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P., Thomas

P., Thomas

Titel: P., Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Rache Engel
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abgesprungen waren. Und
mich auch noch verpfiffen hatten. Umso mehr fühlte ich mich bei den Angels in
der Bringschuld und wollte die Unzuverlässigkeit meiner Exbrüder doppelt und
dreifach ausgleichen.
     
    3.
     
    Am folgenden Tag rief ich sofort den Präsidenten der Hells
Angels, Charter West Side, an und schlug ihm vor, die ganze Sache etwas zu
beschleunigen. Die Jahresfeier konnte ich ohnehin vergessen, und je eher ich
meine neue Familie fand, so dachte ich mir, desto besser für mich und alle
Beteiligten. Der 81er Boss war einverstanden, und so stand ich schon drei Tage
später, am nächsten Clubabend, in Bremen bereit. Ich war im Angel's Place des
Charter West Side, um meine Ansage zu starten.
    Ich dachte, ich stünde vor der falschen Adresse. Kannte
ich doch bis dahin immer nur vergleichsweise schäbige oder zumindest bescheidene
Clubheime. Aber was sich mir hier in Bremen bot, übertraf alles. Das Clubhaus
der Hells Angels war fast schon ein Palast. Ein edler Altbau, mitten in der
Stadt gelegen und drei Stockwerke hoch. Der allgemeine, für alle zugängliche
Bereich war gefliest - falls es mal ölig wurde, schließlich sollten hier auch
die Maschinen repariert werden. In diese Fliesen eingearbeitet lag ein riesiger
Deathhead zu meinen Füßen - der Totenkopf mit dem geflügelten Helm, das
allgegenwärtige Symbol der Hells Angels. Alleine das war schon mal
beeindruckend und erfüllte garantiert auch seinen Zweck: Einschüchterung.
    Ich schaute mich um. Vom großen Saal gingen Türen weg zu
einem Tattoo-Studio, einem Computerraum und in eine kleine Werkstatt. In dieser
befand sich auch der Notausgang, verdeckt von einem schweren schwarzen Vorhang.
Lustiges Detail hierbei: Nebenan lag eine Schwulen- und Lesbendisco, und wenn
dort mal ein Alarm ausbrechen würde, liefen die ganzen Schwuchteln bei den
Hells Angels durchs Clubhaus. Eine sehr interessante Vorstellung...
    In der Ecke stand ein Kickertisch - und als ausgebildeter
Sicherheitsexperte stellte ich sofort fest, dass mehr oder weniger unauffällig
zahlreiche Kameras angebracht waren, die den ganzen Raum abdeckten.
    Und das war nicht die einzige Form der Überwachung, wie
ich später erfahren konnte. Auch seitens der Behörden interessierte man sich
für die Vorgänge im Clubhaus. Das komplette Haus war von oben bis unten
verwanzt, weshalb in den Clubräumen stets nur über Banalitäten gesprochen
wurde. Dinge wie »Ein Neuer stellt sich vor«, »Wir fahren am Wochenende zur
Party nach Karlsruhe« oder »In Bad Salzuflen wird ein neues Charter
aufgemacht« ... Belanglosigkeiten, die keinen Menschen interessierten.
    Es war wie bei den »Sopranos«. Dort hatte man im Haus über
das Essen oder die Schulprobleme der Kinder gesprochen, während die
»geschäftlichen« Dinge im Garten abgehandelt wurden. In Bremen war das genauso:
Alle Deals, ob klein oder groß, ob legal, weniger legal oder noch schlimmer,
wurden außerhalb des Angel's Place verhandelt. Entweder man ging ein paar
Schritte spazieren, oder man traf sich in einer anonymen Kneipe. Und es
verstand sich von selbst, dass die Mobiltelefone bei solchen Spaziergängen
stets im Clubhaus bleiben mussten. Schließlich wollte man nicht geortet
werden.
    Besonders clever stellten sich unsere Freunde vom
Staatsapparat aber nicht immer an. In Bremen hatten diese hellen Köpfe, die
sich offenbar dem Clubheim gegenüber in einem Haus eingemietet hatten, abends
versehentlich das Licht brennen lassen. Und zur Freude aller Besucher des
Clubhauses konnte man, als es dunkel geworden war, im Fenster die Kamera auf
dem Stativ stehen sehen. Das Objektiv stramm auf den Angel's Place gerichtet.
In solchen Fällen war man natürlich ein braver Staatsbürger, rief bei der
Polizei an und teilte ihnen mit, dass sie doch bitte das Licht in dem Haus
gegenüber noch löschen sollten.
    Der Versammlungsraum im ersten Stock war um die 60
Quadratmeter groß, hatte eine Deckenhöhe von gut vier Metern, dazu Stuck,
Flügeltüren, Fischgrätparkett, Ledersofas, Kühlschrank und war insgesamt
äußerst hochwertig eingerichtet. Auf dem großen Tisch standen Cola, Bier und
andere Dinge bereit, die eine gewisse aufputschende Wirkung hatten. An die Wand
war ein riesiger Deathhead gemalt, vielleicht eineinhalb Meter hoch und drei
Meter breit. In der Mitte stand ein riesiger Tisch aus Massivholz, eine Tafel
wie aus einem Ritterfilm - schließlich sollten an die 30 Mann daran Platz
finden können. Über dem Ganzen schwebte ein Kronleuchter aus

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