P S: Verzeih mir!: Roman (German Edition)
sehen?«
»Siehst du das hier?« Alex zeigte auf einen der Einträge. »Das ist eine Website für einen Börsenmakler, der einen Nathan Abbott als einen seiner wichtigeren Angestellten auflistet.« Sie drehte sich zu Leonie um, und ihre Augen glänzten vor Vorfreude. »Das passt doch sicher zu dem Anzug und der Aktentasche, oder?«
»Das nehme ich an.«
»Und vielleicht hatte ich ja unrecht wegen des Bundesstempels, aber wenn er Briefe aus dem Büro schickt, wären sie ganz sicher frankiert«, fuhr Alex begeistert fort. »Natürlich ist hier kein Foto dabei, aber er ist der einzige Nathan Abbott, der bei der Suche herauskommt und der passt. Alle anderen sind zu jung oder zu alt. Doch das Größte ist«, sagte sie, während ihre Erregung wuchs, »dass das Büro in der Stadt liegt, gleich gegenüber von dem TransAmerica-Gebäude.«
Kaum eine Meile von hier entfernt, dachte Leonie, deren Herz jetzt ebenfalls vor Aufregung zu rasen begann.
»Du solltest ihn morgen anrufen und ihm ein paar Fragen stellen«, riet Alex und klickte die Kontaktseite des Büros an.
Leonie empfand eine seltsame Mischung aus Nervosität und Aufregung. Könnte dies wirklich der Nathan sein, dessen Briefe sie gelesen hatte? Derjenige, der seiner Frau seine unsterbliche Liebe erklärt und sie um Vergebung gebeten hatte? Und wenn ja, was sollte sie zu ihm sagen oder wichtiger noch: Wie um alles auf der Welt sollte sie erklären, wie sie ihn gefunden hatte, ganz zu schweigen von den Briefen?
»Und ja, ich glaube, wir haben vielleicht unseren Mann gefunden«, meinte Alex und grinste Leonie triumphierend an, bevor sie die betreffende Seite auf ihren PC speicherte. »Siehst du – gar nicht so schwer!«
10. Kapitel
H allo, Fremde.« Obwohl Graces Stimme warm klang, spürte Leonie, dass ihre Freundin ein wenig beleidigt war, weil sie sich nicht so oft gemeldet hatte wie anfangs. »Tut mir leid, dass ich so früh anrufe, aber bei der Zeitverschiebung weiß ich nie, wann ich dich erwische.«
»Kein Problem, und es ist toll, von dir zu hören«, erwiderte Leonie mit einem Lächeln. Es war erst kurz nach acht am Morgen, also musste es nach ihrer Rechnung wohl zu Hause Zeit für den Nachmittagstee sein. »Es tut mir leid, dass ich nicht selbst angerufen habe. Es ist ziemlich viel los gewesen, und in der Arbeit ging es wie wild zu …«
Noch während sie die Worte aussprach, wusste sie, dass sie schwach klangen. Im Moment rief sie in Wahrheit nicht mehr so oft an, weil sie versuchte, das meiste von ihrem alten Leben hinter sich zu lassen, zumindest kurzfristig.
»Im Job läuft es also gut?«, fragte Grace.
»Ja, mir gefällt es wirklich dort. Marcy ist wunderbar – du würdest sie mögen, und sie hat mir geholfen, mich hier einzugewöhnen. Ich habe auch angefangen Freunde zu finden.«
Es gab eine kurze Pause. »Oh. Nun, das ist doch sicher gut.«
»Wie geht es dir und den Zwillingen?«
»Oh, sprich nicht von den beiden«, stöhnte Grace und klang nun wieder mehr wie sie selbst. »Warte nur, bis ich dir erzähle, was sie letzte Woche angestellt haben …«
Leonie hörte zu, während ihre arme Freundin die neuesten Streiche der schrecklichen zwei schilderte. Sie und Ray hatten voller Scham entdecken müssen, dass Rocky und Rosie Schokolade bei ihren Einkäufen bei Tesco eingesteckt hatten. Sie hatten es erst gemerkt, als Grace von einem Sicherheitsbeamten freundlich beiseitegenommen und darüber informiert wurde, was los war. »Ich bin fast gestorben!«, sagte sie immer noch entsetzt. »Stell dir nur vor, sie sind kaum drei Jahre alt, und schon benehmen sie sich wie kleine Hooligans! Was um Gottes willen wird aus ihnen werden, wenn sie Teenager sind?«
Unwillkürlich musste Leonie lachen bei der Vorstellung von Rocky und Rosie als eine Miniversion von Bonnie und Clyde. »Was hat Ray gesagt, als du es herausgefunden hast?«
»Er hat gesagt, was er immer sagt, Lee – absolut egal! Nein, wie immer ist es an Mummy, Strafen auszuteilen und die Böse zu spielen.« Leonie wusste, dass Ray nicht gerade ein zupackender Dad und so weich war, dass er wahrscheinlich sowieso nicht in der Lage wäre, irgendeine Strafe auszuüben.
»Ach du Arme. Aber sag mal, wie laufen denn die Urlaubspläne? Als wir das letzte Mal gesprochen haben, warst du gerade dabei, was zu buchen.«
Grace gab ein verächtliches Geräusch von sich. »Ich denke, das ist jetzt eindeutig erst mal auf die lange Bank geschoben. Man kann die beiden doch jetzt nicht aus dem Land
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