P S: Verzeih mir!: Roman (German Edition)
zu finden.
Es war verrückt, sich solche Gedanken darüber zu machen, seine Freunde kennenzulernen. Zum Teufel, wenn sie nur so waren wie Jon, gab es doch nichts, worum sie sich sorgen musste, oder? Auch wenn es eindeutig eine Erleichterung war zu wissen, dass sie den Dresscode richtig interpretiert hatte.
»Einen schönen Abend«, wünschte Leonie, als sie bereit zum Gehen waren. Draußen im Gang zwinkerte sie Alex boshaft zu. »Ich kann es nicht erwarten, alles darüber zu erfahren.«
Alex lächelte. »Du musst nicht aufbleiben«, scherzte sie und folgte Jon nach draußen und die Stufen hinunter zu der wartenden Limousine.
Was Alex besonders verblüffte, als sie am Palast der Schönen Künste ankamen, war, wie herrlich die riesige Rotunde und die darüber thronenden Säulen aussahen, wenn sie von dem ruhigen schwarzen Wasser der Lagune gespiegelt wurden. In Alex’ Augen waren die Säulen immer eindeutig griechisch gewesen, und als sie an Leonies Kommentar zu ihrem Kleid von wegen »griechische Göttin« dachte, zog sie eine Grimasse und fragte sich, ob die anderen Gäste es auch entdecken würden.
»Danke, dass du heute Abend mitgekommen bist, Alex«, sagte Jon, als sie auf eine Gruppe von Gästen zugingen, die Cocktails an der Lagune genossen und deren Gesichter vom Kerzenlicht von unten erleuchtet wurden. »Ich weiß, so etwas ist eigentlich nicht dein Ding, aber da es zugunsten des Krankenhauses ist …«
»He, du musst dich nicht entschuldigen. Ich freue mich, hier zu sein.«
»Wirklich?«, fragte er und zog ungläubig die Augenbrauen hoch. »Du hast nichts dagegen, Aktienhändlerinnen und Risikokapitalistinnen zuzuhören, die mit ihrem Golfhandicap angeben? Und zur Hölle, das sind nur die Frauen«, fügte er boshaft hinzu.
Alex musste lächeln. »Nun ja, vielleicht wäre es nicht meine erste Wahl für einen lustigen Abend …«
»Ich mache es wieder gut, ich schwöre es dir«, versicherte er ihr leise, als einer der Gäste näher kam, dicht gefolgt von einem Kellner mit einem Tablett voller Champagner. Alex nippte ruhig an ihrem Getränk, während sich eine weitere Schar aus teuer gekleideten und eindeutig wohlhabenden Leuten auf Jon stürzte wie ein Taubenschwarm. Schließlich, als das ganze Rückenklopfen und Händeschütteln vorbei war, gelang es ihm, sie vorzustellen.
»Ah, Sie sind also die berühmte Alex«, sagte einer der Männer.
»Berühmt?«, fragte sie mit einem leichten Lachen. »Das glaube ich nicht.«
»Aber fast«, warf Jon ein. »Alex ist Produzentin bei SFTV News«, erklärte er ihnen stolz.
»Produzentin – wirklich?«, erwiderte ein anderer Mann, dessen Augen sich vor Interesse weiteten. »Ich nehme an, die wirtschaftliche Lage ist für euch nicht gerade einfach gewesen.«
»Das stimmt, aber ich produziere eigentlich nicht im Studio«, gab Alex zurück und erklärte, dass Today by the Bay leichtere, eher lokale Nachrichten abdeckte.
»Oh«, sagte eine Frau in jenem hochnäsigen Ton, der Alex nur allzu vertraut war, »mir war nicht klar, dass es um solche Nachrichten geht.«
»Verdammt schwerer, als einfach die Story des Tages aus den nationalen Nachrichten zu übernehmen«, eilte Jon Alex sofort zu Hilfe. »Alex’ Team bringt uns die Dinge, die wir vielleicht sonst niemals sehen würden.« Obwohl Alex sich freute, dass er sich für sie einsetzte, wusste sie, dass es kein Entrinnen vor den herablassenden Blicken gab, die sie ihr zuwarfen. »Nehmt zum Beispiel mal den Bericht, den sie über diesen Ort hier gemacht hat«, fuhr Jon fort und zeigte auf das kürzlich renovierte Innere der Rotunde. »Bis dahin hatte ich keine Ahnung, dass diese unglaublichen Gebäude ohne Instandhaltung auf den Boden der Lagune sinken würden, oder ihr etwa?«
Die anderen nickten höflich, doch sie konnte erkennen, dass sie überzeugt waren, dass die Arbeit, die sie für den Sender machte, nichts als flockige, müßige Unterhaltung für die Massen hervorbrachte. Und wieder einmal musste sie sich fragen, was zum Teufel sie eigentlich machte inmitten all dieser seichten, von sich selbst besessenen Arschlöcher, von denen sie die meisten mit Freuden am Boden der Lagune sehen würde.
Nun, sollten sie doch auf sie herabschauen, dachte Alex, sie arbeitete hart in ihrem Job, härter als die Produzenten im Studio manchmal, und sie hatte nicht das Bedürfnis, sich zu rechtfertigen. Doch wenn sie nicht aufpassten, würde sie vielleicht in Zukunft daran denken, ein Exposé über die inneren
Weitere Kostenlose Bücher