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P. S. Ich töte dich

Titel: P. S. Ich töte dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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mein Vater.
    Geburtstag. Offenbar habe ich wild gefeiert, in meinem Kopf dreht sich alles, der gestrige Abend ist ein großes schwarzes Loch, ganz langsam taucht daraus etwas auf, erst nur ein glattrasiertes Männergesicht, dann der göttliche Körper, der daran hing.
    Ich gehe ins Bad, ziehe die dreckigen Sachen aus und werfe sie auf einen Haufen. Ich drehe die Dusche auf, stelle mich unter
     das prasselnde Wasser und seife mich ein.
    Unter dem Schaum beginnen die Rosen auf meinem Körper zu blühen wie der allerschönste Geburtstagsstrauß. Ich streichle leicht darüber, dann fester, um zu überprüfen, ob es noch weh tut, das warme Wasser weckt meine Erinnerung, und ich muss lächeln.
    Er ist nicht so einer, der mir einen Strauß schicken würde, schätze ich, keine Sträuße, kein Parfüm, aber das, was ich mir vom nächsten Treffen verspreche, ist schöner als Rosen aller Farben.
    Was machst du denn so, habe ich gefragt, Berufe hatte ich dabei gar nicht im Sinn, mir fiel einfach keine andere Frage ein, er hätte mir von seinen Haustieren erzählen können oder von seinen Grundschuljahren, ich wollte einfach nur neben ihm an der Theke sitzen bleiben und ihm zuhören, dem Kerl im viel zu schicken Anzug, der zufällig den Barhocker neben mir besetzte. Er sah aus wie einer, den es nicht nach Hause zieht, frisch getrennt oder so, genau so einer, von dem man sich einladen lässt, einer, der die Dinge locker nimmt und nicht nachher rumstresst. Sein Anzug passte nicht zu meinen Jeans, sein exakter Haarschnitt biss sich mit meiner Zottelmähne, komisch, dass wir überhaupt ins Gespräch gekommen waren, und komisch, dass ich überhaupt in dieser Kneipe saß, romantische Naturen würden es Schicksal nennen, ich schob es darauf, dass Sonja mir in letzter Sekunde abgesagt hatte und ich keinen Bock hatte, an meinem Geburtstag meine eigene Bude vollzuqualmen.
    Baubranche, sagte er.
    Und was machst du da, in der Baubranche, habe ich gefragt, er hat gegrinst, bauen, hat er gesagt, Häuser, Hotels, was man halt so bauen kann, ich dachte an Monopoly und fühlte mich wie früher, die anderen haben Schlossallee, Parkstraße und die ganze Kohle, und ich habe nur noch Schulden, aber er sagte, ich habe wirklich keinen Bock, über die Arbeit zu reden, und ich sagte, gut, dann lass uns zu mir gehen, nein, stimmt nicht, das habe ich erst viele Stunden später gesagt, vorher haben wir stundenlang an dieser Theke gesoffen, ich weiß nicht mehr viel von dem Danach, aber wenn ich so unter der Dusche stehe und meinen Körper betrachte, fällt mir einiges wieder ein, und zwar das Beste.
    Ich hatte schon beim ersten Kuss gewittert, dass ich es mit einem bestimmten Typ Mann zu tun hatte, ein wildes Aroma nach körperlicher Arbeit, Motoröl und Kernseife umgab ihn trotz des teuren Aftershaves, er war der Typ Mann, der einen Anzug trägt und großartig darin aussieht, und wenn man ihn auszieht, findet man den ehrlichen Körper eines jungen Bauarbeiters, mit harten Muskeln und Sonnenbrandflecken. Wenn solche Typen Karriere machen, dann vögeln sie nicht nur Kneipenbekanntschaften, sondern auch ihre Sekretärinnen, das wusste ich sofort, aber gestern in der Kneipe war es mir egal. Das habe ich ihm auch gesagt. Denk doch nicht immer in Klischees, hat er gesagt, er hat es noch mal wiederholt, als ich eine Bemerkung machte über seinen Anzug und sein teures Handy, und dann hat er an meinen Haaren gerochen, minutenlang, einfach so, als ob er noch nie etwas so Köstliches gerochen hätte, und ich habe kaum zu atmen gewagt.
    Ich ziehe frische Wäsche an, springe in die Hose von gestern und verlasse meine Wohnung, um mir mein Geburtstagsgeschenk zu kaufen, was Tolles für heute Abend, bestimmt sehe ich ihn wieder, ich hab Geburtstag, hurra!
    Bei Kaufhof laufe ich Slalom um die vielen Ständer mit blöden Klamotten, bis ich den Mantel sehe.
    Es ist der perfekte Mantel für mich. Wadenlang und kirschrot umschließt er mich wie eine klammernde Umarmung, ein einziger blitzender Reißverschluss trennt mich sichtbar in zwei symmetrische Hälften, ich sehe fabelhaft darin aus, und noch dazu ist er reduziert.
    Irgendwie fühle ich mich anders, erwachsener, etwas seriöser, trotzdem sexy, ich hätte mir schon früher einmal genau diesen Mantel kaufen sollen, wer weiß, vielleicht wäre mein Leben dann anders verlaufen, vielleicht hätte der strenge Schnitt dem Menschen unter dem dicken Wollstoff unweigerlich seine Form aufgezwungen und ihn zur Disziplin genötigt,

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