P S: Verzeih mir!: Roman (German Edition)
unterbrach ihre Gedanken und ließ sie fast hoch in die Luft hüpfen.
»Mademoiselle! Mademoiselle!«, ertönte eine dringlich klingende Stimme im Flur.
»Komme!« Die Stimme war so beharrlich, dass Leonie nicht zweimal überlegte, bevor sie die Tür aufmachte und den Hotelportier draußen vorfand.
Neben ihm stand ein großer durcheinander wirkender Mann, der einen Koffer in der Hand hielt, der genauso aussah wie der, der offen auf dem Bett hinter ihr lag. Und anders als der in ihrem Besitz, dessen eine Hälfte des Inhalts in einem Haufen herumlag, sah dieser Koffer völlig unberührt aus.
Sie wünschte von ganzem Herzen, dass sich der Boden unter ihren Füßen öffnen und sie verschlingen möge, als der ungläubige Blick des Mannes von dem unordentlichen Stapel auf ihrem Bett zu Leonie glitt und zu der Schachtel, die sie immer noch in der Hand hielt.
»Was zum Teufel glauben Sie, dass sie da tun?«, keuchte der Mann und entriss Leonies vorsichtig ausgestreckter Hand den Ring. »Der gehört Ihnen nicht!«
»Es tut mir leid, ich …« Leonie war aufs äußerste beschämt. Kein Wunder, dass der Typ sich aufregte, sie würde das auch tun, wenn sie auf einen Fremden träfe, der ihre persönlichen Habseligkeiten durchwühlte. »Hören Sie, es ist nicht so, wie es aussieht. Ich habe den Koffer nur nach einem Namen oder einer Adresse durchsucht …«
Sie verfluchte sich für ihre Dummheit und schlichte Neugierde. In Wahrheit waren all ihre Vorsätze, den Besitzer zu finden, zum Fenster hinausgeflogen, sobald sie angefangen hatte in seinem Gepäck herumzuwühlen. Warum hatte sie es nicht einfach sein lassen?
»Nach einer Adresse suchen! Haben Sie geglaubt, Sie würden sie innen im Ring finden, ja?«
»Nein, er ist einfach aufgetaucht und …« Sie sah hilflos zum Portier, der dastand und genauso entsetzt über ihr Verhalten schien. »Es ist wirklich alles ganz unschuldig, ehrlich.« O Gott, das Hotel würde sie doch nicht der Polizei übergeben, oder? Sie wusste, dass in manchen dieser Länder die Strafe für Diebstahl Gefängnis war oder manchmal sogar noch schlimmer – dass man zum Beispiel die Hand abgehackt bekam. O Gott, man stelle sich nur vor, im tunesischen Äquivalent des Bangkok Hilton eingesperrt zu werden, nur weil sie einfach neugierig gewesen war.
»Und wenn ich mir vorstelle, dass ich mir ein Bein ausgerissen habe und den ganzen Weg hierhergekommen bin, um Ihnen Ihren Koffer zurückzugeben …« Er hielt in seinem Tun inne, das darin bestand, seine Sachen wieder in den Koffer zurückzuwerfen, und fuhr sich frustriert mit der Hand durchs Haar, und trotz der beschämenden Umstände konnte Leonie nicht anders, als zu bemerken, wie unglaublich gut bemuskelt seine Arme und dass seine Augen dunkelblau, fast violett waren. Das Bild, das sie sich von diesem Typen nach seinen Sachen gemacht hatte, widersprach derart der Realität, dass es fast erschreckend war.
»Es tut mir so leid«, wiederholte Leonie, die sich derart schämte, dass sie nicht mal versuchen konnte, ihr Tun zu verteidigen. »Ich wollte wirklich nicht aufdringlich sein. Danke, dass Sie mir meinen Koffer zurückgebracht haben. Ich weiß das wirklich zu schätzen und hoffe, dass Sie sich nicht zu sehr bemühen mussten.«
»Nun, ich bin nur froh, dass ich rechtzeitig hergekommen bin, wer weiß, wo dieser Kram sonst gelandet wäre«, grummelte er.
Unwillkürlich merkte Leonie, wie sie die Stacheln aufstellte. War er es nicht gewesen, der all das hier erst verursacht hatte?
»Jetzt halten Sie aber mal eine Sekunde die Luft an. Wofür halten Sie sich denn, einfach hier hereinzuplatzen und mich aller möglichen Dinge zu bezichtigen?«, gab sie zurück, und die Hitze stachelte ihre Gereiztheit erneut an. Unter normalen Umständen würde sie nicht im Traum daran denken, so zu reagieren. »Ich war am Flughafen und habe mich um meinen eigenen Kram gekümmert und auf meine Sachen gewartet, während Sie Schlaumeier es waren, der sich mit einem Koffer davongemacht hat, ohne diesen zuerst mal zu untersuchen! Also denken Sie mal darüber nach, wer hier wirklich schuld ist, bevor Sie anfangen, mich zu beschuldigen, Ihre kostbaren verdammten … Unterhosen zu klauen!« Dann zuckte sie innerlich zusammen und wünschte, sie hätte etwas anderes als Unterwäsche angesprochen.
Der Mann wandte sich ihr wieder zu, und sein Kiefer zuckte, doch Leonie bemerkte mit einiger Erleichterung, dass auch ein leises Blinzeln in seinen Augen lag.
»Unterhosen«,
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