P. S. Ich töte dich
Türkis, Brillen, die mit der Berufstätigkeit ihrer Trägerin prahlen, ich hasse sie durch das Telefon mit einer Inbrunst, die mich das Gespräch vergessen lässt, hören Sie, hören Sie, erst da merke ich, dass sie mit mir spricht, er lässt Ihnen ausrichten, Sie mögen doch bitte in Ihre Handtasche sehen, das, was Sie finden, dürfte die Angelegenheit erledigen.
Das war es wohl.
Ich lege auf und gehe ins Bad, lasse Wasser laufen und sinke auf den Rand der Badewanne, meine Beine zittern.
In einer Ecke liegt zerknüllt die Wäsche von gestern, feucht, mit einem leisen Dunst aus Liebe und Alkohol, aus ihr steigen Worte auf und klingeln in meinem Ohr, es sind die Worte, die gestern wie von selbst über meine Lippen geflossen sind, bei der Erinnerung lodert Hitze in mir auf, ich denke an die drei Scheine, die ich schon wegen dieser Worte loswerden muss, es dürfen keinesfalls bezahlte Worte gewesen sein, solche Worte darf man nur freiwillig sprechen, ein Geschenk müssen sie sein, sonst verhuren sie einen.
Ich gehe in die Küche, nehme das Wasabi-Messer aus der Schublade und stecke es in meine Manteltasche, es gibt ein scheußliches Geräusch, als die scharfe Klinge, vom Gewicht des Metalls nach unten gezogen, den Wollstoff durchtrennt, ich nehme ein Geschirrtuch und wickle es um das Messer.
Dann stecke ich es ein und gehe los.
Feierabend
Er sitzt hinter einem großen gläsernen Schreibtisch, das Telefon in der Hand, hinter seinem Rücken leuchten aus dem Dunkel der Nacht alle Lichter dieser Stadt, und als wäre diese Glasfront noch nicht genug an Protz, prangt neben seinem Flachbildschirm eine große Vase mit weißen Callas, bestimmt das Werk seiner engagierten Sekretärin. Küssen werde ich dich nachher erst, sagt er ins Telefon zu jemand anderem und lacht, dann sieht er mich, steht schnell auf, Überraschung breitet sich auf seinem Gesicht aus wie eine Minute später die Blutlache auf den grauen Steinfliesen.
Na so was, sagt er und versucht, mich zu umarmen, ich drehe mein Gesicht weg, obwohl, noch eine schnelle Nummer hier im Büro, wieso nicht, hier vor dem riesigen, riesigen Fenster, alle könnten uns sehen, die ganze Stadt kann zuschauen, aber hast du auch das Geld, um es zu bezahlen, Süßer, hast du so viel? Das kostet dann nämlich pro Zuschauer 300, das werden mindestens 300 000, ach, was sage ich, das lässt sich doch keiner entgehen, 30 Millionen.
Ich hole weit aus und schlage wie zur Probe erst mal die Vase vom Tisch, Wasser und Scherben spritzen uns entgegen.
Er reißt die Augen vor Überraschung weit auf und schreit meinen Namen, seine Hände schnellen vor und zerquetschen meine Oberarme, ich biege den Kopf zurück und knalle mit aller Kraft meine Stirn in sein Gesicht, der Schmerz nimmt mir für einen Augenblick den Atem, aber ich höre trotzdem das Knacken seines Nasenbeins, es klingt gut.
Bevor er etwas sagen oder ich es mir noch einmal überlegen kann, ziehe ich das Wasabi-Messer aus meiner Manteltasche und schneide ihm die Kehle durch, normalerweise schneide ich damit den Fisch, ich habe das Messer von einem Ex-Freund bekommen, mit dem ich immer Sushi gemacht habe, auch für dich hätte ich Sushi gemacht, wenn du gewollt hättest, so aber mache ich Sushi aus dir, haha, nein, für Sushi bist du nicht gut genug, ich bin sicher, du schmeckst eklig, lass mich mal nachdenken, wie hast du geschmeckt? Ich weiß es nicht mehr, so doll kann es nicht gewesen sein.
Ich setze mich auf den Boden, fange den zusammensinkenden Körper auf und bette ihn in meinen Schoß, ich streichle sein Gesicht und sehe zu, wie er stirbt.
Die grauen Augen rollen, und sein Mund öffnet sich, um mir etwas zu sagen, aber es gurgelt nur wie aus einem verstopften Abfluss, und mir spritzt noch etwas Blut entgegen.
Als die breite, blutgetränkte Hemdbrust aufgehört hat, sich zu heben und zu senken, sind die Augen noch immer auf mich gerichtet, es steht eine stumme Frage darin, die mich rasend macht, warum dieser verständnislose Blick, er hat nichts kapiert, er hat keine Ahnung, was diese 300 Euro für mich bedeuten, wollte er mir mit seinen letzten verschluckten Worten noch mehr Geld anbieten, vielleicht die Mehrwertsteuer drauflegen?
Ich ziehe ihn aus, das geht schwerer als gedacht, ich muss dafür die kleinen Knöpfe seine Hemdes durch die winzigen Laschen ziehen, und meine Hände zittern doch so, beide sind wir voll Blut, doch endlich liegt er nackt und bloß vor mir auf den Fliesen, die drei Scheine zwischen den
Weitere Kostenlose Bücher