort auf.
»Wann habt ihr den aufgemacht?«
»Sei nicht so verdammt …«, setzte Turner an, doch Priya schnitt ihm das Wort ab.
»Ich hab dich sofort angefunkt.« Sie sah Oliver Felton an, der wie ein Kaninchen im Scheinwerferlicht dasaß. Er nickte.
Liam sagte: »Meine Anweisung lautete zu warten, bis ich hier bin.«
»Als ob das jetzt noch eine Rolle spielt!«, rief Turner.
Wieder ging Priya dazwischen. »Beruhigt euch. Wenn wir uns jetzt auch noch zerstreiten, kommen wir nicht weiter.«
Turner funkelte sie an, doch Liam wusste, dass sie recht hatte. Er bückte sich, um
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