Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach
sich sicher, dass er keine irgendwie geartete Falle ausgelöst hatte. Und er hatte auch nichts Alarmierendes gesehen oder gehört. Was war es also?
34
Liam wartete ein, zwei Minuten, ehe er ins Wohnzimmer ging. Drinnen riss er sofort seine Maske herunter. Turner hatte seine bereits abgenommen. Juri und Valentin saßen da wie Patienten im Wartezimmer eines Arztes; die Mienen ausdruckslos, die Hände immer noch gefesselt.
Valentins Zorn flammte auf, sobald Liam die Tür hinter sich geschlossen hatte. »Warum schleppst du uns hierher? «
»Allotti glaubt, dass jemand zu telefonieren versucht. In deinem Haus.«
Valentin runzelte die Stirn. »Jemand vom Team?«
»Offenbar nicht. Irgendeine Idee, wer es sein könnte?«
»Nein.« Valentin wirkte eher wütend als besorgt. »Vermisst ihr niemanden?«
Liam schüttelte den Kopf. »Ich hoffe, es ist bloß ein Irrtum. Aber ich habe Leute rübergeschickt, um nachzusehen. «
»Nicht genug«, sagte Juri. An Valentin gewandt, fügte er hinzu: »Das Team war zu klein. Wir hätten mehr Leute gebraucht.«
Valentin ignorierte ihn. »Ihr dürft nicht zu viel Zeit für die Suche vergeuden. Ihr müsst anfangen, den Transporter zu beladen.«
Turner ließ ein lautes, verächtliches Schnauben hören. Sowohl Valentin als auch Juri registrierten die unausgesprochene Botschaft; beide sahen ihn in Erwartung einer Erklärung an.
»Der Safe ist leer«, sagte Liam.
Valentins Kopf schnellte zu Liam herum. »Der …?«
»Feltons Tresor. Das große Teil mit dem Kombinationsschloss,
das da in seinem Schlafzimmer steht, genau da, wo es sein sollte. Sein Sprössling hat ihn uns bereitwillig aufgeschlossen. Wir mussten gar nicht bohren oder die Tür aufsprengen. Die Sache hat nur einen Haken – das verdammte Ding ist leer.«
Valentin starrte Liam lange in ungläubigem Schweigen an, dann senkte er den Kopf, als ob ein erdrückendes Gewicht auf ihm lastete. Er hob die Hände ans Gesicht, merkte, dass sie gefesselt waren, und ließ sie wieder in den Schoß sinken.
Juri stand auf. »Lass mich frei, dann ich helfe beim Suchen. «
»Und was sollen wir dem restlichen Team erzählen?«, fragte Liam.
»Sag ihnen, dass ich war von Anfang an mit von der Partie.« Juri deutete mit dem Kopf auf Valentin. »Sag ihnen, ich habe ihn verraten.«
Liam sah Turner an, der sagte: »Ein zusätzlicher Mann würde schon helfen, wenigstens so lange, bis wir wissen, was los ist.«
Während er darüber nachdachte, kam Liam eine weitere Frage in den Sinn. »Angenommen, es hat diesen Anruf wirklich gegeben. Warum ausgerechnet dein Haus?«
»Es ist das erste auf der Insel, wenn man von der Brücke kommt.«
»Aber wer könnte es sein?«
Juri zuckte mit den Achseln. »Das müssen wir herausfinden. «
Liam wandte sich an Valentin. »Ist das okay für dich?«
Der Ukrainer schien ihn kaum zu hören. Er nickte abwesend. »Ja. Wenn es sein muss.«
Liam machte Turner ein Zeichen, worauf dieser ein Messer zog und Juris Fesseln durchschnitt. Juri rieb sich
die tauben Handgelenke und streckte dann die Hand aus.
»Ich brauche Waffe.«
Turner sah mürrisch drein, doch er gab ihm das Messer. Dann nahm er sein Funkgerät vom Gürtel und meldete den anderen, dass Juri sich an der Suche beteiligen würde.
»Er gehört zu uns, habt ihr das geschnallt? Also seht zu, dass ihr ihn nicht aus Versehen abmurkst.«
Valentin hob nicht einmal den Blick, als Juri den Raum verließ. Er war wie in Trance. Seine Hände, die auf seinen knochigen Knien ruhten, zitterten ebenso wie seine Stimme, als er die Sprache wiederfand.
»Es ist da irgendwo«, sagte er. »Es muss da sein.«
»Und wenn nicht?«
»Es ist da, wenn ich‘s dir sage!«, knurrte Valentin und sprang so heftig auf, dass Liam einen Schritt zurückwich. »Es ist dort in dem Haus, und wir müssen es finden. Schnappt euch den Jungen und quetscht es aus ihm raus. Schneidet ihn in Stücke, wenn es sein muss.«
»Oliver weiß nichts«, sagte Liam. »Er hätte den Safe nicht aufgemacht, wenn er gewusst hätte, dass er …«
»Er weiß es«, beharrte Valentin. »Und jetzt geht hin und bringt ihn dazu, dass er es zugibt.«
Joe wartete. Angestrengt hielt er Ausschau nach verdächtigen Bewegungen, lauschte intensiv auf das leiseste Geräusch. Ohne Erfolg.
Und doch …
Wenn jemand ihn gehört hatte und wusste, dass er da war, dann würde derjenige sich jetzt ebenfalls vollkommen still verhalten und kaum zu atmen wagen. Er wäre ebenso verzweifelt bemüht, sich auf keinen Fall
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