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P. S. Ich töte dich

Titel: P. S. Ich töte dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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aber was soll’s, ich habe 30 Jahre meines Lebens ohne diesen Mantel verbracht, ab heute ist er dabei, fast genauso lang wie der Mann von letzter Nacht.
    Der Mann … Es müssen Resthormone von letzter Nacht sein, die mich in die Umkleidekabine schicken, wo ich mir die Sachen vom Leib reiße und nackt in den Mantel schlüpfe, die Klamotten wickle ich in meine alte Jacke.
    Während ich mich in die Schlange an der Kasse einreihe, male ich mir den heutigen Abend aus, ein kurzes Zögern, als ich überlege, ob wir überhaupt verabredet sind. Und: Ist er überhaupt so ein Mann, dem man mit nichts unter dem Mantel entgegentritt?
    Hallo, Sie, sagt die Verkäuferin mit dem schillernden Augen-Make-up, und da merke ich, dass ich an der Reihe bin.
    Ich behalte ihn gleich an, sage ich.

15.26 Uhr
    Mit einem endgültigen Klack hat sich die Kasse der Verkäuferin geschlossen, sie selbst wendet sich der nächsten Kundin zu.
    Die zwei Scheine brennen in meiner Hand, ich will sie loswerden, aber erst muss ich den Mantel ausziehen, ich renne in die Umkleidekabine und zerre mir das Teil vom Körper, so hastig, dass ich mit dem Saum an der Schnalle meines Stiefels hängen bleibe, Vorsicht, es darf nichts kaputtgehen, sonst kann ich es nicht umtauschen, und dann bekomme ich den Hunderter nicht zurück, und dann kann ich ihn nicht zurückgeben, nein, das ist undenkbar, ich müsste dann einen anderen Schein zurückgeben, es könnte einer aus dem Automaten sein oder einer, den ich mir leihe, Sonja würde mir Geld leihen, das tut sie öfter, aber nein, es muss derselbe Schein sein, es ist von großer Bedeutung, dass es genau derselbe ist, angenommen, es wäre ein anderer, da würden seine grauen Augen sofort erkennen, dass ich von den Scheinen Gebrauch gemacht habe so wie er von mir, ja, Else, werden die Augen sagen, auch wenn du mir den Betrag zurückgibst, in der Zwischenzeit hast du deinen Kredit genutzt, wir sind also quitt, die Zinsen eines Tages, so günstig bist du, Else, waren drei Hunderter zu viel für eine Nacht voller Ferkeleien?
    Ich wäre nicht frei, wenn es nicht derselbe Schein ist. Kann man überhaupt noch einmal frei sein, wenn man unwissentlich Hurendienste geleistet hat, oder versklavt so etwas einen Menschen auf ewig?
    Durchatmen, ganz tief. Ich werde den Schein zurückbekommen. Notfalls mit Gewalt. Ich könnte die Tusse zur Herausgabe zwingen, vielleicht erschlage ich sie ganz einfach.
    Durchatmen, noch mal. Vielleicht ist es ein Missverständnis. Auf jeden Fall muss ich ihn anrufen, sofort. Zum Glück steckt seine Visitenkarte in meinem Portemonnaie, als ich sie herausziehe, fällt mir ein, weswegen. Als er pinkeln war, habe ich seine Jackentaschen durchsucht, ich wollte wissen, ob sich darin etwas Verräterisches findet, ein Hinweis darauf, dass dieser Traummann vergeben oder ein Arschloch ist oder beides. Ich weiß nicht, was ich zu finden hoffte, ich fühlte mich wie in einem Film, also benahm ich mich auch so, ich wäre über eine Knarre nicht überrascht gewesen oder über geheime Dokumente, ich fand aber nur einen Stapel identischer Visitenkarten, die alles bestätigten, was er gesagt hatte, winzige Häuser waren als Logo darauf, ich steckte eine davon ein, und dann kam er zurück, und wir knutschten und tranken weiter.

16.22 Uhr
    Ich habe meine alten Sachen aus der Tüte geholt und angezogen.
    Als ich endlich zu Hause ankomme, bin ich erschöpft, ich habe den Schein, nach dem Umtausch bin ich noch mal rein und habe mir den Mantel einfach genommen, der Alarm hat applaudiert, als ich mit wehenden Haaren aus dem Laden gerannt bin, ich werde ihn nie mehr ausziehen, den Mantel, er ist fast unbezahlbar, er kostet ein Drittel der letzten Nacht.
    Es ist komisch, bei ihm in der Firma anzurufen, ich bin aufgeregt und verhasple mich, als ich der kühlen Stimme am anderen Ende erkläre, wen ich sprechen will.
    Bedaure, sagt die Stimme, die Herren sind in einer Besprechung.
    Sagen Sie ihm, es ist wichtig, sage ich, Else ist hier, von gestern. Ich höre das Getrippel hoher Absätze, warum schaltet sie nicht das Gedudel von der Kleinen Nachtmusik an oder was sonst so in der Warteschleife läuft, will sie, dass ich ihre Absätze höre? Klack, klack, klack, ich kann mir den Rest vorstellen, es ist genau die Sekretärin, die ich vorhin schon im Kopf hatte, als ich überlegte, welche Typen Mann ihre Sekretärinnen vögeln, sie sieht aus wie eine Hitchcock-Blondine, im 21. Jahrhundert haben diese Frauen Brillen auf in Pink oder

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