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P., Thomas

P., Thomas

Titel: P., Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Rache Engel
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Illusion, dass sich alles ändern würde, sobald
ich bei den Angels ein Member wäre.
    So weit waren wir jedoch noch lange nicht. Denn, so wurde
mir an jenem Abend klargemacht: Anfangen müsste ich als Hangaround - was in
Anbetracht meiner Position bei Gremium MC, wo ich ja Security Chief für den
ganzen Norden war, schon einen empfindlichen Abstieg bedeutete. Aber das war
die Ansage, und daran war nicht zu rütteln. Die Tatsache, dass ich bereit war,
diesen Weg tatsächlich zu gehen, zeigte jedoch, wie tief mein Frust bei
Gremium inzwischen war.
    Als der Präsident mir auch noch sagte, dass der
Monatsbeitrag bei Rot-Weiß 130 Euro betrage, hätte es mich fast aus den Schuhen
gehoben. Das war immerhin mehr als das Dreifache von dem, was ich bei Gremium
MC zahlen musste. Die Begründung leuchtete mir allerdings ein. »Mein Junge«,
sagte der Präsi und grinste, »wenn du als erwachsener Mann keine 130 Euro im
Monat übrig hast, dann hast du irgendwas falsch gemacht.« Und da hatte er
recht. Dann hätte man auch gleich mit seinem Arsch zu Hause bleiben können, antwortete
ich. Die Sache gefiel mir. Mein Entschluss war gefasst.
    Ich blieb an diesem Abend auch länger und erklärte dem
Präsidenten im Laufe der Nacht, dass ich zum 1. Oktober 2005 gerne wechseln
würde. Denn die Einjahresfeier bei unserem Gremium MC Chapter Aurich, das ja
schließlich ein Stück weit auch mein Baby war, wollte ich schon noch mitnehmen.
     
    2.
     
    Es war wohl Ende August 2005, als ich - nur wenige Tage
nach dem Rot-Weiß-Abend - eine E-Mail von Klaus, dem Präsidenten des Gremium MC
Chapter Aurich, in meinem Postfach hatte. Darin stand kurz und sachlich, dass
er mich in Aurich nicht mehr haben wolle, da ich wegen meiner Absicht, zu den Hells
Angels zu wechseln, nicht mehr tragbar sei. Fein! Da hatten also die Fotzen,
die zunächst mit mir wechseln wollten, nicht nur gekniffen, sondern mich auch
gleich noch verpfiffen. Ein ganz edler Charakterzug. Auf Klaus war ich im
Grunde gar nicht sauer. Er konnte nicht anders. Im Gegenteil, er hatte sich
sogar recht fair verhalten. Niemand hätte es ihm übel nehmen können, wenn er
mich ohne Kommentar einfach rausgeschmissen hätte.
    Stattdessen bot er mir an, ins Chapter Rheine des Gremium
MC zu wechseln. Rheine lag in der Nähe von Lingen und wäre also räumlich sogar
günstiger für mich gewesen. Zudem war Rheine ein sehr kleines Chapter, wenige
Member nur, aber dafür sehr gute Leute, und alle kannten mich obendrein schon
wegen meines Amtes als Security Chief, sodass sie mich - wie ich schnell
erfahren konnte - auch unbedingt haben wollten. Die Jungs wussten, dass ich zu
hundert Prozent ehrlich war, schlagfertig in jedem Sinne und nicht davonlief,
wenn es einmal eng wurde.
    Und so wussten die in Rheine auch schon Bescheid, noch
bevor ich via E-Mail erfahren hatte, dass ich in Aurich raus war. Der Präsident
des Rheine-Chapters rief mich persönlich an und kam wenig später mit seinem
Vize bei mir vorbei. Wir saßen lange zusammen, und die Jungs warnten mich
eindringlich davor, bei Rot-Weiß anzuheuern. »Bei uns bist du besser
aufgehoben. Du kriegst auch ein Amt. Und wir können geschäftlich was machen«,
sagte der Präsident, und ich glaubte ihm sogar. Denn in Münster hatte das
Chapter Rheine einen gut gehenden Puff, und man hatte sich auch mit den
Bandidos arrangiert, also dem extremsten Gegenpol zu den Angels.
    Der Präsident sprach weiter: »Bei den Anglern wirst du nur
verheizt, machst die Drecksarbeit, bist der totale Vollhonk und kannst den
Arschlöchern auf ihren Partys die Cola bringen.«
    Ich hätte vielleicht auf den Mann hören sollen. Er war
sehr erfahren im Rocker-Gewerbe und - noch viel wichtiger: Er galt als
sauberer, ehrlicher und vernünftiger Kerl. Ich dagegen war ungebremst und
unerfahren und wollte offenbar mit Volldampf gegen die Wand fahren. Heute weiß
ich, dass es falsch sein kann, unbedingt seine eigenen Erfahrungen machen zu
wollen. Wäre ich damals klüger gewesen, hätte ich den ganzen Scheiß gelassen.
Aber ich musste es ja unbedingt so haben ...
    Ich argumentierte, dass ich den Angels schon versprochen
hätte, meine Ansage zu machen. Was für ein sinnfreies Argument - aber so war
ich damals. Aufrecht bis zur Selbstaufgabe. Ich hatte versprochen, zu den Hells
Angels zu wechseln und mehrere Leute mitzubringen. Deshalb sah ich mich
gezwungen, das nun auch durchzuziehen. Ich wollte noch nicht einmal kapieren,
dass die feigen Arschlöcher von Gremium-Brüdern längst

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