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Owen Meany

Owen Meany

Titel: Owen Meany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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Schulleiter zu
benennen, der Lehrern und Schülern dienen sollte – »UND [422]  NICHT DEN
EHEMALIGEN ODER DEM VERWALTUNGSAUSSCHUSS «. Obwohl er sich über
Thorny lustig machte – vor allem über Archie Thorndikes Vorstellung vom »ganzen
jungen Menschen«, lobte Owen den scheidenden Direktor, weil er » SICH IN ERSTER LINIE UM DIE SCHÜLER
SORGTE, ERST DANACH UMS GELD«. Owen warnte den Berufungsausschuß: »NEHMT EUCH VOR DEM VERWALTUNGSAUSSCHUSS IN ACHT – DIE WOLLEN EINEN
SCHULLEITER, DER SICH MEHR UM DIE BESCHAFFUNG VON GELDERN KÜMMERT ALS UM DEN
LEHRPLAN ODER DIE LEHRER, DIE IHN ERFÜLLEN SOLLEN. UND HÖRT NICHT AUF DIE
EHEMALIGEN!« warnte ›Die Stimme‹;Owen
hielt nicht viel von den Ehemaligen. »SIE KÖNNEN
SICH NICHT MAL DARAN ERINNERN, WIE ES DAMALS WIRKLICH FÜR SIE WAR; SIE REDEN
STÄNDIG DAVON, WAS DIE SCHULE FÜR SIE GETAN HAT – ODER WIE DIE SCHULE ETWAS
AUS IHNEN GEMACHT HAT, ALS WÄREN
SIE UNGEFORMTER TON GEWESEN, ALS SIE HIER ANKAMEN. WIE HART DIE SCHULE SEIN
KONNTE, WIE ELEND SIE SICH HIER ALS SCHÜLER FÜHLTEN – DAS HABEN DIE EHEMALIGEN
WOHLWEISLICH VERGESSEN.«
    Während einer Konferenz nannte jemand Owen »diesen kleinen
Scheißkerl«; Dan Needham stellte klar, daß Owen wirklich gern an dieser Schule
war, aber daß es weder das Ziel der Academy war noch werden sollte, unkritische
Liebe und blinde Zuneigung zu lehren. Owen zu verteidigen wurde schwieriger,
als er gegen den Fisch am Freitag zu Felde zog.
    »WIR HABEN EINE KONFESSIONSFREIE KIRCHE«, STELLTE ER
FEST. »WARUM HABEN WIR EINE KATHOLISCHE MENSA? WENN DIE KATHOLIKEN FREITAGS
FISCH ESSEN WOLLEN, WARUM MUSS ES DER REST VON UNS AUCH TUN? DIE MEISTEN VON
UNS KÖNNEN FISCH NICHT AUSSTEHEN. ES KANN JA RUHIG FISCH GEBEN – ABER BITTE
NOCH ETWAS ANDERES – KALTEN BRATEN, ODER VON MIR AUS BRÖTCHEN MIT ERDNUSSBUTTER
UND MARMELADE. ES STEHT UNS FREI, DEM GASTPREDIGER AN DER HURD’S [423]  CHURCH ZUZUHÖREN, WIR KÖNNEN STATT DESSEN AUCH IN
JEDE DER KIRCHEN VON GRAVESEND GEHEN; DIE JUDEN MÜSSEN NICHT AM ABENDMAHL
TEILNEHMEN, DIE UNITARIER WERDEN NICHT IN DIE MESSE GESCHLEIFT – ODER ZUR
BEICHTE –, DIE BAPTISTEN WERDEN SAMSTAGS NICHT EINGEFANGEN UND ZUR SYNAGOGE
GEBRACHT (ODER ZU IHRER EIGENEN ZWANGSBESCHNEIDUNG). DOCH ALLE, DIE NICHT
KATHOLISCH SIND, MÜSSEN FREITAGS FISCH ESSEN; ES GIBT FISCH ODER GAR NICHTS.
ICH DACHTE, WIR LEBEN IN EINER DEMOKRATIE. MÜSSEN WIR UNS ALLE DER KATHOLISCHEN
MEINUNG ÜBER GEBURTENKONTROLLE ANSCHLIESSEN? WARUM MÜSSEN WIR KATHOLISCHES
ESSEN HINNEHMEN?«
    Er stellte einen Stuhl und einen Tisch in das Postamt der Academy
und sammelte Unterschriften für eine Petition – natürlich unterschrieben alle.
» SELBST DIE KATHOLIKEN HABEN UNTERSCHRIEBEN !«
verkündete ›Die Stimme‹. Dan Needham erzählte, der fürs Essen zuständige
Verwaltungsmensch habe bei der Konferenz eine richtige Schau abgezogen.
    »Als nächstes will dieser kleine Scheißkerl ein Salatbüffet! Er wird
zu jeder Mahlzeit eine Alternative wollen, nicht nur
zum Freitagsmenü!«
    In seinem ersten Beitrag war Owen über die KOMISCHEN
KLÖPSE hergezogen; jetzt ging es gegen den Fisch. »DIESER UNGERECHTFERTIGTE ZWANG BEREITET DEN WEG FÜR RELIGIÖSE
VERFOLGUNG«, meinte ›Die Stimme‹; Owen sah den Anti-Katholizismus
hinter jeder Ecke lauern. »ES WIRD SCHON GEREDET«, berichtete
er, »ES HERRSCHT EIN UNGUTES KLIMA AN DER SCHULE, ICH
HÖRE ES MUNKELN: ›MAKRELENFRESSER‹ –, UND SOLCHES GEREDE HAT MAN FRÜHER HIER
NIE GEHÖRT.« Offengestanden hatte ich noch nie jemanden »Makrelenfresser« sagen hören – außer Owen!
    Und kein einziges Mal gingen wir an der St.   Michael’s School vorbei – und an der heiligen Statue der Maria Magdalena – ohne [424]  daß er sagte: »WAS DIE PINGUINE WOHL MACHEN?
MEINST DU, SIE SIND ALLE LESBISCH?«
    Am ersten Freitag nach den Herbstferien gab es außer dem normalen
Fischmenü auch kalten Braten und Brötchen mit Erdnußbutter und Marmelade;
wahlweise konnte man noch einen Teller Tomatensuppe und Kartoffelsalat
bekommen. Er hatte gewonnen. In der Schulmensa wurde er mit donnerndem Applaus
empfangen. Da er ein Stipendium bekam, hatte er Mensadienst in der Schule – er
bediente die Lehrer am Lehrertisch; das Serviertablett war halb so groß wie er,
und er stand im Stillgestanden daneben, als wäre es ein Schutzschild, während
die Schüler ihm zujubelten und die Lehrer ein wenig steif lächelten.
    Der alte Thorny bestellte ihn in sein Büro. »Weißt du, du bist mir
sympathisch, mein

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