P S: Verzeih mir!: Roman (German Edition)
und Taschengeld. Er war seiner Tochter unglaublich zugetan und immer so großzügig und bereit, seine Beziehung zu Andrea im Gleichmaß zu halten, dass Leonie ihn wirklich bewundern musste.
Heute Abend hatte er für ihren Jahrestag einen Tisch in einem libanesischen Restaurant in der Stadt reserviert. »Es war das, was am nächsten an tunesisches Essen rankam«, hatte er ihr erzählt, und Leonie konnte es nicht erwarten. Da sie jetzt zusammenlebten, war es ja nicht mehr so, dass sie gemeinsame Zeit alleine brauchten, aber es wäre schön, den Anlass ein wenig zu feiern.
In der Mitte des Tages bekam sie einen Anruf von Adam in der Arbeit.
»Lee, hier ist etwas dazwischengekommen, und es wird heute Abend etwas später als sonst. Deshalb ist es wahrscheinlich am besten, wenn ich direkt zum Restaurant fahre und dich dort treffe. Ist das okay?«
»Natürlich. Was glaubst du, wie spät es wird?«
»Nicht zu spät, aber auch nicht früh genug, um heimzugehen und mich umzuziehen. Und apropos, meinst du, dass du mir etwas zum Wechseln mit ins Restaurant bringen kannst? Mein Ben-Sherman-Hemd – das khakifarbene, nicht das blaue – und vielleicht die neue Jeans, die du mir zum Geburtstag geschenkt hast.«
»Sicher. Sonst noch was?«
»Nein. Achte nur darauf, dass es nicht das blaue Hemd ist, ja? Das will ich nicht. Das Ganze tut mir leid, Lee, aber ich kann nichts daran ändern.«
Er klang bedrückt. »Das ist doch wirklich kein Problem«, beruhigte Leonie ihn, »und hetz dich nicht ab. Pass nur auf mit dem Fahren, ja?«
»Das werde ich. Dann bis irgendwann nach sieben?«
»Perfekt.«
Später an diesem Abend ging Leonie, bevor sie das Haus verließ, zum Schrank, um die Sachen zum Wechseln für Adam herauszuholen.
Sie schaute seine Hemden durch und versuchte das khakifarbene zu finden, was ihr problemlos gelang. Sie nahm es von der Stange und hielt dann inne, als sie sich daran erinnerte, wie hartnäckig er am Telefon darauf bestanden hatte, dass es dieses und nicht das blaue sein sollte. Was stimmte mit dem blauen nicht? Musste es gewaschen werden oder …
Es sah Adam eigentlich gar nicht ähnlich, sich so darüber aufzuführen, was er anziehen würde. Wieder ging Leonie die Hemden durch, fand das betreffende blaue Hemd und nahm es heraus, um es sich besser anschauen zu können.
Und dabei entdeckte sie eine Wölbung in der vorderen Hemdtasche, eine Wölbung, die bei näherer Betrachtung verdächtig nach …
Nein! Schnell hängte Leonie das Hemd wieder auf die Stange, während sie versuchte, das zu verdauen. Da war eine kleine Schachtel in der Tasche, eine rote, mit Samt bezogene Schachtel, bei der es sich nur um …
Nein, nein, das war es nicht, sagte Leonie sich, konnte aber nicht anders, als das blaue Hemd noch einmal herauszunehmen. Bevor sie sich’s versah, war ihre Hand schon in der Tasche und die Schmuckschachtel in ihrer Hand.
Wow.
Wollte Adam … plante er … er konnte doch nicht ernsthaft vorgehabt haben, ihr heute Abend einen Antrag zu machen? Aber das musste wohl so sein. Warum sonst hatte er so nervös am Telefon geklungen und war so hartnäckig wegen des Hemdes gewesen, das sie mitbringen (oder besser gesagt: nicht mitbringen) sollte?
Leonie schluckte, und ihr Herz hämmerte laut. Sie wünschte sich jetzt fast, sie hätte die Schachtel nicht erspäht. Eindeutig hatten sich seine Pläne geändert, was also sollte sie tun – sich einfach blöd stellen und warten, bis er eine andere Gelegenheit fand? Doch Leonie war klar, dass sie das nicht würde tun können; die Spannung würde sie umbringen, und wer wusste, wann Adam sich endlich entscheiden würde, es zu tun?
Sie starrte auf die verschlossene Schachtel und fragte sich, wie der Ring wohl aussah. O Gott, das war so seltsam, wenn man bedachte, dass sie letztes Jahr um dieselbe Zeit in fast derselben Situation gewesen war, nur dass diesmal der Ring in der Schachtel sehr wohl ihrer sein konnte …
Verdammt, sie musste einen Blick hinein wagen. Wie sie Adam kannte, musste er wunderschön sein, doch wenn nicht, wüsste sie es wenigstens und wäre vorbereitet, falls er sie mit etwas Schrecklichem konfrontierte.
Leonie versuchte ihr Bestes, dass ihre Hand nicht zitterte, und öffnete die Schachtel. Bestürzt fand sie darin nicht den phantastischen Diamantring, den sie erwartet hatte, sondern einen kleinen gefalteten Zettel. Was zum …?
»Erwischt!«, war die Ein-Wort-Nachricht darin. Leonie drehte den Zettel um, und ihre Gedanken
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