P. S. Ich töte dich
nicht mehr. Ich könnte es von allen Dächern schreien und jedem sagen, doch es hätte keine Bedeutung mehr, denn dieser Wunsch ist schon vor langer Zeit fehlgeschlagen.
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Ist es nicht seltsam, dass ein Wunsch nicht in Erfüllung gehen soll, wenn man jemand anderem davon erzählt?
Damals glaubte ich es, aber jetzt bin ich nicht mehr so sicher. Vielleicht weil ich manche Dinge etwas besser verstehe. Wünsche sind Träume und Hoffnungen; am besten behält man sie für sich, so wie alles, was einem wertvoll ist. Wenn du etwas besitzt, das funkelt und glitzert, dann werden viele versuchen, es dir zu stehlen; und alle, die selbst keine Träume oder Wünsche mehr haben, werden darauf hoffen, dass du deine verlierst.
Es kursieren viele Hoffnungen für die Zukunft, das Gleiche gilt für Wünsche. Man sollte sie nur mit wenigen, sorgfältig ausgewählten Menschen teilen, denn die meisten wünschen sich, dass sie fehlschlagen. So ist die Welt. Sobald dein Vorrat aufgebraucht ist, freuen sich die anderen.
Im Rückblick sehe ich meine Träume und Wünsche als grobe Stiche, mit denen ich die Wunden, die mir das Leben geschlagen hat, zusammengenäht habe. Manchmal heilen diese Wunden wieder, und die Nähte verblassen; dann ist schnell vergessen, dass einen nur die Hoffnung aufrecht gehalten hat. Doch manchmal sind die Stiche nicht fest genug, dann endet man wie ein in zwei Hälften gerissenes, weggeworfenes Spielzeug. Manchmal reichen Wünsche nicht aus, um einen in einem Stück zu erhalten.
Vor kurzem habe ich diese alten, nutzlosen Nähte aus meinem Körper gerissen, in Gedanken und in der Realität. Ich nehme alle Wünsche wieder zurück. Ich habe einmal gewünscht, dass Alison nie wieder weinen müsse, und ich nehme diesen Wunsch jetzt wieder zurück, indem ich Ihnen davon erzähle. Ich spüre, wie die dunkle Faser langsam aus der Narbe gezogen wird; gleich fühlt sich mein Körper lockerer und entspannter an. Dieser Wunsch hat nicht funktioniert – sie weint nun schon seit Stunden –, und ich brauche ihn nicht mehr.
Ich habe es nur gut gemeint, und ich habe immer mein Bestes gegeben, doch meine Wünsche waren oft so unzulänglich wie dieser.
Ich rücke näher zu Alison, sage ihr, dass alles gut wird, aber sie antwortet nicht. Sie sitzt einfach nur da, schluchzend, die Knie fest umschlungen. Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich ihr schon einmal gesagt, dass alles gut werden würde, dass ich ihr helfen wollte. Dafür ist es jetzt zu spät. Ich war nicht für sie da, als es darauf ankam, und ich verachte mich dafür.
Ich mache es mir auf dem Sofa bequem.
Ich wünsche mir, dass niemand Alison jemals verletzen wird.
Ich wünsche mir, dass ich immer für sie da sein werde.
Faden auf Faden kommt aus der Wunde: Schleifen verlorener Hoffnung spulen sich um mich auf. Bald werde ich mich selbst völlig aufgetrennt haben. Jeder Wunsch wird aus mir herausgezogen, bis letztendlich nur noch die Wunde selbst übrig bleibt: nackt, rauh, empfindlich. Dann werde ich mein Leben zurückdrehen, das Gesicht zur Decke richten und schreien, wobei ich meinen Körper von Kopf bis Fuß anspanne, um zu sehen, was zerreißt.
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Ich hatte meine Gründe, warum ich meine Wünsche für Alison verwendete, und zwar nicht nur offensichtliche.
Zum ersten Mal traf ich Alison in einem Nachtclub. Sie war stark angetrunken und schwankte – eingetaucht in grelles Licht und völlig außerhalb des Rhythmus – zum Bumm-Bumm der Tanzmusik hin und her. Anscheinend hatte sie ihre Freunde verloren. Nach einer Weile ging sie hinaus. Vielleicht wollte sie nach ihnen Ausschau halten oder etwas frische Luft schnappen. Ich wartete etwa eine Minute, und plötzlich – ich kann nicht sagen, warum – fühlte ich einen starken Drang, ihr zu folgen.
Ich fand sie zusammengekauert auf den Treppenstufen des Clubs. Sie hatte den Kopf auf die Knie gestützt; vor ihr stand ein Mann. Ich lauschte seinen Worten, und mir wurde schnell klar, dass er sie überhaupt nicht kannte. Er wollte sie überreden, mit ihm zu kommen. Auf der Straße wartete ein Taxi mit laufendem Motor und offener Tür. Sie war viel zu betrunken, um ihm eine Antwort zu geben, so beugte er sich hinunter und packte ihren Arm.
»He«, sagte ich.
Sofort ließ er sie los und starrte mich an. Nein, das stimmt nicht ganz: Vielmehr sah er durch mich hindurch. Als ich in seine Augen blickte, erschienen sie mir vollkommen leer. Wie wenn man in einen fahlen, grauen Himmel blickt, der die unter ihm
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