P S: Verzeih mir!: Roman (German Edition)
dir kommen können.«
Leonie wusste, dass eher die Hölle einfrieren würde, bevor Grace ihre geliebten Neugeborenen allein ließe – und das erwartete sie auch gar nicht von ihr –, ganz zu schweigen davon, dass ihre Freundin zurzeit ganz allgemein ein paar Wochen vorher informiert werden musste, selbst wenn es um so etwas Einfaches wie ein gemeinsames Kaffeetrinken ging. Nein, Grace war kein Fan von Auslandsreisen, weshalb es Leonie ehrlich gesagt nie eingefallen wäre, sie zu bitten mitzukommen. Sie hatte noch ein paar Wochen Jahresurlaub übrig gehabt, und so beschloss sie, sie so gut wie möglich zu nutzen.
Eine schnelle Suche im Internet nach Last-Minute-Urlauben in der Sonne hatte die üblichen Packages in Spanien, Portugal und so weiter ergeben, die sie nicht besonders interessierten. Sie wollte ihren Plan gerade schon ganz aufgeben, als sie auf eine Möglichkeit in Tunesien stieß. Das Land hatte nie ganz oben auf ihrer Liste der Länder gestanden, die sie besuchen wollte, doch es klang ein bisschen interessanter als die Costa del Golf.
Ein paar Tage am Pool, kombiniert mit einem Hauch nordafrikanischer Kultur, das klang gut, und ein bisschen Sonne wäre eindeutig willkommen. Auch wenn es Ende April und fast Sommer war, konnte Leonie sich kaum mehr erinnern, wie die Sonne aussah.
Doch als sie nun ungeduldig am Laufband wartete, während ihr der Schweiß über den Rücken lief und der Geruch von Tabak schwer in der Luft hing, fragte sie sich, ob das wirklich so eine gute Idee gewesen war. Ihr wäre es egal gewesen, doch sie hatte nur einen winzigen Koffer mitgenommen, der klein genug war, um an jedem anderen Tag als Handgepäck durchzugehen, wären da nicht die altmodischen und restriktiven Regeln dieser Fluggesellschaft gewesen. Kaum erstaunlich, hatte die alte 737, mit der sie geflogen waren, doch durchgesessene Sitze und ein Unterhaltungsprogramm, das außer Betrieb gewesen war, und sah aus, als ob sie mit wenig mehr als Tesafilm zusammengehalten würde.
Ein paar Minuten später entdeckte Leonie endlich ihren kleinen Koffer, einen der wenigen, die nicht mit bunten Bändern und anderen besonderen Kennzeichen geschmückt waren. Vor dem Terminal winkte sie sich ein Taxi und war zu ihrer großen Erleichterung bald auf dem Weg in ihr Hotel.
Fast sofort spürte sie, wie ihre Gereiztheit nachließ und ihr Körper sich entspannte, als sie aus dem Fenster des Taxis schaute und ihre neue Umgebung in sich aufzunehmen begann. Es lag stets etwas wundervoll Ansteckendes darin, irgendwo neu anzukommen, und auch wenn es auf dem Weg vom Flughafen nicht schrecklich viel zu sehen gab, war es doch immer noch fesselnd.
Alleine oder nicht, dies war der Hauptgrund, warum sie hergekommen war. Es war über ein Jahr her seit ihrer letzten Beziehung, und sie hatte keine allzu großen Hoffnungen, bald eine neue anzufangen. Es war schwierig, mit dreißig in Dublin Single zu sein; das alte Klischee, dass alle Guten schon weg waren, stimmte sehr wohl. Und Leonie war des Karussells müde geworden, das darin bestand, mit ihren Freundinnen in Nachtclubs zu gehen und zu hoffen, dort auf den Richtigen zu stoßen. Das schien nie zu geschehen, und ganz ehrlich hatte sie auch nicht länger die Energie für so etwas. Wenn sie jemanden kennenlernte, dann würde sie eben jemanden kennenlernen, doch sie würde sich nicht aktiv auf die Suche nach ihm machen.
Natürlich würde sie das gerne haben, was Grace jetzt hatte – den liebevollen Ehemann, die zauberhaften Kinder und einen Haufen erweiterte Familie in der Nähe. Doch da ihre Eltern am anderen Ende der Welt lebten und kein Mann in Sicht war, war das ja keine Option, oder? Nun ja, dachte Leonie und versuchte jeden negativen Gedanken aus dem Kopf zu vertreiben und sich auf eine schöne Woche voller Sonne und Entspannung zu konzentrieren.
Auf dem Weg vom Flughafen hatte die Architektur sehr an Tausendundeine Nacht erinnert, weshalb sie sich ein wenig enttäuscht fühlte, als das Taxi schließlich vor einem gut erhaltenen, aber sehr normal aussehenden Touristenhotel vorfuhr. Sie hatte auf etwas ein bisschen Exotischeres und Interessanteres gehofft. Doch zum Teufel – nach ein paar Tagen wäre sie zweifellos froh über den vertrauten Komfort.
Nachdem sie an der Rezeption eingecheckt hatte, ging sie auf ihr Zimmer und sah mit Entzücken, dass ihr Balkon auf einen großen und sehr verlockenden Swimmingpool hinausging. Das Zimmer selbst war elementar, aber sauber, auch wenn es, wie
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